DienstagEs ist nicht zu glauben, aber wir sind jetzt schon vier Wochen hier. Vier Wochen, vollgepackt mit Wanderungen und Städtetouren, für Abwechslung war jederzeit gesorgt. Viele neue Gebiete lagen auf unserem Weg und Lokationen, an denen wir schon fast zwanzig Jahre nicht mehr waren. Sehr angenehm war die permanente Abwechslung. Wanderurlaube lösten Städtereisen und umgekehrt ab. Florida, das wir irgendwie immer links liegen liessen, da es für uns nicht das Amerika ist, das wir lieben, war sehr schön.
Heute können wir etwas verschnaufen, denn es ist Fahrtag und wir kommen auf unserem Weg nach Westen voran. Unbekanntes Terrain wartet, als wir uns Richtung Nordwest von New Orleans verabschieden. Die Stadt war eine Reise wert, aber die zwei Tage haben uns wirklich genügt. Mit dieser Zwischenbilanz im Kopf sitzen wir nun im iHOP in La Place. Steffi und ein knurrender Magen hat uns hier hergeführt. Auf der 190 West ist nicht auszumachen, was zu einer Umleitung führt. Keine Schilder, sondern wie Karussels blinkende Streifenwagen geben eindeutig die Richtung vor. Steffi will immer, dass wir wenden und geht uns bald ziemlich auf die Socken. Aber irgendwann ist sie zufrieden, und als wir auf der Interstate 49 das erste Mal 75 Meilen pro Stunde fahren können, purzeln die Restmeilen bis Dallas. Bei Shreveport treffen wir auf die Interstate 20 und bald den Cowboystaat Texas. Wir freuen uns auf billiges Benzin. Ist doch klar, dass die Brühe, die hier direkt aus den Bohrtürmen kommt, viel billiger, als in Louisiana ist. Die einfache Logik ist aber leider oft nicht zutreffend. 14 Cent mehr als vor der Grenze. Tja, leider braucht unser Auto einen Schluck zu trinken. DschaiAr, also der Ewing-Typ mit Anzug, Cowboyhut und -stiefel setzt sein arrogantes und ätzendes Lächeln auf. Geschenkt!
Modern sind sie hier. Der Carpool auf der US 80, die uns die letzten 30 Meilen nach Dallas führt, kann automatisch die Richtung, je nach Verkehrsaufkommen, wechseln. Nicht wie auf der Golden Gate, auf der die Straßenwächter die Begrenzungsstöpsel per Hand umstecken. Und diesen modernen Eindruck vermittelt auch die in Sicht kommende Skyline. Als die Temperaturen schon fast die "three digits" erreichen, fahren wir nach 9 Stunden und 516 Meilen im Fairmont vor. Das Zimmer kann sich sehen lassen, auch wenn es nicht mehr ganz so frisch ist. Ausserdem fehlt ein Vergrößerungsspiegel, der nach vier Wochen von essentieller Bedeutung wäre. Wenn ich nur wüsst, warum mein Haar so ist, es wächst so dicht, so schnell, fast kriminell! Im Alter leider noch an Stellen, die man vorher nicht mit ins Kalkül gezogen hatte.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn man frisch geduscht aus dem Lift steigt und sich vor einem eine wunderbare Bar ins Interieur der Hotel- und Empfangshalle nahtlos einfügt. Die Vorfreude gleich hier zu sitzen und vor dem Abendessen etwas zu entspannen, die Leute zu beobachten und ein Bier zu trinken, steigt mit jedem Schritt, den man dem Objekt der Begierde näher kommt. Heute umso mehr, denn wir treffen einen Freund, der hier in Fort Worth arbeitet. Jedes Jahr, irgendwo auf diesem Kontinent verabreden wir uns inzwischen und das ist schön. Der Abend war nett wie immer, das Essen im "Stephan Pyles" war ausgezeichnet und anschließend konnten wir noch eine Dallas-Stadtrundfahrt genießen. Das iPad vor den Hebel der Automatik des Benz geklemmt und los geht's. Die Skyline leuchtet in unterschiedlichsten Farben, am Pioneer Plaza läuft die Rinderherde bei Nacht durch die Wildnis und das Omnihotel versucht sich im Look der 60er Jahre mit batik-artigen Lichtspielen auf der Fassade - Let the sunshine in ... Sehr schön, danke Christian!
