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Autor Thema: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009  (Gelesen 23942 mal)

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nordlicht

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #15 am: 05.06.2009, 18:05 Uhr »
Die Fotos vom Ruby Beach haben es mir angetan :D. Ich kann gut nachvollziehen, weshalb du dich so schwer von dort losreißen konntest.
Und das sind nur die Fotos, in echt ist der vieeeeel schoener!!!
Vielen Dank auch für die Aufnahmen vom Ruby Beach! Das weckt viele schöne Erinnerungen. Die Strände im Nordwesten sind einfach gigantisch. Wenn man zwischem dem riesigen Treibholz steht und sich vorstellt, was für Kräfte da gewirkt haben um es an der Küste so aufzustapeln, dann kommt man sich sehr klein vor.
Stimmt! Ich fand in dem Zusammenhang die Warnschilder auch interessant, das es lebensgefaehrlich ist bei Hochwasser im Treibholz rumzuturnen. Wenn das Wasser das in Bewegung setzt, hast Du ein Problem.
So, und jetzt freu ich mich schon auf den nächsten Tag.



Ich auch!  :popcorn: :pepsi:
Willkommen im Nordwesten, Crimson Tide! Dann will ich Euch mal nicht warten lassen:
Hoh

Sa. 23.5.2009

Nach einer recht kuehlen Nacht wachen wir morgens bei nebligen Wetter auf. Waehrend wir fruehstuecken, kommt der junge Hund unseres Nachbarn neugierig heruebergelaufen. Als er von seinem Herrchen mit "Kommst Du wohl her!" zurueckgepfiffen wird, daemmert uns, dass der nette Amerikaner mit dem grossen Wohnmobil von nebenan wohl gar nicht sooo amerikanisch ist. In der Tat er ist Hesse und lebt mit seiner texanischen Frau in Aberdeen und den Campingplatz besucht er, damit sein Sohn mit dem Sohn des bayrischen Besitzerpaerchens des Campingplatzes Deutsch sprechen kann. Wir sind also offenbar mitten in den Olympics am Hoh-Regenwald zuefaellig in einer deutschen Enklave gelandet. Mit dieser neuen Erkenntnis marschiere ich zum kleinen Laden des Campingplatzes, um uns anzumelden. Allerdings guckt mich die Frau hinter dem Tresen wie ein Auto an, als ich sie auf Deutsch zuquatsche. Peinlich! Damit haette ich jetzt auch die amerikanische Angestellte auf dem Campingplatz  kennengelernt.

Inzwischen hat sich die Sonne durch den Morgennebel gebrannt und wir machen uns auf zum Hoh-Regenwald. Der Campingplatz liegt wirklich guenstig, nach nur 10 Minuten sind wir am Eingang zum Nationalpark. Ein erster kurzer Stop am Weg ist an einer ueberdimensionalen Spruce, die von den Dimensionen her ein wenig an die Redwoods erinnert. Der Parkplatz am Visitors Center ist weniger voll als erwartet. Vielleicht sind wir mit unserem Campingplatz direkt vor der Haustuer auch nur sehr frueh da. Direkt am Visitors Center gibt es einen kurzen Lehrpfad von dem zwei kurze, etwa eine Meile lange, Trails abgehen: der "Hall of Mosses" und der "Spruce Nature"-Trail. Wir laufen die beiden Trails und bewundern die moosbewachsenen Baeume, fuer die der Hoh bekannt ist. Dazu kommen noch alle moeglichen anderen Pflanezen, wie die witzigen Farne, die beim Abrollen wie Elefantenruessel aussehen. Die sollen wohl jung (Farne nicht Elefanten)auch mit etwas Oel und Pfeffer angebraten gut schmecken....
   
