Na dann los, und danke für den
Laut!
Sonntag, 19.8. -- El Portal - Yosemite - El PortalNach einer erholsamen Nacht standen wir auf, machten uns fertig und aßen zum Frühstück auf der Terrasse ein von Ina zubereitetes Müsli (mit fast gefrorener Milch – effizienter Kühlschrank!) und tranken Kaffee aus der Lobby.
Wir entschlossen uns, am heutigen Tag, der noch komplett für den Yosemite NP eingeplant war, zuerst zur Mariposa Grove zu fahren, um anschließend je nach Uhrzeit zu entscheiden, was noch mit der restlichen Zeit anzufangen ist. Wir verließen das Motel also und begaben uns in unseren letzten Nationalpark- und Naturtag auf dieser Reise hinein, gleichzeitig voller Tatendrang und Wehmütigkeit, da es ja morgen nach San Francisco – Endstation – gehen würde.
Beim Einfahren in den Park wurden wir von einer Horde Biker überholt, die natürlich alle an der Entrance Station abgefertigt werden mussten, was Stunden hätte dauern können – hier schlug allerdings die amerikanische Logistik wieder zu: es war schon vor der Entrance Station ein Mann postiert worden, der alle NP-Pässe kontrollierte und diese Autos dann vorfahren ließ, so dass wir innerhalb von Minuten im Park waren. Super!
Wir bogen im Valley auf die Wawona Road ab und fuhren in Richtung der Mariposa Grove, ohne am Tunnel View anzuhalten, durchquerten den Tunnel (der schon wesentlich moderner wirkte als der im Zion NP) und begaben uns auf die lange Serpentinenstrecke (30 Meilen, die einem wesentlich mehr vorkamen). Dies rief Erinnerungen an die lange Fahrt von der Küste nach Redding hervor, bei der ähnliche Serpentinen zu bewältigen waren – laut Werner waren die im Yosemite NP allerdings enger und weniger einschläfernd. Als neuerliche Schwierigkeit kam hier außerdem hinzu, dass es andauernd bergauf und –ab ging, so dass das Schalten zwischen den verschiedenen Automatikgängen das Fahren noch erschwerte. O-Ton Werner: „Sowas hab ich noch nicht erlebt!“ Man fuhr übrigens während der gesamten Strecke durch dichten Wald aus Nadelbäumen, der überhaupt nicht mit der kargen Hochgebirgsvegetation des gestrigen Tages zu vergleichen war.
Irgendwann hatten wir es dann doch geschafft und kamen zum Abzweig zur Mariposa Grove. Dort stand Gene, ein Volunteer, der uns freundlich verkündete, dass die Grove heute für den privaten Verkehr gesperrt sei – alle Parkplätze seien voll. Wir müssten umkehren, vier Meilen nach Wawona fahren und von dort aus den kostenlosen Shuttlebus nehmen... Unter leichtem autointernen Protest taten wir wie uns geheißen, kehrten um und stellten unser Auto in Wawona ab – dort wartete allerdings auch schon der Bus, so dass die ganze Aktion recht einfach war und wir kaum zu warten hatten. Zusammen mit Touristen als aller Welt wurden wir dann zur Grove gekarrt, der Bus schnaufte den Berg hinauf, wackelte und rumpelte und wir hatten auf der letzten Bank im Bus einen schönen Ausblick auf das umgebende Waldgebiet. Unser erster Weg in der Grove führte uns dann zum Gift Shop, wo wir ein paar Ansichtskarten, Sandwiches und Sequoia-Samen in einer Dose („Grow a Tree“) kauften. Zum Picknick setzten wir uns auf einen umgefallenen Baumstamm im Wald und schauten uns etwas um.
So gestärkt ging es dann direkt in die Grove hinein, und schon nach wenigen Metern tauchten die ersten Sequoias auf, die zwischen vergleichsweise kleinen Mini-Nadelbäumchen wuchsen.
Der erste speziell namentlich gekennzeichnete Baum war der Fallen Monarch, der als riesiger Stamm auf dem Waldboden der Länge nach lag. Es war jedoch absolut nicht einsam im Wald – „ganze Völkerwanderungen“ (O-Ton) fanden statt, ganze Familien, Horden von Menschen waren gekommen, um die Baumriesen zu bestaunen. Wir liefen jedoch trotzdem unbeirrt weiter, stellten aber fest, dass die Vegetation hier wesentlich trockener war als bei den Redwoods, so dass die Mammutbäume hier nicht in ein saftiges Grün aus Farnen, Moosen und Bächen eingebettet waren, sondern man die Waldbrandgefahr des nadelbedeckten, ausgetrockneten, staubigen Bodens förmlich riechen konnte.
