Tag 10, Sonntag, 30.12.2012Heute steht das Finale unserer Fantasy Football League und somit der wichtigste Tage des Jahres an
Vorher wollten wir uns aber noch die Everglades anschauen. Die Meinungen gehen ja ziemlich auseinander - ist ja oft so. Daher gehts jetzt mal selber hin.
Wir sassen gegen 8 Uhr beim Frühstück und eine knappe halbe Stunde später waren wir auch schon unterwegs. In der Nacht gab es noch ein "reinigendes" Gewitter. Der Himmel war blau doch die Temperaturen rutschten förmlich in den Keller. Mit kurzer Hose und Pulli eigentlich schon nicht mehr auszuhalten. 8 Grad (!) waren es heute Morgen und ich machte mir sorgen, auch nur einen Alligator zu gesicht zu bekommen. Als erfahrenes "Swamp People" Gucker wusste ich natürlich, dass bei niedrigen Temperaturen die Viecher in eine Art Starre verfallen. Wir werden sehen.
Im Auto hiess es erstmal Heizung an und die Interstate brachte uns nach Süden bis Naples, wo wir dann auf den Tamiami Trail einbogen. Unser erster Halt des Tages: Ochopee. Was gibt es in Ochopee? Das kleinste Postamt der USA!
Das steht direkt am Tamiami Trail - es ist aber so klein, dass man fast dran vorbei fährt. Man liest hier in den Reiseberichten auch selten davon - mein Kumpel war im Mai 2012 hier und ist auch dran vorbeigefahren. Offensichtlich doch nicht so ganz berühmt. Es war auf alle Fälle geschlossen - war ja auch Sonntag.
Nach ein paar Minuten und ein paar Fotos gings auch schon wieder weiter. Nächstes Ziel war die sog. "Country Road 94", die vom Tamiami abzweigt. Ein 24 Meilen langer Scnenic Loop - fast komplett geschottert, quer durch die Everglades. Mir wurde von einigen in den höchsten Tönen davon vorgeschwärmt.
Ein paar Meilen hinter Ochopee gings auch schon rechts weg - auch da muss man aufpassen, denn man fährt schnell dran vorbei. Was machen die Temperaturen? Hmmm, gerade mal 17 Grad sind es inzwischen. Doch wir hatten Glück und schon nach ein paar Metern auf der Schotterpiste gabs die ersten Tiere zu sehen.
Man wusste gar nicht, wo hinschauen! Überall bewegte sich was, überall pfiff es, grunzte es usw. Keiner meiner Tippgeber hat übertrieben! Doch was noch schöner war: es war kein Mensch unterwegs! Ich glaube auf der ganzen Strecke sind uns höchstens 20 Autos begegnet.
Die Fahrt ging weiter . . .
Das schöne ist auch, man kann einfach aus dem Auto aussteigen und an die Kanäle gehen. Juckt keinen Menschen.
Ich glaube, ich hätte noch 100 Bilder reinstellen können. Man sah alle Größen von Alligatoren - auch die fetten Teile, die sich ja gerne mal eher verstecken. Wenn es noch wärmer gewesen wäre . . . Das letzte Stück, wenn die Straße geteert ist und sogar einige Häuser am Straßenrand stehen, lässt das Aha-Erlebnis etwas nach.
Wir fuhren weiter zum Shark Valley. Hier bot sich uns allerdings ein Bild der "Verwüstung". Schon 2 km vor dem Eingang zum Shark Valley standen die Autos schon auf dem Highway (!). Es war förmlich überfüllt! Ich versuchte dennoch auf den Parkplatz zu fahren. An der Einfahrt stoppte mich gleich eine Parkrangerin und meinte, dass der Parkplatz überfüllt sei. Ich sagte ihr, dass ich vorne an der Schranke warte, bis jemand rausfährt - dann wäre ja wieder ein Parkplatz frei . . . Ist OK, ich kann durchfahren. Ich wartete gerade mal knapp 10 Minuten vor dem Eingangshäusle bis ich meine 10 Dollar Parkgebühren losgeworden bin. Im übrigen wären noch einige mehr Parkplätze frei gewesen.