Was mich aber besonders fasziniert sind die Nurse-Trees. :dozent: Da sie im Wettbewerb auf dem Boden schwer mit anderen Pflanzen konkurrieren koennen, wachsen die Spruces und Hemlocks bevorzugt auf umgefallenen Staemmen anderer Baeume, den Nurse Trees. Erst sieht man also kleine Baeumchen auf anderen Baeumen, dann wachsen die Wurzeln der jungen Baeume um den sterbenden Stamm herum zum Boden und wenn der Nurse Tree schliesslich verrottet ist, erkennt man nur noch an der verwurzelten Struktur der Staemme kurz ueber dem Boden, das das Leben des Baumes gar nicht auf dem Boden begonnen hat.

Nach den beiden Trails am Visitors Center beschliessen wir den Hoh River Trail, der zu den Blue Meadows fuehrt zumindest eine Weile zu laufen und dann umzukehren. Ausser uns sind einige Backpacker mit Zelt und allem unterwegs, die offenbar den Mehrtagestrip zu den Blue Meadows angehen. Einer hat sogar eine komplette Kuehlbox am Rucksack baumeln. War da nicht was mit Schnee auf dem Trail? Aber gut vielleicht braucht er die Kaltgetraenke fuer den Hike. Wir gehen im Wald am Fluss entlang. An einigen Stellen lugt sogar Mt.Olympus zwischen den anderen Bergen und den Baeumen hervor.
 
Wir laufen bis zum Mineral Creek, der mit einem kleinen Wasserfall, in den Hoh River fliesst.
 
Nachdem wir den Wasserfall gebuehrend bewundert haben machen wir es uns auf dem Kiesbett am Ufer des Hoh Rivers, eines milchig blauen Gletscherflusses, bequem und geniessen sowohl die wunderschoene Landschaft mit Wald, Bergen und Fluss als auch unser Lunchpaket mit Studentenfutter, Jerky und Apfel ausgiebig.
 
Mit vielen kleinen Stops am Weg geht es dann zurueck zum Visitors Center und kurz darauf sind wir wieder am Campingplatz.
Als wir dabei sind unseren Kocher fuer das Abendessen anzuschmeissen, kommt unser Nachbar vorbei und laedt uns und zusammen mit den Camp-Besitzern zu einem Grillabend ein. Er hat einen ganzen Teller voller Schweineschnitzel und ein kleines Steak fuer seine Frau, die als Amerikanerin lieber Rind mag. Und dazu noch eine Menge Wuerstchen. Ausserdem gibt es original Duesseldorfer Loewensenf, Kartoffelsalat und selbstgebackenes Vollkornbrot. Wir steuern unseren Bestand an Mirror Pond von der Deschutes Brewery in Bend bei. Wenig stilecht, aber wir haben leider kein Flens dabei. Es wird ein sehr netter Abend. Der Hesse hat in einem Saegewerk in Aberdeen gearbeitet und erzaehlt vom Betrieb dort. Irgendwann kommt er auf Unfaelle zu sprechen. Erst ein paar Leute deren Finger dran glauben mussten. Nach ein paar Bieren mehr sind es schon ganze Arme und als er dann auch noch eine Buddel deutsches Birnenwasser in die Runde schmeisst, berichtet er von jemandem, der in einem riesigen Schredder vergessen wurde, was man nur dadurch festgestellt hat, dass die Holzspaene rot wurden.

Ausserdem stellt sich raus, dass das bayrische Besitzerehepaar nur zu Haelfte bayrisch ist. Sie ist naemlich Amerikanerin und am Hoh gross geworden. Ihr Deutsch bzw. Bayrisch klang fuer mich als Nordlicht so ueberzeugend, dass ich nie auf die Idee gekommen waere, dass es nicht ihre Muttersprache ist. Sie sagt aber, dass ihre Schwiegereltern meinen, sie spreche "Preissisch".
Als es dunkel wird schmeissen wir ein Lagerfeuer an und schnacken noch lange auf Englisch, Preissisch, Texanisch, Bayrisch, Hessisch,....
Es ist einer dieser Abende wo man gar nicht ins Bett will.