Die Sequoias waren laut Infotafel die ältesten Lebewesen (bis zu 3000 Jahre alt) und größten Lebewesen (nach Volumen) der Welt. Als Unterschied zu den Redwoods konnte man außerdem feststellen, dass die Redwoods dünner und höher gewachsener waren, sie wirkten eher wie Säulen denn wie große Elefantenbeine – außerdem waren die Redwoods zahlreicher gewesen, sie hatten einen richtigen Wald gebildet, während die Sequoias einzeln oder in Grüppchen in einem normalen Nadelwald wuchsen.
Der Grizzly Giant:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-28/CIMG4798.jpgAll diese Elemente – der Vergleich zu den Redwoods, die Übervölkerung der Grove, die Trockenheit im Wald – sorgten letztendlich dafür, dass wir weniger begeistert von ihnen waren und das Vorhaben, in der Grove richtig zu wandern, abbrachen und unsere Entdeckungstour eher zu einem ausgedehnten Spaziergang transformierten (O-Ton: „Es war interessant, aber nicht der spektakuläre Eindruck, den wir von den Redwoods bekommen hatten.“)
Wir besuchten also den sehr alten Giant Grizzly Tree, den begehbaren California Tunnel Tree und wurden dann langsam lustlos. Werner merkte an, ob es nicht besser sei, wieder umzukehren und Ina und ich stimmten zu, so dass wir über einen anderen Trail abseits der Menschenmassen wieder zum Parkplatz zurückkehrten.
Trotzdem die Eindrücke der Grove nicht gerade überwältigend waren, genossen wir den Spaziergang und kamen schließlich gegen 1 PM wieder am Shuttle Stop an. Wir setzten uns ins nächste Shuttle und fuhren 20 Minuten zurück nach Wawona. Auch in Wawona waren Schilder, die an die Wasserknappheit des diesjährigen Sommers erinnerten, wieder zahlreich – der Merced River sei auf einem „historical low“ und man habe deshalb den größten Teil der Restrooms auf Plumpsklos umgestellt und die Besucher sollten doch bitte Wassersparmaßnahmen beachten. Interessant war bei diesen, ebenfalls auf dem Schild abgedruckten Maßnahmen, dass sie für uns Mitteleuropäer mit Öko-Klima-Umwelt-Sparmentalität bereits ziemlich selbstverständlich erschienen.
Mit unserem Auto fuhren wir anschließend wieder in Richtung Valley, bogen dieses Mal nach den 2000 Serpentinen jedoch zum Glacier Point ab. Die Glacier Point Road schraubte sich immer weiter in die Höhe, die Luft wurde dünner, der Baumbewuchs wurde spärlicher und nach und nach zeigte sich wieder das felsige Bild der Tioga Road. Als erstes erreichten wir den Washburne Point, eine Art „kleiner Bruder“ des Glacier Point, von dem aus man einen Blick in Richtung des Valley und auf den Half Dome hatte. Schon hier stellten wir fest, dass es mit Wasserfällen bei unserem Besuch wohl eher mau aussehen würde: Die Yosemite Falls waren völlig trocken, die Bridalveil Falls waren ein Rinnsal, einem Schleierchen gleich, das kaum noch den Boden erreichte und die Nevada und Vernal Falls waren mäßig ausgeprägt und kaum beeindruckend.
Wir machten uns wieder auf den Weg zum Glacier Point und kurz bevor wir den Aussichtspunkt erreichten, kam die wohl schönste Kurve der Welt:
Oben angekommen stellten wir erst einmal das Auto ab, besuchten kurz die Restrooms und gingen dann in den Gift Shop, um uns etwas zu Trinken (Wasser der Marke „Crystal Geyser“, von uns auch „Christl Kaiser“ genannt
) und ein Eis zu kaufen. Erst danach warfen wir den ersten Blick auf die atemberaubende Hochgebirgslandschaft, die man von diesem Aussichtspunkt bis zum Horizont überblicken konnte; an einigen Stellen konnte man senkrecht bis ins Tal schauen.
Es gab so viele schöne Ausblicke:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-28/CIMG4896.jpgMan konnte sich auch hier wieder anhand von Schautafeln über die Geologie des Yosemite informieren (interessant war zum Beispiel, dass der Half Dome niemals ein „Full Dome“ gewesen war, die eine Hälfte war also nicht abgerutscht o.ä. sondern der Felsen war exakt so entstanden) und so wurde nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch fürs Hirn geboten. Ich ließ mich schließlich auf einem großen Granitfelsen nieder, während meine Eltern etwas am Aussichtspunkt herumliefen. Von meinem Sitzplatz aus konnte ich sowohl die Menschenmassen um mich herum als auch die Landschaft genießen und saß so eine ganze Weile fasziniert herum, bis mich Werner dann abholte.
