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Autor Thema: Our Great American Journey (auch “The No Sleep Tour”) - 6 Wochen + Tornadojagd  (Gelesen 48145 mal)

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NähkreisSteffi

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Hallo Rike,

tolles Kleid.

Ja Texas! hat uns auch super gut gefallen. Dort würde ich jederzeit wieder hin fliegen.

Aber dieses Jahr steht ja erst mal Florida an.

Viele Grüße

Steffi

paula2

  • Paula
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San Antonio ist ja superschön! Und tuben würde mir auch gefallen  :D
eure Reise ist klasse ich bin echt begeistert, ich glaube ich muss Texas auf meine Reisezielewunschliste schreiben!

denise.marco

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San Antonio gefällt uns auch sehr. Wir werden im Juni wieder da sein. Das mit dem "tuben" ist eine super Idee.
Liebe Grüße
Denise

2007: Texas + New York
2009: Texas + Florida
2010: Texas
2011: Nordosten + Kanada
2013: Südwesten
2014: Chicago - Route 66 - Texas - Chicago
2017: Chicago - Yellowstone NP - Denver - Chicago

Saguaro

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Re: Our Great American Journey
« Antwort #93 am: 12.02.2014, 08:23 Uhr »
tolles Kleid.

... und auch ne tolle Frau  :daumen: in einer Stadt, die mich ebenfalls begeistern könnte.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Lupine

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Schön, dass ihr immer noch dabei seid und dass es euch so gut gefällt  :D Und danke für die Komplimente  :oops:

Tag 18, 5.6.

Morgens verließen wir das Motel noch vor dem Frühstück, da wir ein mexikanisches Frühstück probieren wollten. Wir parkten in der Nähe der Markthalle von San Antonio und liefen zu einem Traditionsrestaurant, das uns erst einmal mit äußerst reichhaltiger Innendekoration erschlug: alles war bunt und glitzerte.





Heiko bestellte einen Kaffee und ich eine sehr leckere Gewürzschokolade, dazu bekamen wir Rührei gemischt mit Taco Chips, Jalapenos und Bohnenpüree. Interessante Kombination, aber nichts, was wir jeden Tag essen müssten…  :zwinker:





Anschließend schlenderten wir über den mexikanischen Markt, der sich aber als Ansammlung von Ramschläden herausstellte, die alle das gleiche verkauften: Hüte, Stiefel, Ponchos, Hausnummern, Schüsseln, Schmuck, kitschige Skulpturen usw. Also nichts für uns!



Das einzig coole auf dem Markt: diese kleinen Figuren, hergestellt aus alten Zündkerzen.


Wir liefen nun durch die – ihr habt’s euch sicher gedacht –Gluthitze in die Innenstadt, machten aber noch einen Stopp in einem tollen Second-Hand-Laden einer gemeinnützigen Organisation, wo wir sehr günstig ein paar tolle Klamotten erstanden.
Auch auf den zweiten Blick gefiel uns die Innenstadt von San Antonio noch sehr gut, auch oberhalb des Riverwalk.







Alles war toll bepflanzt und begrünt, überall standen Tische und Bänke zum Verweilen und dazwischen die großartige historische Architektur mit Kirchen und mexikanischem Flair.





Schließlich erreichten wir die Alamo, einen der wichtigsten historischen Orte von Texas.



Wir machten erst ein paar Fotos vom erstaunlich kleinen Gebäude und gingen dann etwas in den Garten der Anlage, als zufällig genau in diesem Moment ein kleiner Vortrag über die Geschichte des Gebäudes losging. Den hörten wir natürlich an und lernten einiges über Texas und die USA:  :dozent:



Das Gebiet von Texas wurde im 18. Jahrhundert von den Spaniern besiedelt, die wiederum die Idee hatten, alle Einheimischen zum katholischen Glauben konvertieren zu lassen, um ihr Territorium besser kontrollieren zu können. Dazu wurden Missionen gebaut und die Alamo war eine davon. Schließlich machte man eine Volkszählung und stellte fest, dass das Konvertieren nicht so erfolgreich ist und die Missionen nur unnötig Geld kosten, was man in den tobenden Unabhängigkeitskriegen der Provinzen von Spanien besser woanders gebrauchen könnte, also schloss man die Alamo.

 Mexiko erklärte dann sehr bald die Unabhängigkeit von Spanien, und damit auch Texas und der ganze Südwesten der heutigen USA. Texas war jetzt auch ein Teil von Mexiko, und um mehr Einwohner zu bekommen, beschloss die mexikanische Regierung ein attraktiveres Einwanderungsprogramm als die Vereinigten Staaten: man bekam ein Stück Land billiger und es wurden sogar Kredite angeboten, man müsse dafür nur a) Katholik und b) mexikanischer Staatsbürger werden. Diese guten Bedingungen brachten der Region eine Flut von Europäern ein, die der mexikanischen Regierung jedoch irgendwann zuviel wurden, so dass sie einen Einwanderungsstopp verhängten. Dazu kam, dass die neue mexikanische Regierung auch die Regierung der einzelnen Provinzen durch Gouverneure verbot und damit eine Abhängigkeit von dem Staat Mexikos verursachte, was in Texas endgültig dazu führte, dass man sich sagte: Uns reicht’s, wir führen jetzt einen Unabhängigkeitskrieg!