Palo

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #16 am: 05.06.2009, 18:45 Uhr »
Wie schoen, alles herrlich gruen, gruen, gruen und blau bist du mit dem Hessen und dem Bayern auch geworden  :bier: du hattest es ja versprochen  :lol: :lol:
Gruß

Palo

wuender

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #17 am: 05.06.2009, 19:14 Uhr »
Ein sehr schöner Bericht - die Bilder wecken Erinnerungen an eine tolle Gegend, die ich unbedingt nochmal besuchen muss.

Witzigerweise heben wir, als wir dort waren, teilweise sogar fast die selben Fotos wie Du gemacht:


Nurse Tree im Olympic National Park

Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Schöne Grüße,
Dirk

SEA2009

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #18 am: 05.06.2009, 19:16 Uhr »
bis jetzt sehr schöner bericht und sensationelle fotos!! (hmmm, doch noch umplanen?!  :think:)
aber vor allem diese stelle lässt mich grad nicht los:
Zitat
Damit haette ich jetzt auch die amerikanische Angestellte auf dem Campingplatz  kennengelernt.
:lachroll: für sowas hab ich auch ein talent.
du solltest wirklich öfter schreiben!
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Angie

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #19 am: 05.06.2009, 23:54 Uhr »

Dazu kommen noch alle moeglichen anderen Pflanezen, wie die witzigen Farne, die beim Abrollen wie Elefantenruessel aussehen. Die sollen wohl jung (Farne nicht Elefanten)auch mit etwas Oel und Pfeffer angebraten gut schmecken....

Wenn ich das vor 2 Wochen gewusst hätte, hätte ich es doch glatt probiert :wink: Nun muss ich halt warten.

Als begeisterte Wandersfrau genieße ich eure Hikes!! Die tollen Fotos tun ihr übriges :D.

Viele Grüße,
Angie

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Utah

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #20 am: 06.06.2009, 11:11 Uhr »
Darfst gerne noch mehr von der Sorte liefern :D

Dem kann ich mich nur anschließen, möchte mehr von der Ecke haben.  :D  :daumen:
Viele Grüße
Utah



Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben.

ilnyc

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #21 am: 06.06.2009, 16:47 Uhr »
Grandiose Natur! Bestätigt mich darin, da auf jeden Fall mal ausgiebig hin zu reisen. Die Nurse Trees sind auf jeden Fall all Eure Fotos wert!

michaels-pictures

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #22 am: 07.06.2009, 16:47 Uhr »
Wieder ein klasse Tagesbericht. Den Hoh-Rainforest mit seinen moosbehangenen Bäumen fand ich auch klasse. Auf den Fotos ist zu sehen, daß Ihr Sonnenschein hattet. Bei bedecktem Himmel und idealer weise kurz nach einem Regen finde ich die Wälder im Nordwesten, und speziell den Hoh, nochmals faszinierender.

Die Welt ist aber wirklich ein Dorf, da macht Ihr ja fast schon sowas wie Heimatabend auf der Olympischen Halbinsel. :D
Hat sich eigentlich der Trail im Laufe des Tages noch mehr gefüllt? Hat man auch auf dem Trail deutlich gemerkt, daß Memorial Day ist? Oder war es "wie immer", sprich 5 Minuten vom Parkplatz entfernt war man mehr oder weniger allein unterwegs?
Ich kenne das so von den amerikanischen Naturfotografen. Denen sagt man nach, daß sie sich weiter von Ihrer Frau entfernen als von ihrem Auto. :wink:

Ausser uns sind einige Backpacker mit Zelt und allem unterwegs, die offenbar den Mehrtagestrip zu den Blue Meadows angehen. Einer hat sogar eine komplette Kuehlbox am Rucksack baumeln. War da nicht was mit Schnee auf dem Trail?

Vielleicht wollte er ja nur Eis holen gehen? :lol:

Viele Grüße,
Michael

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Richie

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #23 am: 07.06.2009, 17:42 Uhr »
Hallo,

wirklich ein toller Bericht mit wunderschönen Fotos, bei dem so manche Erinnerung an unseren Abstecher zum Olympic wieder hochkommt.
Besonders die Fotos vom Strand sind genial.

