28.5.2006
Ridgecrest – The Racetrack (Death Valley)oder
„Goldys Abenteuer im Todestal“Irgendwie fängt der wiederum sehr kühle Morgen schon merkwürdig an. Wir sind gerade dabei, unsere üppigen Death Valley Trinkwasservorräte im Kofferraum zu verstauen, als Goldy meint, er wüsste jetzt, warum das „Death Valley“ so heißt: Dort würden bestimmt viele Leute erfrieren. Wenn es doch schon hier in Ridgecrest so kalt ist, wie kalt wird es wohl erst dort unten sein.
Es war sicher nicht richtig, dass wir uns darüber beinahe kaputt gelacht haben. Er war ja noch nie da. Und was sollte er bei der Kälte hier, anderes vermuten. Goldy war beleidigt und unsere Erläuterungen über die Hitze sonst im Death Valley und vom vielen Trinken müssen, prallen an ihm ab.
Wir fahren über die US 395 nach Norden, um westlich von Panamint Springs über die Saline Valley Rd. ins Death Valley einzusteigen. Unterwegs bekommt auch Goldy noch eine Tankfüllung bis zum Stehkragen, die er über sich ergehen lässt....
Den Abzweig zur Saline Valley Rd. nehmen wir mit Ehrfurcht vor dem, was uns erwartet. Die Berichte über den Zustand der später zu nehmenden Hunter Mt. Road sind recht widersprüchlich. Klar: Je nach vorheriger Wetterlage sind die Trails schwieriger oder einfacher zu nehmen.
Die Saline Valley Rd. führt uns durch eine liebliche Steppenlandschaft, in der mehr und mehr Joshua Trees den Anblick bestimmen. Die Straße ist in ausgezeichnetem Zustand. Zum Teil ist sie sogar asphaltiert. Am Abzweig zur Hunter Mt. Road eröffnen sich herrliche Blicke auf das Panamint Valley.
Die Hunter Mt. Rd. führt den Berg hinauf. Um die Last gleichmäßiger zu verteilen, schalte ich den Allrad-Antrieb ein. Zu meiner Überraschung wählt Goldy nicht nur „Allrad“, sondern sogar den Kriechgang, den er bisher beharrlich verschmäht hat. Gut, kriechen wir das Steilstück hinauf! Danke Goldy! Oben angekommen, möchte ich wieder normal weiterfahren, doch Goldy gibt den Kriechgang nicht wieder her. Es hilft kein gutes Zureden, kein Motor aus und wieder an, kein... kein... kein...
Wir lassen uns den Racetrack und die Tour dorthin von Goldy nicht versauen. Er wird sich irgendwann schon wieder einkriegen. Die Fahrt führt auf wechselndem Untergrund über eine liebliche Hochebene, die später herrliche Ausblicke in Nebentäler des Death Valley gewährt. Immer wieder stoppen ausgiebige Fotostopps die Weiterfahrt. Dann senkt sich die Straße in ein weites Tal. Hier ist uns Goldys Kriechgang willkommen; soll er doch keine weiteren Plattfüße mehr bekommen.
Wir scheinen die Einzigen zu sein, die diese Tour mit einem launischen SUV unternehmen. Mehrfach treffen wir auf Jeep-Trecks, die allesamt hochgerüstet diese Tour mit vier bis sechs Fahrzeugen unternehmen, alle ausgestattet mit Reservekanistern und Reservereifen.
Unser Vertrauen in Goldy ist zwar nicht ungebrochen, aber ohne Wahl. Wir haben keine Ahnung, was Goldy im Kriechgang saufen wird. Noch ist der Tank weit über halb voll. Schaffen wir die gleiche Strecke mit dem Rest an Sprit zurück? Sollen wir sogleich nach Las Vegas fahren und den beleidigten Goldy dort auswechseln? Oder fahren wir zurück über die asphaltierten Straßen und tanken irgendwo im Death Valley? Wir entscheiden uns für die letzte Variante. Falls Goldy aufgibt, werden wir dort mit Sicherheit gefunden.
Gewollt unbeschwert setzen wir die Fahrt zur Racetrack Playa fort. Die „wandelnden Steine“ dort sind für mich selbst nach dem Wave-Besuch noch immer das für mich geheimnisvollste Naturereignis. Als junger Teenie hatte ich in der Schule einen Film darüber gesehen. Dorthin wollte ich irgendwann einmal in meinem Leben, aber ich hatte keine Ahnung, wo diese Steine sind. Erst vor etwa zehn Jahren fiel mir in Furnace Creek eine Postkarte von einem Stein mit Schleifspur die Hände: „The Racetrack; Death Valley, CA“! Da gibt es also diesen meinen Jugendtraum in meinem geliebten Death Valley unter dem Namen „The Racetrack“ zu bewundern?!?!
2003 war es endlich so weit, dass ich dorthin kam. Ich war damals unendlich aufgeregt. Heute regt Goldy mich zugegebenermaßen etwas mehr auf. Aber ich lasse mir von ihm das Wiedersehen mit den wundersamen Steinen nicht vermiesen.
Lange, lange verweilen wir auf der Playa. Zu unserem Erschrecken gibt es sehr viele Spuren zu denen die Steine fehlen. Sollten einige Idioten die Steine mitgenommen haben? Es scheint fast so. Kein Wunder, wenn die schönsten, spannendsten und geheimnisvollsten Orte mehr und mehr unter absoluten Schutz gestellt werden. Ich könnte vor Wut ......
Erst spät verlassen wir den Racetrack und fahren Richtung Scottys Castle. Wir rumpeln über den Trail, der noch schlechter ist, als vor drei Jahren. Bei Dunkelheit erreichen wir Scottys Castle. Wie erwartet, ist die Tankstelle bereits geschlossen. Aber wir wollten es wenigstens versuchen.
Scottys Castle befindet sich auf etwa 500 m Höhe, Stovepipe Wells etwa auf Meereshöhe. Das haben wir in unseren Plan einkalkuliert und lassen Goldy so oft es geht im Leerlauf rollen. Er will es uns wohl heimzahlen, dass wir ihn heute Morgen ausgelacht haben und ganz offensichtlich hat er es doch mitbekommen, dass man im Death Valley sehr viel trinken muss. Und das tut er jetzt ohne Erbarmen mit uns und sich selbst.
Die Tankstelle in Stovepipe Wells hat tatsächlich geöffnet. Der Spritpreis liegt mit 3,85 $ sogar im erträglichen Bereich und wir tanken das erste Mal im Death Valley voll und lassen Goldy damit keine Chance. Das schafft er nicht „auf ex“.
Nach insgesamt etwa 200 Meilen Kriechgangfahrt erreichen wir um 0:30 Uhr unser Motel in Ridgecrest. Zunächst hatten wir uns nur an ein Tempo von 30 Meilen gewagt, dann wurden es 40 Meilen und kurz vor Schluss stellten wir fest, dass im Kriechgang sogar 50 m/h drin sind.