Das versuchten auch 13 andere Provinzen, in den meisten wurde der Aufstand jedoch schnell niedergeschlagen, so dass sie dann endgültig zu Mexiko gehörten, z.B. Yucatan. Texas (auf Spanisch übrigens „das Dach“, der nördlichste Staat des ehemaligen Mexikos) führte jedoch weiter einen erbitterten Krieg und ließ sich nicht unterkriegen, so dass die texanischen Truppen irgendwann sogar San Antonio und damit die Alamo eroberten. Der mexikanische General Santa Ana war jedoch fest entschlossen, die Alamo mit allen Mitteln zurückzuerobern, da er damit auch die Niederlage seines Schwagers rächen wollte. Und so kam er mit über 2000 Männern und belagerte die Alamo, in der nur wenige Männer von texanischer Seite waren. Santa Ana sagte dann, entweder die Texaner würden kapitulieren, oder kämpfen, und wenn sie kämpften, würde er sie alle töten und keine Gefangenen nehmen. Texas gab nicht nach und so kam es dann zu einem 13tägigen Kampf, bei dem die Alamo tatsächlich von mexikanischer Seite eingenommen wurde, alle Männer getötet, aber alle Frauen und Kinder verschont wurden.

Obwohl diese Schlacht von Texas verloren wurde, hatte Santa Ana so viele Truppen in San Antonio stationiert, dass an anderer Stelle der texanische General Sam Houston einen Sieg nach dem anderen verbuchen konnte, so dass am Ende Santa Ana gefangen genommen wurde und Texas seine Unabhängigkeit von Mexiko erklären konnte. Daher sind die Männer, die in der Alamo gekämpft und ihr Leben geopfert haben auch bis heute texanische Nationalhelden und die Alamo eine Art Wallfahrtsort.

Texas war dann für 9 Jahre ein eigener Staat, bevor er den Vereinigten Staaten beitrat. Dieser Beitritt löste jedoch den Krieg zwischen den USA und Mexiko aus, da Mexiko nie offiziell die Unabhängigkeit von Texas anerkannt hatte und so einen Beitritt von Texas zu den Vereinigten Staaten für unrechtmäßig hielt. Diesen Krieg verlor Mexiko dann jedoch, weswegen heute Kalifornien, Arizona und New Mexico zu den USA gehören, denn Mexiko musste diese Gebiete nach der Niederlage im Krieg abgeben. Wahnsinnig interessant - wir wussten bisher beide nicht, wie eng verwoben die Schicksale und die Geschichte von Texas und dem Südwesten der USA mit der von Mexiko sind. Schließlich liefen wir noch einmal durch die Alamo hindurch, die aber kein besonders interessantes Museum beherbergte, außer man ist Texaner – dann wird das Schwert des Helden oder der Todesort eines anderen Helden natürlich sehr wichtig.

Wir liefen dann noch einmal den Riverwalk entlang, der uns auch bei Tage noch begeisterte. Wir wollten noch eine Bootstour auf einem kleinen Kutter mit einem Tourguide machen und nahmen auf dem nächsten Boot Platz.







Wir fuhren den gesamten Riverwalk ab und wir erfuhren, dass es einmal den natürlichen Flusslauf gibt, an dem heute die Restaurants angesiedelt sind, und den künstlichen Flusslauf, den man anlegte, um die Innenstadt vor Überflutungen zu schützen.



Ein Architekt hatte dann irgendwann die Idee, die originale Flussschleife touristisch auszubauen und hat damit offenbar einen Volltreffer gelandet. Mehr Informationen gab die Bootstour dann auch nicht her, denn der Tourguide war etwas langweilig.   :schlafend: Aber immerhin konnten wir ohne Anstrengung einmal den gesamten Riverwalk sehen und waren daher sehr zufrieden.



Auf dem Rückweg zum Auto kamen wir dann noch an einigen historischen Gebäuden vorbei, die offenbar dem ehemaligen spanischen Gouverneur gehörten, und waren dann auch schon wieder zurück am Parkplatz.



Wir machten uns jetzt auf den Weg in eine weitere Stadt mit deutscher Geschichte, nach Fredericksburg.



Dabei fuhren wir plötzlich durch überraschend hügeliges Land, was uns an mediterrane Landschaften erinnerte. Wir fuhren hier auch durchs Peach Country, und hofften auch ein paar saftige frische Pfirsiche, aber leider hatte es dieses Jahr wohl eine schlechte Ernte gegeben, so dass man keine kaufen konnte – wir trieben an einem Farmstand dann aber wenigstens noch ein paar leckere frische Erdbeeren auf.







In Fredericksburg liefen wir ein paar mal die Main Street hoch und runter und freuten uns über die vielen deutschen Schilder: eine Eisdiele, die „Kühl“ hieß, ein Laden der „Küchenladen“ hieß, und es gab sogar Hinweisschilder zur „Hauptstraße“ und dem „Marktplatz“, echt genial.







Wir ließen uns zum Abendbrot schließlich in einem Restaurant nieder, das authentisches deutsches Essen anbieten sollte – wir wollten das mal testen.





 Heiko bestellte vor Ort gebrautes Bier (lecker) und „Jager Schnitzel“ und ich bestellte Reuben Sandwich (nicht wirklich deutsch, aber ich hatte Appetit darauf und es war unter deutschem Essen aufgeführt…  :wink: ) - laut einem Schild an der Wand „mit Liebe gekocht“.   :liebe:



Das Jägerschnitzel war nicht übel, nur die Stampfkartoffeln und das süße Brötchen dazu waren etwas seltsam und erinnerten eher an amerikanische als an deutsche Beilagen.