MittwochDer Abend war nicht unanstrengend, gell, jetzt aber raus aus den Federn, Dallas wartet.
Wir durchstreifen die Downtown und entdecken schöne und interessante Plätze. Es geht vorbei am Kennedy Memorial. John Fitzgerald Kennedy musste auf der Elm Street durch Schüsse von Lee Harvey Oswald am 22.11.1963 sein Leben lassen. Wer kennt die Filmaufnahmen nicht. Das aufwendige Memorial wird noch durch etwas einfacheres, jedoch für mich beeindruckenderes aufgewertet. Auf der Fahrbahndecke markieren zwei aufgemalte weiße Kreuze schlicht die Stellen, an denen die Kugeln trafen. Irgendwie berührt mich das, obwohl es schon so lange her ist.
Vorbei an der schönen Union Station, immer den Reunion Tower mit seiner imposanten Kugel im Blick, kommen wir zum Convention Center. Das Omni wirkt am Tag bei weitem nicht so erstaunlich. Als wir die Pioneer Plaza erreichen, sind wir erneut beeindruckt. Die Gruppe aus 70 Bronze Longhorns und ihren Cowboys ist die größte bildhauerische Skulptur der Welt. Sie befindet sich an der Stelle des historischen Trails, der Anfang 1854 zum Viehtrieb benutzt wurde. Echt sehenswert, obwohl wir nicht die kulturbeflissendsten Menschen sind. Vor der modernen City Hall ist eine kleine Pause angesagt. Auch hier öffnet sich ein schöner Blick auf die Skyline. Als wir erneut in die Häuserschluchten von Dallas eintauchen, sind wir uns einig. Die Erwartungen an Dallas waren nicht hoch, aber es ist eine schöne und sehr saubere Stadt. Die Market Street ist voller netter Lokale, da wird sich für heute Abend etwas finden. Dallas ist einen Besuch wert!
Viele Leute behaupten, dass Fort Worth viel schöner als Dallas ist. Also Harry, fahr den Wagen vor, da müssen wir hin. Auf der Interstate 30, vorbei am Six Flags over Texas, erreichen wir die Stadt und parken direkt am Sundance Square. Hier, rund um die Main Street, gibt es viele nette Lokale, kleinere Shops und ein paar historisch anmutende Gebäude. Das hat man alles schnell gesehen und es ist auch nicht besonders interessant, sorry!
Wir haben zuerst versucht, die berühmten Stockyards zu Fuß zu erreichen, aber wir merkten schnell, dass das einfach zu weit ist. Also mit dem Auto zum Viehhof. Fort Worth war einer der größten Viehhandelszentren der USA. Der nun touristengerechte Stockyard ist übrig geblieben. Es ist alles sehr adrett gemacht und interessant. Im Zentrum steht die riesige Rodeohalle. Wir schlendern durch die Cowboy-Geschäfte und die Verladestation, die nun mit kleinen Geschäften und Fahrattraktionen (Bullenreiten, was sonst?) gefüllt ist. Schmarrn und Kitsch gehören dazu, wir haben es aber nicht bereut.
Die Lovebugs hängen immer noch im Grill und träumen vermutlich von der unendlichen Liebe. Aber nicht mehr lange, denn wir fragen jetzt Steffi mal nach einer Waschanlage. Ein kleiner Umweg muss schon sein, aber anschließend ist der Chevy, der uns inzwischen fast ans Her(t)z gewachsen ist, wieder wie neu. Und die Bugs machen jetzt den Tauchschein!
In der Houston Street ein kurzer Stop beim HRC, natürlich muss ein Shotglas her. Es ist modern eingerichtet, leider etwas vom Schuss, aber schön. An der Hotelbar, wir waren nicht mehr willens ein Lokal zu suchen, gab es wunderbares Essen nach einem wunderbaren Tag.
... Fortsetzung folgt!PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de