Viele Grüße
Richie
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that has made all the difference." r. frost

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nordlicht

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #24 am: 08.06.2009, 22:16 Uhr »
du hattest es ja versprochen  :lol: :lol:
Das ist jetzt aber nicht der Grund, warum blau meine Lieblingsfarbe ist...

Witzigerweise heben wir, als wir dort waren, teilweise sogar fast die selben Fotos wie Du gemacht:
Stimmt das ist exakt derselbe Baum. Und es ist ja nicht so dass der Wald knapp an Baeumen ist...
Ich hatte aber dasselbe bei Eurem Nordwest-Bericht, da kamen mir auch ein paar Bilder sehr vertraut vor.

du solltest wirklich öfter schreiben!
Darfst gerne noch mehr von der Sorte liefern :D

Dem kann ich mich nur anschließen, möchte mehr von der Ecke haben.  :D  :daumen:
Erstmal Material dafuer haben... ;-) Aber wenn ich hier fertig bin werde ich mal Fotos sichten, ob ich genug vernuenftige habe, um irgendwann mal einen weiteren Bericht zu schreiben. Jetzt freue ich mich erstmal, dass Euch der aktuelle Bericht so gut gefaellt.

Wieder ein klasse Tagesbericht. Den Hoh-Rainforest mit seinen moosbehangenen Bäumen fand ich auch klasse. Auf den Fotos ist zu sehen, daß Ihr Sonnenschein hattet. Bei bedecktem Himmel und idealer weise kurz nach einem Regen finde ich die Wälder im Nordwesten, und speziell den Hoh, nochmals faszinierender.
Da muss ich Dir absolut Recht geben. Ich hatte auch den Gedanken, dass der Wald im Sonnenschein zwar schoen ist, aber im Regen, wenn es von all den Flechten und Moosen getropft haette, waere es nochmal eine ganz andere Faszination gewesen. Aber meine Guete, da hat im Mai im Nordwesten einen Haufen sonnige Tage, da werd ich mich doch nicht beschweren und nach Regen rufen. ;-)
Zitat
Hat sich eigentlich der Trail im Laufe des Tages noch mehr gefüllt? Hat man auch auf dem Trail deutlich gemerkt, daß Memorial Day ist? Oder war es "wie immer", sprich 5 Minuten vom Parkplatz entfernt war man mehr oder weniger allein unterwegs?
Also der Parkplatz war hinterher deutlich voller. Da wir die beiden populaeren kurzen Trails ganz am Anfang gemacht haben, denke ich mir, haben wir dort den ganz grossen Ansturm verpasst. Spaeter waren wir dann auf dem River Trail und die Leute dort waren meist Backpacker, die irgendwo campen wollten und nicht so viele Tagestouristen. An einen aelteren Fotografen erinnere ich mich noch, der mit der Kamera um den Hals forschen Schrittes und suchenden Auges durch den Wald marschierte mit der Ehegattin im Schlepp, die mit Rucksack, Stativ und Wechselobjektiven bepackt hinter ihm herhechelte.

Grandiose Natur! Bestätigt mich darin, da auf jeden Fall mal ausgiebig hin zu reisen. Die Nurse Trees sind auf jeden Fall all Eure Fotos wert!
Ein weiterer Nurse Tree Fan. Willkommen im Club ;-)

wirklich ein toller Bericht mit wunderschönen Fotos, bei dem so manche Erinnerung an unseren Abstecher zum Olympic wieder hochkommt.
Besonders die Fotos vom Strand sind genial.
Wann wart Ihr dort? Auch in etwa dieselbe Route?

Als begeisterte Wandersfrau genieße ich eure Hikes!! Die tollen Fotos tun ihr übriges :D.
Als begeisterte Wandersfrau kann ich Dir nur empfehlen nicht nur die Fotos zu geniessen, sondern irgendwann auch mal die Hikes selber. Der Nordwesten ist wunderbar zum wandern.