Während des Essens unterhielten wir uns darüber, was wir nun mit dem Rest der Reise machen. Wir waren in der großartigen Lage, alle Möglichkeiten offen zu haben, da wir erst Mitte Juni im Yellowstone Nationalpark eine Unterkunft gebucht hatten. Wir überlegten, nach New Orleans oder zum Grand Canyon zu fahren, mehr Zeit für Colorado einzuplanen oder doch noch einmal zum Stormchasen ein paar Wochen in die nördlicheren Plains zu fahren. Letztendlich entschieden wir uns für eine Variante, die uns etwas mehr Entspannung und weniger Fahrtage verschaffen sollte: einen Abstecher nach Houston und zur Golfküste, danach ein paar mehr Tage als geplant in Colorado.

In der Dämmerung fuhren wir dann durch das Hill Country zur Interstate und fuhren am selben Abend noch über immer breiter und größer werdende Beton-Autobahnen bis zu einem Vorort von Houston durch, um morgen weniger fahren zu müssen. 

Gefahrene Meilen: 320
Liebe Grüße,
Rike


Gitania

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Bekenne mich auch mal als bisher stiller Mitleser :oops: Sehr schöner Reisebericht mit vielen schönen Fotos!!
Ich freue mich für euch, dass ihr mal so richtig viel Zeit hattet und nicht wie die meisten von uns, einen relativ engen Zeitplan "abarbeiten". Man möchte ja so viel wie möglich sehen und erleben in meist 2-3 Wochen.
Wir haben jetzt auch schon etliche Urlaube in den USA verbracht und in mir reift immer mehr der Wunsch, mal einen Urlaub mit nur 2-3 Hotelwechsel zu verbringen.
Freue mich auf weitere Erlebnisse mit euch :hand:
Liebe Grüße
Gitania

Saguaro

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Re: Our Great American Journey (
« Antwort #96 am: 14.02.2014, 14:10 Uhr »
Das bunte "Mexikanische" gefällt mir einfach  :groove:, wobei ich auf die Bohnenpampe jederzeit gerne und nicht nur zum Frühstück verzichte  :lachen07:.

Einmal habe ich in den USA "deutsch" gegessen und das war so was von schrecklich :nixwieweg:. Auch wenn mit "Liebe gekocht", werde ich mir das nicht mehr antun.

Bin schon auf eure weitere Tour gespannt.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Lupine

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Schön, dass du auch dabei bist, Gitania, und dass es dir bei uns an Bord gut gefällt!  :D

Tag 19, 6.6.

Morgens fuhren wir nach dem Aufstehen und Auschecken als erstes nach Downtown Houston. Die unglaublich großen und breiten Superhighways führten uns dort innerhalb von nur 10 Minuten aus dem Außenbezirk hin, und schon von weitem konnte man die verspiegelten, glänzenden Hochhausfassaden sehen.





Zunächst durchfuhren wir das zentrale Downtown jedoch nur, denn wir wollten in den Kunstbezirk von Houston, der etwas entfernt von den Hochhäusern lag. Beim Durchfahren fiel uns auf, wie unglaublich ausgedehnt und groß Houston ist, und im Kunstbezirk sah Houston dann überraschenderweise sogar etwas wie Holland aus, mit kleineren Backsteinhäusern und einigen Tram-Linien.

Im Kunstbezirk fuhren wir zunächst zum Weather Museum, von dem wir über eine kleine Anzeige in einem kostenlosen Stadtplan erfahren hatten. Wir wussten aber nicht, ob es sich tatsächlich um ein Museum über Wetter handelt, oder vielleicht doch eine Kunstsammlung eines Typen, der „Weather“ heißt, oder so.  :lol: Nachdem wir das kleine weiße Haus erreicht hatten, mussten wir erst einmal klingeln – okay?!. Die Tür wurde uns von einem netten Mann geöffnet, und wir stellten fest, dass es tatsächlich ein Wettermuseum war. Wir hatten Glück und heute war „free thursday“, also gab es gratis Eintritt. Die Ausstellung war dann recht kunterbunt gewürfelt, es gab einen Raum, wo man seinen eigenen Wetterbericht erstellen konnte; es gab einen Raum mit Reptilien in Terrarien, einen Raum gefüllt mit historischen Wettermessinstrumenten wie Wetterballons oder Windmesser, einen Raum über Flash Floods und natürlich einen über Hurricanes. Es gab auch eine Bastelecke für Kinder, wo sie sich einen „Flaschentornado“ bauen konnten.



Alles in allem ein hübsches (Amateur-)Museum, das laut dem Mann am Empfang noch ausgebaut werden soll – der Traum der Betreiber ist ein richtiges großes Museum in einem neuen Gebäude mit interaktiven Ausstellungen.

Anschließend fuhren wir zum großen Kunstmuseum von Houston, entschieden uns aber trotz der schwülen Hitze (und trotz der Aussicht auf Klimaanlage), nicht in das Museum hineinzugehen und gingen stattdessen etwas im kostenlosen Skulpturengarten spazieren.



 Dieser war sehr schön hergerichtet und beherbergte u.a. auch Skulpturen von Matisse, aber war nicht halb so schön bepflanzt und lud weniger zum Verweilen ein wie andere, die wir schon gesehen hatten. So fuhren wir recht bald wieder zurück zum zentralen Downtown, wo wir noch einmal eine Tour durch die beeindruckenden Hochhäuser machen wollten – die durch das viele Spiegelglas noch beeindruckender wirkten als die Hochhäuser in New York.