Auf dem Rückweg zum Auto, nachdem wir alle genügend geschaut hatten, könnten wir auch alle Arten von Chippies beobachten, die überhaupt nicht scheu waren und ständig unseren Weg kreuzten. Dieses Mal waren es jedoch wieder größere Chippies als am Bryce Canyon, sie entsprachen eher denen am Grand Canyon. Ungefähr eine Stunde nach unserer Ankunft verließen wir den Glacier Point und hatten eigentlich vor, nun zum Sentinel Dome zu wandern – weil ich meine Eltern dazu überredet hatte. Als wir einige Meter weit gewandert waren und meine Eltern sich eher lustlos zeigten, stellte Ina fest, dass 2,2 Meilen nicht wirklich 1,8 Kilometern entsprachen – mein kleiner Trick mit den Zahlen hatte also nicht geklappt.
„Wir entschlossen uns also“ ( = meine Eltern zwangen mich; O-Ton: „...unter mehreren Erpressungen und Berufsschancenverweigerung“) wieder zurück zum Auto zu gehen und heute noch ins Valley zu fahren.
Letztendlich war dies dank unseres bereits fortgeschritten desolaten Zustands gar nicht so schlecht und so kurvten wir den Berg wieder herunter und hielten als nächstes beim Tunnel View an, der mittlerweile das Valley in perfektes Fotolicht tauchte.
Den Tunnel View kennt eh jeder:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-28/CIMG4929.jpgUnser erster Stopp im Valley waren dann die Bridalvail Falls, zu denen ein kurzer, aber bevölkerter Weg führte und an deren Ende uns ein Wasserfällchen, das kaum den Boden erreichte, erwartete. Wir vermuteten jedoch, dass sie im Frühjahr beeindruckend sein müssen, da die gesamte Felswand an der Stelle des Wasserfalls vom Wasser schwarz gefärbt war.
Der Rest von den Bridalvail Falls:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-28/CIMG4934.jpgWir lasen auf einer Schautafel, dass der Unterschied zwischen „year-round falls“ und „seasonal falls“ der sei, dass die saisonal fließenden Wasserfälle ihr Wasser aus der Schneeschmelze beziehen und das Schmelzwasser dann über den puren Granit die Felskante hinunterrinnt, während die ganjährigen Wasserfälle eher aus Creeks gespeichert werden, die das Wasser auch in der Erde speichern.
Wir machten uns ziemlich bald wieder auf den Rückweg und setzten unsere Tour durchs Valley fort.
Wir hielten nun an der Swinging Bridge an, wo eine Brücke den Fluss im Valley überspannte und wo viele Menschen badeten, was dem ganzen eher den Anstrich eines Freibades denn eines Nationalparks gab. Auch hiervon waren wir nicht begeistert und ebenfalls wieder schnell im Auto. Nicht nur hier, auch an einigen anderen Orten im Valley stellten wir fest, dass dieses infrastrukturell sehr erschlossen war, wesentlich erschlossener als in vielen anderen Nationalparks, so dass es doch teils fast städtisch wirkte. Wir stellten auch fest, dass es entweder mit der Pflege des Parks etwas haperte oder selbige bei diesem gigantischen Besuchervolumen schwierig war, denn Sanitäranlagen, Straßen und öffentliche Gebäude wirkten bei weitem nicht so perfekt wie in den anderen Parks, die wir gesehen hatten. Ihr merkt schon – der lower Yosemite traf bei uns auf nicht ganz so viel Begeisterung.
Mit einigen Zwischenstopps an einer Aussichtsstelle auf den im Abendlicht strahlenden Half Dome, an einer großen Wiese in Sichtweite von El Capitan und am Visitor Center beendeten wir unsere Runde im Yosemite Valley und fuhren in Richtung El Portal.
El Capitan Meadow:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-28/DSCF4190.jpgAuf dieser Straße ließen wir auch die 4000. Meile unserer Reise hinter uns.
Unterwegs besorgten wir uns noch Bier und Pizza, die wir in der Abendsonne roadtrip-like auf dem Parkplatz verzehrten und schließlich nach Hause ins Motel fuhren. Dort setzten wir uns auf den Balkon, diktierten, überspielten die Bilder und genossen den letzten Abend in der Natur.
Gefahrene Meilen: ???
Trails/Länge: Mariposa Grove Trail bis zum California Tunnel Tree & zurück
Übernachtung/Rating: Cedar Lodge El Portal, 4/6 Punkte
Highlight des Tages: Rike – Glacier Point, Ina - ???, Werner – Glacier Point