So tut mir leid, das ich Euch habe so lange warten lassen, aber ich war am Wochenende unterwegs. Jetzt gehts weiter:

Strandtag


So 24.5.2009

Die vorherige Nacht wirkt am naechsten Morgen kaum nach, was ja angeblich fuer die Qualitaet des konsumierten Alkohols sprechen soll.
Heute ist Strandtag angesagt. Allerdings ein Strandtag wie im Nordwesten ueblich ohne Handtuch und Badehose stattdessen mit festem Schuhwerk und Fleece-Pulli.
Als erstes konsultieren wir also unseren Tidenkalender und stellen fest, dass wir die Ar$@&karte gezogen haben. Niedrigwasser morgens in aller Herrgottsfruehe und abends kurz vor sieben. Allerdings ist das am Abend deutlich ueber dem mittleren Niedrigwasser. Soviel also zum Thema Tidepools. :-(
Naja man kann nicht alles haben. Wir debattieren kurz ob wir zurueck fahren, um den wunderschoenen Ruby Beach auch nochmal bei Tag zu erleben, aber entscheiden uns letztendlich dagegen *schnief* und fahren nach La Push an der Kueste. In ihrer grenzenlosen Fantasie haben die Leute dort ihre Strande durchnummeriert. Sonst nennen sie doch alles was nicht bei drei auf den Baeumen ist nach einem Praesidenten, vorzugsweise Washington. Aber nein, kein, Washington, Jefferson und Lincoln Beach sondern First, Second, Third,... Da weiss man wenigstens in welcher Reihenfolge sie kommen.
Der First Beach ist mehr oder weniger direkt in La Push suedlich der Muendung des Quillayute River. Es scheint so als ob der ganze Ort Familienausflug am Strand macht. Wir entscheiden uns gegen einen laengeren Spaziergang hier und wollen uns gerade auf den Weg zum Second Beach machen, als ich einen ziemlich grossen Vogel im Baum direkt ueber uns entdecke. Braune Federn und mit ein bisschen Kopf verrecken auch ein Paar weisse. Da sitzt also direkt ueber unseren Koepfen ein Weisskopfseeadler im Baum. Ich verfalle in Hektik. Ich habe zwar schon den einen oder anderen dieser majestaetischen Voegel gesehen, aber noch nie von so nahe, dass ich mir Sorgen um meine Jacke machen muss, wenn er ein Haeufchen macht. Ich renne also wie ein aufgeschuchtes Huhn permanent um den Baum herum und versuche den Vogel zu fotografieren. Warum muessen diese dummen Baeume aber auch so viele Aeste haben, immer ist einer im Weg. Ausserdem erinnere ich mich wieder warum ich seit laengerem mit dem Gedanken spiele, den Weihnachtsmann um eine ordentliche Kamera zu bitten. Was soll ich jetzt hier mit meinen neuen Inline-Skates, ich brauch eine vernuenftige Kamera mit einem ordentlichen Tele. Dann koennte ich bildfuellende Portraits von dem Adler schiessen, aber so..

Den Adler jucken meine hektischen Versuche ihn fuer das Familienalbum festzuhalten scheinbar ueberhaupt nicht. Ungeruehrt sitzt er auf seinem Ast und guckt in die Ferne. Irgendwann beschliesse ich, dass ich fototechnisch das Beste aus der Situation herausgeholt habe und bewundere das Tier einfach nur noch eine ganze Weile bevor es mit dem Auto weiter zum Second Beach geht.
Zum Second Beach fuehrt ein kleiner Trail durch den Wald in dem es wieder viel Moos und Flechten gibt. Verstohlen gucke ich, ob ich in diesem Maerchenwald vielleicht doch einen Hobbit entdecke, aber die tarnen sich zu gut. Dafuer sehen wir einige Banana Slugs, grosse Nacktschnecken. Angeblich betaeubt es die Zunge wenn man sie ableckt. Irgendwie muss man alles ja mal erlebt haben.... und es stimmt!