 Außerdem sollte hier die Firmenzentrale von Shell sein, auf die wir einen Blick werfen wollten. Dort sollte angeblich ein Museum über die Firma sein, doch nachdem wir etwas in dem vergoldeten Foyer des Hochhauses „herumgeschnüffelt“ hatten (a.k.a. Leute gefragt hatten, die uns bestimmt für Greenpeace-Störer hielten  :lachen07: ), mussten wir enttäuscht feststellen, dass man diese Ausstellung schon vor einiger Zeit abgeschafft hatte. Na gut, wir können wenigstens sagen, dass wir mal in der Shell-Zentrale waren!



Kurz bevor wir die Innenstadt dann verließen, hielten wir noch einmal an einem Park an, von wo aus wir einen schönen Blick von außen auf Downtown hatten.  So richtig genießen konnten wir das aber nicht, denn es war heute so heiß, dass selbst die kleinste Bewegung sehr beschwerlich wurde. Als nächstes stellten wir das Navi auf die NASA ein, denn wir wollten (nachdem wir in Florida schon das Kennedy Space Center besucht hatten) hier das Johnson Space Center mit Mission Control besuchen. Über 14spurige Superhighways ging es in den Süden der Stadt, wo wir auf der Zufahrt zum Center schon die Vorboten sehen konnten: NASA Laundry, NASA Optiker, NASA Supermarkt, usw. – alle leben vom großen Namen. Wir stärkten uns noch beim Space McDonalds (mit einem Astronauten auf dem Dach), bevor wir dann ins Space Center gingen.



Nachdem wir den Eintritt bezahlt und in die Haupthalle gekommen waren, dachten wir erst einmal wir seien auf einem Spielplatz gelandet. Alles voll mit Spielgeräten und Computerkonsolen, Klettergerüsten und schreienden Kindern.  :umherschau: Wir marschierten schnurstracks daran vorbei und zu den Tram Touren: wir entschieden uns für die Tour zu Mission Control anstatt derer, die zu den Trainingsanlagen für Astronauten führt.  Der Fahrtwind kühlte uns die Köpfe und eine Stimme vom Band erzählte uns, an was für Gebäuden wir gerade vorbeifuhren. So kamen wir an einem Gebäude vorbei, in dem gerade die neue Orion-Landekapsel entwickelt wird, und an einer Wiese, auf der Eichenbäume für jeden im Dienst umgekommenen Astronauten gepflanzt wurden. Dabei wurde auch eine Rede von George Bush abgespielt, der zur Challenger-Mission sprach und dabei sagte, dass menschliche Neugierde nicht gefahrlos möglich sei, und dass die Raumfahrt sowieso nicht gefahrlos sei, und man daher den Menschen, die für dieses Ziel ihr Leben geben, besonders dankbar sein muss.
Angekommen bei Mission Control standen wir vor einem Gebäude aus den 60er Jahren, in das wir auch tatsächlich hineingelassen wurden.





Die heiligen Hallen, von denen aus sämtliche Apollo-, Gemini-, Skylab- und Space Shuttle-Missionen bis 1998 koordiniert worden waren!  :dance:



Nach gefühlten 30 Stockwerken Treppensteigen erreichten wir dann einen Raum, in dem hinter einer Glasscheibe die echten Schaltpulte – die prähistorisch aussahen – der Mission Control zu sehen waren.           
Ein Guide erzählte uns dann noch ein paar beeindruckende Fakten über das Zentrum. Zum Beispiel gibt es da die Position des Kommunikators, der als einziger mit den Astronauten kommuniziert und das in einer speziellen Sprache, die fast vollständig aus (für Außenstehende unverständlichen) Abkürzungen besteht und manchmal sogar Abkürzungen für Abkürzungen beinhaltet – dadurch ist die Kommunikation aber auch präziser und schneller. Der „flight director“, der laufende Missionen koordiniert, hat sogar die Macht den Präsidenten der USA zu überstimmen, wenn es um Entscheidungen zum Wohle der Mission geht. Dafür muss er aber auch jede einzelne Entscheidung treffen und die Folgen auf seine Kappe nehmen. Das Durchschnittsalter der Angestellten in Mission Control war übrigens junge 26 Jahre, und der Koordinator der Apollo 13 war nur 31 Jahre alt, aber als der „Opa“ im Mission Control bekannt. Während der Mondmission waren übrigens die allerersten Worte, die jemals von einem anderen Himmelskörper aus auf der Erde empfangen wurden, und zwar hier im Mission Control Room, „Houston, tranquility base here, the eagle has landed“.  Wahnsinn, hier wurde Geschichte geschrieben!



Danach wurden wir mit der Tram noch zum Raketengarten gefahren, der ein paar kleinere Raketen und eine Saturn V in einer Halle beherbergte.