Wir hatten vor, uns ein Fahrrad zu leihen und den kompletten Trail abzufahren. Doch es war kein Fahrrad mehr frei - auch die Tramtour, die wir eigentlich vermeiden wollten, war über Stunden ausgebucht. Also gings zu Fuß ins Shark Valley. Am Anfang kam man sich vor wie auf der Stuttgarter Königsstraße an einem Adventssamstag. Soviele Leute . . . die wurden aber alle 100 Meter immer weniger.
Interessant waren die vielen Alligatoren am Wegesrand. Man konnte sogar bis auf einen Meter an die Viecher ran.
Meiner Meinung nach sind die Tiere ordentlich gefüttert und hier hingelegt worden. Anders kann ich mir das nicht erklären! Sowie man auf dem Scenic Drive ausgestiegen ist und nur ein paar Schritte auf die Tiere zu ging, haben sie sich verkrümelt, bzw. zumindest den Abstand gehalten - so kenne ich das auch aus Louisianas Sümpfen. Doch hier lagen die Tiere rum wie an der Perlenschnur aufgefädelt. Ich war skeptisch, sehr sogar. Aber egal, den ganzen Krummbeinen hats gefallen - wir haben uns wieder verkrümelt.
Was neben den ganzen Menschenmassen noch sehr unangenehm war: der Lärm von den ganzen Propellerbooten. Für einen Nationalpark sehr untypisch dieser Krach - überall hörte man die vielen Boote.
Wir fuhren weiter in Richtung Florida City, denn wir wollten den Tag komplett ausnutzen und noch zum Anhinga Trail fahren. Da es hier schon fast 16.30 Uhr war, als wir ankamen, war es hier nicht mehr ganz so voll. Es kamen uns mehr Autos entgegen, als mit uns hinein fuhren.
Die Parkplätze am Anhinga Trail waren aber dennoch gut gefüllt. Wir gingen den Menschenmassen hinterher, über die Holzstege usw. Hat mir gut gefallen - besser als das Shark Valley. Zumindest hatte man hier nicht das Gefühl, dass die Tiere angefüttert werden.
Nach einer Stunde hatten wir dann genug gesehen, denn es war einfach viel zu voll hier. Tiere gabs genug, aber so richtig geniessen konnte man das Ganze nicht. Also gings zurück in Richtung Florida City, wo wir die nächste Nacht verbringen werden.
Auf der Rückfahrt nach Florida City kamen wir an dem berühmten Früchtestand "Robert ist here" vorbei.
Es war einfach nur voll hier - muss also was ganz besonderes sein. Wir hatten aber keine Lust mehr und verschoben das Ganze auf die Rückfahrt von den Keys nach Miami.
Eingecheckt haben wir im Travelodge in Florida City, welches wir für knapp 100 Euro schon von zu Hause aus buchten. Das Motel war sauber aber leider eines, wo man mit dem Auto vor die Türe fährt und das kann ich gar nicht ab. Auch sind die Wände sehr hellhörig - Oropax nicht vergessen!! Vor 10/15 Jahren hätte ich Luftsprünge gemacht, bei so einem tollen Motel. Heute brauch ich mindestens 4 Sam Adams zum einschlafen . . .
Wir schmissen die Koffer aufs Zimmer und machten uns auf die Suche nach was essbaren. Netterweise bekommt man am Check-In einen Ortsplan wo alle wichtigen Dinge eingezeichnet sind. Wir entschieden uns für den Olive Garden, wo wir wie immer sehr gut gegessen haben. Danach gings noch zum Walmart - Bier war alle und schliesslich stand heute Abend noch Football auf dem Programm. Cowboys @ Redskins im SNF - das war genau meins und ausserdem auch das finale Spiel im Finale unserer Fantasy Football League.
Pünktlich zum Anpfiff gegen 20 Uhr waren wir wieder im Motel. Leider verloren meine Cowboys das entscheidende Spiel und die Redskins zogen verdient in die Playoffs ein. Doch es gibt ja bekanntermassen auch immer ein lachendes Auge, denn der Fantasy Football Titel ging - wenn auch äusserst knapp - an mich.
Die paar Sam Adams mussten dann noch als Betthupferl her halten - gute Nacht. Morgen gehts endlich auf die Keys.
Florida City ist im übrigen das letzte Nest - für eine Nacht und für unseren Zweck völlig OK.