Der Second Beach ist dann wieder ein feuchter Traum fuer mich Kuestenkind. Wir klettern durch das Treibholz zum Strand runter, spazieren auf der ganzen Laenge hoch und runter, beobachten die Wellen und bewundern die Felsformationen inklusive eines Lochs im Felsen. Habe ich eigentlich schon mal erwaehnt, dass ich diese Kueste liebe???
 
Nachdem wir viel Zeit am Second Beach verbracht haben, entscheiden wir uns nur noch einen anderen Strand in der Gegend zu besuchen und dann zum Cape Flattery zu fahren. Die Wahl faellt auf den Rialto Beach. Daran ist der Name  nicht ganz unschuldig. Wenn die sonst einfach nur Straende nummerieren muss ein Strand mit Namen und dazu noch so einem poetischen Namen ja was ganz Besonderes sein. Da der Rialto Beach noerdlich der Flussmuendung liegt und es in La Push keine Bruecke gibt, muessen wir ein Stueck ins Land rein fahren, um zum Rialto Beach zu kommen.
Auch hier ist viel los. Aus irgendeinem Grund scheint dieser Strand bei Indern beliebt zu sein, jedenfalls sieht man sehr viele hier am Strand. Aber je weiter man vom Parkplatz weg ist, desto weniger Leute sind mit einem unterwegs. Wir marschieren bis zum Split Rock am anderen Ende des Strands. Dort sehen wir dann auch das zweite "Hole in the Rock" des Tages.
   
Ein sehr schoener Strand auch wenn mir trotz des faden Namens der Second Beach noch ein Stueckchen besser gefallen hat.
Dann geht es auf die etwas laengere Fahrt in den aussersten Nordwesten des Nordwestens, nach Cape Flattery. Manchmal liest man auch es waere der westlichste Punkt der Lower 48, aber da gibt es noch zwei andere Kaps, Cape Blanco und Cape Alava, die haeufiger genannt werden. Offenbar haengt es vom Wasserstand und was weiss ich ab, wo der westlichste Punkt ist. Der Titel "nordwestlichster Punkt der Lower 48" ist allerdings unumstritten. Und ganz huebsch soll es dort nebenbei auch noch sein. Und dem ist auch so! Eine funkelnagelneue Strasse fuehrt von Neah Bay zum Trailhead, von wo aus man einen kurzen Trail zum Kap laeuft.

Wir geniessen die Aussicht ueber das zerklueftete felsige Kap, in dem viele Voegel nisten, hinueber zum vorgelagerten Tatoosh Island und ueber die Schiffe, die in die Juan de Fuca Strait Richtung Seattle und Vancouver BC fahren. Die Fahrt hier raus hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Da es schon Abend wird machen wir nur noch einen kleinen Abstecher mit dem Auto am Wasser entlang nach Sueden und nehmen uns vor mal mit mehr Zeit zurueckzukommen und zum Shi Shi Beach zu wandern. Es ist eben nur eine 101-Tour.
Neah Bay liegt auf dem Land der Makah Nation und da die Staemme oft frueher bestimmte Fische fangen duerfen als andere Fischer und ausserdem die Saison fuer den King Salmon gerade angefangen hat, beschliessen wir uns in Neah Bay nach Raeucherlachs umzusehen.
Da der King der fettreichste Lachs ist eignet er sich besonders gut zum Raeuchern. Wir fragen nach einer guten Raeucherei und es wird uns eine kleine Klitsche im Ort empfohlen. Das ganze sieht ein wenig aus wie eine kleine Werkstatt und riecht schon von draussen sehr verraeuchert. Der Mann dort hat auch schon geraeucherten King zu verkaufen, aber seine Preise lassen uns doch ziemlich schlucken. Er erklaert, dass so frueh in der Saison das Angebot noch sehr knapp ist und die Fischer fast jeden Preis verlangen koennen. Er muss die Fische, die er raeuchert, entsprechend teuer am Hafen einkaufen. In ein paar Wochen wuerde das alles wesentlich guenstiger werden. Wir sind schon kurz davor, uns zu bedanken und den Laden zu verlassen als er uns ein Stueckchen zum probieren gibt. Der Fuchs weiss natuerlich genau, was er damit anrichtet. Der Fisch schmeckt so ausgezeichnet, den kann man unmoeglich liegen lassen. Mit einem Pfund Raeucherlachs verlassen wir den Laden. Kein guenstiger Kauf, aber er hat sich vollauf gelohnt.
 