Die Saturn hatten wir ja schon in Florida gesehen, hier kam sie mir aber beeindruckender vor, da man zwischen den einzelnen Segmenten umherlaufen konnte und sie niedriger am Boden angebracht war. Man konnte sich gut vorstellen, wie die einzelnen Stufen nach und nach abgestoßen werden – und am Kopf der Rakete eine Mini-Raumkapsel mit ein paar armen Astronauten drin, die auf einem Fass voller explosivem Treibstoff sitzen. Vielleicht doch ganz gut, dass ich nicht Astronaut geworden bin.  :lol:
 
In der Hitze warteten wir draußen dann auf die Tram, die uns zurück zum Space Center brachte. Dort eilten wir dann zur „Blast Off“-Attraktion, bei der zunächst einmal mit vielen Spezialeffekten (v.a. lauten Geräuschen) auf einer Leinwand ein Raketenstart gezeigt wurde. Dann erklärte ein echter Nasa-Mitarbeiter noch einiges über aktuelle Missionen zur ISS: Zum Beispiel, dass man 6 Stunden lang in einer Sojus-Kapsel sitzen muss, bevor man die ISS erreicht, wo man dann  6 Monate lang bleibt. Dort arbeiten (hauptsächlich forschen) die Astronauten dann 10 Stunden täglich und schlafen 8 Stunden. Doch es fliegen nicht nur die Russen, auch private Raumfahrtunternehmen fliegen die ISS an, was in Zukunft wohl noch zunehmen wird – genauso wie die zivile Raumfahrt. Und schließlich sagte er noch, man wolle bis 2035 eine bemannte Marsmission durchgeführt haben – ganz schön ambitioniert!  :daumen: Schließlich haben wir uns noch ein bisschen Mondgestein, ein paar Raumanzüge, Raumkapseln von früheren Missionen, eine Galerie mit allen jemals in den Weltraum geschickten Astronauten und Felix Baumgartners Original-Kapsel für seinen Rekordsprung angeschaut, bis wir dann zur Schließzeit aus dem Space Center rausgescheucht wurden.



Wir flüchteten noch für ein paar Minuten in den Gift Shop und schauten uns die verrückten Souvenirs an („Du wolltest doch schon immer mal einen Raumanzug als Pyjama haben, oder?“  :lachen3: ), bis wir auch dort rausgeschmissen wurden.
Draußen am Auto stellten wir fest, dass tolle Gewitter, ausgelöst durch eine Konvergenz, am Himmel rund um Houston standen. Da wir mit unserem heutigen Tagesplan soweit fertig waren, entschieden wir uns, den Gewittern spontan hinterherzufahren.





Vorbei an lauter Öltanks:


Während wir vom Space Center aus Richtung Norden fuhren, sahen wir zunächst ein Gewitter mit starkem Hagel in der Ferne und dann eine imposante Böenfront von ganz nah.







Als die stärkeren Entwicklungen sich dann alle eher Richtung Süden bewegten, entschlossen wir uns, auf der Interstate wieder Richtung Südwesten in Richtung Downtown Houston zu fahren, wobei wir kleineren Hagel durchquerten. Schließlich sahen wir noch wahnsinnig viele Wolken-Erde-Blitze um uns herum, die ständig in die Laternen der Autobahn einschlugen, und hatten einen tollen Ausblick auf die Skyline von Houston mit dem gewittrigen Himmel.



Schließlich wurde es dann dunkel, und wir entschieden uns nach Galveston, unserem heutigen Tagesziel, zu fahren; der Regen der Gewitter begleitete uns den ganzen Weg. In Galveston fuhren wir zum Walmart – laut Navi an der Strandpromenade gelegen, doch links von uns war es nur stockdunkel, wir konnten uns kaum vorstellen, dass da der Golf von Mexiko sein sollte – und rannten durch den warmen Regen zum Eingang. Nachdem wir etwas zum Abendbrot eingekauft hatten, fuhren wir zum Motel. Immer noch im Regen checkten wir dann auch ein, räumten unsere Sachen ins Zimmer und in der warmen, feuchten Luft standen wir abends noch lange vorm Zimmer und beobachteten die Stroboskopblitze am ganzen Himmel. Ein bisschen fühlten wir uns wie in einem Tropensturm…  :palme:

Gefahrene Meilen: 135
Liebe Grüße,
Rike



Lupine

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Liebe Mitfahrer,

entschuldigt die Verspätung - aber wir sind im Moment im Winterurlaub in Garmisch-Partenkirchen. Hier mal eine Impression von der Zugspitze:



Sicher versteht ihr, dass man nach einem langen Ski-Tag nicht immer Lust und Kraft hat, noch Reiseberichte ins Internet zu stellen...  :lol: Samstag kommen wir wieder zurück nach Hause, da geht's dann regelmäßiger weiter. Als Entschädigung stelle ich jetzt gleich zwei Tagesberichte rein!  :wink:
Liebe Grüße,
Rike


Lupine

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Tag 20, 7.6.

Wir standen früh auf, aßen das überdurchschnittlich leckere Continental Breakfast in unsrem Motel und wollten dann zum Strand schauen, bevor wir alles zusammenpacken und los wollten. So konnten wir erst baden, dann noch einmal das Salz abduschen und uns dann auf den Weg nach Norden machen. Soweit der Plan.
Mit unseren Strandsachen kamen wir am nur einen Block entfernten Meer an. Der Strand war relativ breit, lag jedoch direkt unterhalb der Straße an der betonierten Flutmauer – ein ungewöhnlicher  Anblick für „deutsche Augen“.  :lol:

Es waren schon einige Leute mit Strandsachen unterwegs, der Lifeguard hatte die gelbe Flagge gehisst, die Vermieter stellten ihre Liegen auf und Angler schleppten ihre Ausrüstung auf die Mole. Wir fackelten nicht lange, cremten uns zentimeterdick mit Sonnencreme ein und stellten uns dann mit den Füßen ins Wasser – und waren völlig überrascht. So warmes Wasser hatten wir noch nie in irgendeinem natürlichen Gewässer erlebt!  :liebe:



Ohne zu Zögern stürzten wir uns in die Fluten, und das ohne das übliche „huuuhhh ist das kalt“ in den ersten paar Minuten. Es war einfach direkt angenehm. Das Wasser war eine relativ trübe Brühe, aber der Boden war toll: nur Sand, keine Steine oder Scherben. In den recht hohen Wellen tobten wir nur ein paar Minuten, bevor wir uns anschauten und den Entschluss fassten, länger hier zu bleiben. „Wir haben uns nach den Strapazen der letzten Wochen doch eigentlich richtigen Urlaub verdient, oder?“ Gebongt!  :smiledance:

Wir tobten und planschten im Wasser, bevor wir dann um halb 11 zurück zum Motel liefen, um dort unsere Reservierung noch eine Nacht zu verlängern. Heiko fragte an der Rezeption nach einer weiteren Nacht, kam jedoch enttäuscht zurück: „zu teuer“.   :heulend: Mit nur noch 20 Minuten bis zum Auschecken und noch keinem einzigen gepackten Koffer recherchierten wir dann schnell im Internet, ob es eine andere, günstigere Unterkunft in Galveston geben würde. Das Hotel war nämlich in der letzten Nacht wahnsinnig günstig gewesen, so dass uns der teure Preis für die nächste Nacht überraschte. Doch die Recherche ergab, dass alle anderen Unterkünfte genauso teuer sein würden – und des Rätsels Lösung: heute war Freitag, also gab es jetzt Wochenendpreise. Nur etwas außerhalb der Stadt wäre es billiger gewesen, aber dann hätten wir ja wieder hin und her fahren müssen. Also doch weiter nach Norden? Nach kurzem Kriegsrat entschlossen wir uns, den teureren Übernachtungspreis in Kauf zu nehmen und uns diesen Strandtag zu gönnen – jippieh!!!  :rollen:

Nach ein paar Erledigungen auf dem Zimmer packten wir wieder unsere Strandsachen zusammen, trugen noch mehr Sonnencreme von Kopf bis Fuß auf (es war Mittagshitze und wir wollten in der Sonne rumspringen) und liefen wieder zum Strand. Wir badeten 20 Minuten, aßen dann Spam-Sandwiches und Schokokekse und – na klar – gingen dann wieder baden.



Wir tobten wieder im Wasser und den Wellen, beobachteten seltsame, springende Fische um uns herum (anfangs hab ich’s Heiko ja nicht geglaubt: „Fredi, da ist ein Fisch gesprungen!“ – „Jaja, du bist auch ein Fisch…“) und ließen uns im Wasser treiben. Irgendwann sagte ich dann zu Heiko: „Du, mir ist langweilig, aber eigentlich will ich nicht raus“… es war einfach zu bequem, nicht sein volles Körpergewicht tragen zu müssen. Uns war immer noch nicht kalt, nur unsere Hände wurden langsam schrumpelig. Und so schafften wir es nicht völlig aus dem Wasser heraus, sondern setzten uns nur an die Brandung ins seichte Wasser. Doch dann kamen wieder spannendere Wellen, und anstatt rauszugehen, gingen wir wieder ganz ins Wasser rein. So ging das dann eine ganze Weile, bis wir nach geschlagenen zwei Stunden baden endlich wieder das Wasser verließen. Rotäugig vom Salz und (vermutlich) auch rothäutig von der Sonne. Einen richtigen Sonnenbrand konnten wir nicht sehen, aber nach dieser Zeit unter der Tropensonne war es eigentlich ausgeschlossen, dass wir keinen hatten. Also übernahm die Vernunft, wir packten unsere Sachen zusammen und gingen wieder zum Motel.

Dort bestätigte der Blick in den Spiegel unsere Befürchtungen: wir sahen aus wie gekochte Hummer, am ganzen Körper. Sogar unsere Augen waren rot. Aber das Baden war es wert. Wir duschten erst einmal, dann legten wir uns erledigt aufs Bett und machten erst einmal Siesta (während auf TLC im Fernsehen meine Lieblings-Hochzeitssendungen liefen). Dann zogen wir uns was Hübsches an und fuhren zu einem Fischrestaurant: „Shrimps’n’stuff“. Dort aßen wir leckeren frittierten Fisch und Shrimps und tranken dazu ein kühles Bier.







Dann fuhren wir zur Strandpromenade und gingen spazieren – vorbei an lauter Hotels und Kneipen in erster Reihe am strand zum „Pleasure Pier“, einer Mole mit lauter Fahrgeschäften drauf.





Leider war der Besuch des Piers kostenpflichtig, sogar dann, wenn man keine Fahrgeschäfte fahren wollte (Eintritt 10$ - völlig irre). Endgültig dagegen fiel dann die Entscheidung, als wir eine bekloppte Verbotstafel lasen: auf dem Pier dürfen die Hosen nicht zu niedrig sitzen, die T-Shirts nicht mit falschen Aufschriften sein, man muss flache Schuhe tragen und so weiter – also spaßfreie Zone.  :umherschau:



Wir blieben also draußen, spazierten durch die Gegend, schauten den Sonnenuntergang an und saßen quatschend auf der Flutmauer.



Irgendwann begann es dann ein bisschen zu regnen, aber das störte uns nicht weiter –es war ja immer noch warm.
Spät abends kamen wir dann wieder aufs Zimmer, und hatten doch noch einmal Lust, baden zu gehen. Also spazierten wir zu unserem Strand, zehn Minuten vor Mitternacht, und stürzten uns ins flache Wasser. Da es dunkel war und um uns herum viele Angler unterwegs waren, trauten wir uns jedoch nicht besonders weit ins Wasser, ein Abenteuer war es jedoch allemal. Gleich neben dem Motel war ein Waffle House, wo wir dann um halb 2 ein nächtliches Frühstück mit Orangensaft, Kaffee, Waffeln, Eiern und Toast aßen… ja, wir spinnen!  :kloppen:



Zwischen 2 und halb 3 schliefen wir dann endlich mit den Worten „So ist das wenn wir mal einen Tag Urlaub machen!“ ein. Nachts plagte mich Muskelkater und Heiko ein brennender Rücken…  :ohjeee:

Gefahrene Meilen: ein paar, aber bestimmt weniger als 10  :wink:
Liebe Grüße,
Rike


Lupine

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Tag 21, 8.6.

Wir schliefen lange aus, denn gestern Abend war es ja spät geworden… entsprechend hektisch lief das Frühstück ab, denn innerhalb einer Stunde nach dem Aufwachen mussten wir das Zimmer verlassen – Auscheck-Zeit! Die Haare blieben jedoch ungewaschen ranzig-salzig, denn später wollten wir noch baden gehen, bevor wir Galveston verließen.

Zunächst fuhren wir jedoch in die Innenstadt. Unser Ziel war ein Film über die Geschichte eines der verheerendsten Hurricanes, der die USA je traf: der Galveston-Hurricane von 1900, der 8000 Todesopfer forderte. Zuerst kamen wir noch am Memorial für die Opfer der Katastrophe an der Strandpromenade vorbei, einer Familie, die ertrinkend die Arme nach oben reckt.



Am Strand war außerdem heute wieder ordentlich was los und auch die Sonne brannte vom Himmel, so dass wir Angst um unsere sonnenbrandgeplagte Haut bekamen.
 Die Landzunge, auf der sich die Stadt befindet, war sehr schnell überquert und schon befanden wir uns an der Buchtseite der Stadt, parkten, und gingen dorthin, wo der Film gezeigt wurde, einer Art Kino mit wenigen, ausgewählten Filmen. Wir kauften Tickets für „The Great Storm“ und dann ging es auch schon los. Der Film war kein richtiger Film, denn vom Hurricane 1900 gibt es natürlich keine Original-Filmaufnahmen. Dennoch war der Film toll gestaltet: während Originalfotografien und Zeichnungen von damals gezeigt wurden, las man aus Briefen oder Augenzeugenberichten vor, um so die Geschichte zu erzählen.

Galveston soll vor 1900 eine reiche Stadt mit prachtvollen Gebäuden gewesen sein, der größte und bedeutendste Seehafen in Texas, wenn nicht sogar an der ganzen Golfküste. Doch nicht nur beim Handel war die Stadt Vorreiter, auch reiche Touristen kamen in Scharen. Man hatte ein eigenes Tram-Netz, ein tolles Rathaus, eine Oper, ein Theater und so weiter. Je mehr sich die Stadt aber etablierte und mit prunkvollen Bauwerken ausstattete, desto mehr kritische Stimmen kamen auch zur Sprache: es sei „dumm und gefährlich“ eine Stadt zu bauen, die so niedrig über dem Meeresspiegel liegt, der nächste Sturm komme sicher sehr bald und werde dann alles wegfegen. Darauf hörte aber keiner.

 In der Hurricanesaison 1900 bemerkte dann ein Mitarbeiter der meteorologischen Behörde, Isaac, eines Morgens erste Anzeichen für den großen Sturm: die (Gezeiten-)Flut war trotz ablandigem Wind bereits auf Rekordhöhe und er wunderte sich sehr. Vor dem nun drohenden Storm warnte er dann die Leute am Strand mit dem Fahrrad: „Geht alle nach Hause oder in höhere Teile der Insel!“ Und als die Nacht hereinbrach, stieg und stieg und stieg das Wasser weiter, so lange, bis kaum noch ein Fleckchen der Landzunge über Wasser war. Viele Menschen versteckten sich in Isaacs Haus, das offenbar solide gebaut war, denn es hielt recht lange stand. Gegen ein riesiges treibendes Trümmerstück hatte auch dieses Haus dann jedoch keine Chance mehr und brach entzwei, so dass die Menschen dem Sturm hilflos ausgeliefert waren. Isaac selbst verlor seine Frau und seine Mutter, konnte aber mit seinen Kindern und seinem Bruder und dessen Familie auf einem Stück Treibgut Zuflucht finden, was aber auch nicht viel besser als eine Nussschale in einem riesigen Ozean war. Nach mehreren Stunden der Angst hatten sie Glück und wurden an ein intaktes Haus herangespült, in dem sie den Rest der Nacht Zuflucht finden konnten.

Im ersten Tageslicht stellte sich heraus: Galveston, wie man es kannte, gab es nicht mehr. Überall Leichen, verletzte und herumirrende nackte Menschen auf den Straßen, es stand kaum noch ein Haus. Die Landzunge war völlig zerpflügt und überall waren Kanäle im Sand, in denen das Wasser wieder meerwärts lief. Der Hafen war zerstört. In der Nacht hatten die Windmesser bei 100 Meilen pro Stunde aufgehört zu messen. Man versuchte im Zuge der Aufräumarbeiten nun, die tausende Leichen auf See zu bestatten, doch sie wurden alle wieder angeschwemmt. Also entschied man sich, die Leichen zu verbrennen – und alle arbeitsfähigen Männer wurden zu dieser Arbeit gezwungen, die Alternative war Erschießung. Nach einem Jahr des Aufräumens sah es schon wieder hoffnungsvoller aus, doch man wusste nun, dass Galveston nach einem erneuten Hurricane wieder genau so aussehen würde. Also musste man die Stadt entweder ganz aufgeben, oder eine effektive Flutschutzmauer bauen.  Doch laut zwei Ingenieuren würde das nicht reichen, man müsse die ganze Stadt anheben.