Fuer die Nacht wollen wir eigentlich in Sekiu nach einem Campingplatz gucken, aber auf dem Weg dorthin sehen wir einen kleinen Seitenweg der runter zum Strand fuehrt und sehen uns kurzetschlossen um. Ein wunderschoener Platz. Wir beschliessen die Nacht dort zu verbringen. Unser Tidenkalender informiert uns aber leider, dass das Hochwasser in der Nacht deutlich ueber dem mittleren Hochwasser liegt, so dass wir unser Zelt sicherheitshalber nicht direkt auf den Strand stellen.
Was es zum Abendessen gibt, weiss ich nicht mehr, Nachtisch war auf jeden Fall Raeucherlachs. Mit Blick auf Vancouver Island auf der anderen Seite der Juan de Fuca Strait geht der Tag zu Ende und wir sitzen noch eine Weile am Lagerfeuer bevor es ins Bett geht.
 

Crimson Tide

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #25 am: 08.06.2009, 22:22 Uhr »
Dafuer sehen wir einige Banana Slugs, grosse Nacktschnecken. Angeblich betaeubt es die Zunge wenn man sie ableckt. Irgendwie muss man alles ja mal erlebt haben.... und es stimmt!
   :shock: :zuberge: :bibber:  Wieviel Geld hat man dir dafür geboten? *schüttel*  :D


Was es zum Abendessen gibt, weiss ich nicht mehr.....

Kein Wunder....mit betäubter Zunge!  :wink:

L.G. Monika

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #26 am: 09.06.2009, 01:09 Uhr »
Das Bild von dem Seeadler fuer's Familienalbum ist dir super gelungen :groove:

Gruß

Palo

Doreen & Andreas

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #27 am: 09.06.2009, 08:43 Uhr »
Angeblich betaeubt es die Zunge wenn man sie ableckt. Irgendwie muss man alles ja mal erlebt haben.... und es stimmt!

 :nono: :nono: Nein, neeeeein....  :lol: Das hast Du ganz sicher NICHT wirklich getan!!! :zuberge: :staunend2: :sprachlos:

Ansonsten: Traumhafte Bilder, auch wenn Du noch keine neue Knipse hast  :daumen:
Viele Grüße,
Andreas
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SEA2009

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #28 am: 09.06.2009, 09:23 Uhr »
ich hab das mit der schnecke auch noch nicht verkraftet und auf der suche nach einem grün anlaufenden smiley nur diesen hier gefunden  :essen: :think:  ansonsten aber ein ganz toller bericht, macht wirklich spass mitzufahren.

ich oute mich auch mal als küstenkind, deine fotos steigern meine vorfreude ungemein!! hab leider nur selten gelegenheit das meer zu sehen, daher freue ich mich schon besonders darauf. die ganzen kommentare, nach 4 tagen reichts dann mal, kann ich nicht nachvollziehen. beim letzten urlaub an der westküste hat man mir zudem den einzigen sonnenuntergang am pazifik versaut (in cambria, ca - meine mitreisenden haben die antiquitätenläden im zentrum bevorzugt und bei der rückkehr zum motel war die sonne bereits weg) das heisst, ich hab noch eine rechnung offen und hoffe diesen sommer auf mein glück.
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Raigro

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Re: Olympic 101 - Ein Mini-Reisebericht - Mai 2009
« Antwort #29 am: 09.06.2009, 09:40 Uhr »
Hallo nordlicht,

ein schöner Bericht mit tollen Fotos. Interessiert mich sehr, weil Olympic NP im September bei mir auf der Liste steht.

Gruß aus Genf

Rainer
Gruß aus München

Rainer

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