Die verbliebenen Bewohner der Stadt entschieden sich für diese Maßnahme – und sechs Jahre lang wurde mit Hilfe von Seebaggern Schlamm aus dem Ozean in die Stadt gepumpt, um sie um insgesamt 5,2 m über ihrem ursprünglichen Niveau anzuheben. Die Bewohner mussten große Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, monatelang über Holzstege balancieren anstatt die Gehwege benutzen zu können, und sogar Gebäude – u.a. eine ganze Kirche – wurden mit angehoben. Dazu wurde eine solide Flutmauer an der Strandseite gebaut.



Der Erfolg dieser Maßnahmen zeigte sich im Jahre 1915, als ein vergleichbar starker Hurricane die Stadt traf – es gab kaum Verwüstungen und wesentlich weniger Tote als 1900 („nur“ 50 Menschen starben).
Wir waren begeistert von diesem Film, toll gemacht, berührend und auch sehr informativ – empfehlenswert! Wir spazierten anschließend noch etwas am Hafen entlang und warfen einen Blick auf die vielen Ölplattformen. Anstatt eines Museumsbesuchs des Ölbohrmuseums teilte Heiko sein ganzes Wissen über die Plattformen. ;-)





Wir fuhren noch ein bisschen kreuz und quer durch die Stadt, um uns die Gebäude anzuschauen, und auch heute ist Galveston noch eine prachtvolle Stadt. Hübsche historische Gebäude an oleandergesäumten Straßen, hier kann man es sicher ein paar Tage gut aushalten.  :daumen:





Wir fuhren nun zum Baden noch in einen State Park am Westteil der Landzunge. Als wir der Strandstraße folgten, endete die Flutmauer plötzlich und die Straße führte nun auf Meereshöhe weiter. Offenbar hatte man sie damals nur soweit gebaut, wie die Stadt sich ausdehnte. Die später gebauten Häuser, die nun links und rechts der Straße standen, waren alle auf unglaublich hohen Stelzen, so etwas hatten wir noch nie gesehen. Wir parkten am Strand, zogen uns um und gingen zum Wasser.

Mittlerweile hatte es sich etwas zugezogen und am Horizont waren Gewitter zu sehen (gut für unseren Sonnenbrand). Wir gingen trotzdem baden, die Gewitter waren weit genug weg (und heiß war es trotzdem!). Und noch ein weiterer Pluspunkt: plötzlich packten viele andere Ausflügler ein und gingen weg, weil sie keine Lust auf Regen hatten. Aber wir waren nicht aus Zucker und genossen den jetzt noch leereren Strand.



Das Wasser war wieder badewannenwarm und wir planschten in den Wellen. Durch die Gewitter war das Meer heute aufgepeitscht und grau, was in uns Mitteleuropäern sofort den Reflex „ihhh kaltes stürmisches Ostseewetter“ hervorrief. Das machte den Kontrast zum pisswarmen Wasser noch ungewöhnlicher.

Schließlich brachen wir dann auch auf, duschten uns noch kalt ab – brrr, aber endlich nicht mehr salzig.



 Dann verabschiedeten wir uns vom herrlichen Golf von Mexiko und fuhren aufs Festland, wir wollten heute noch bis nach Oklahoma fahren.









 In Houston hatten wir noch ziemlich viel Stau, doch dann ging der Verkehr flüssig voran. Unterwegs buchten wir ein Motel für abends, diktierten unsere letzten Tage (so sind die Berichte übrigens so ausführlich – wir diktieren auf dem Handy, was wir gemacht haben und hören es später an) und aßen Abendbrot bei Denny’s.

Als die Sonne dann unterging, waren wir schon in der Gegend von Dallas (was übrigens auf 128m Höhe über dem Meeresspiegel liegt – ich fange jetzt mal an, die Höhen der Städte und Sehenswürdigkeiten hier festzuhalten, ihr werdet bald schon sehen warum  :wink: ) und überquerten bald die Grenze zu Oklahoma.



Tschüss Texas, wir haben dich lieb gewonnen!  :winke:  Später erreichten wir dann Ardmore und fielen dort schnell in unsere Betten.

Gefahrene Meilen: 400
Liebe Grüße,
Rike


womoontour

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... Ihr seid zu beneiden - Urlaub pur!
Unwetter - Sonne - Baden - Schnee - Skifahren - Baden - Sonne  ... macht Ihr auch was anderes???   :wink:

Aber ein toller Bericht und sehr informativ  :daumen:
womoontour

denise.marco

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Echt toller Bericht. Ich bin weiter dabei.
Liebe Grüße
Denise

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salial

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Musste eben herzhaft lachen! Ich wollte euren Bericht nachlesen, nachdem ich die letzten Tage nicht konnte - meine Tochter und ich waren zum Skifahren in Garmisch-Partenkirchen!
Hätten wir uns ja treffen können.
Lg Salial