Tag 11 – Samstag, 22. September 2012
Strecke: Zion National Park // Bryce Canyon National Park // Rim Trail Bryce Point bis Sunset Point
Gefahrene Meilen: 82 Meilen
Zuhause: Sunset Campground
Wetter: Sonne. Ab Nachmittag leicht bewölkt.
Der Wecker klingelt ziemlich früh – wir müssen/können/sollen/wollen uns heute ein bisserl beeilen. Wir möchten nämlich gerne trotz Wochenende eine Campsite IM Bryce bekommen. Weil, das muss dort klappen, ich mag nicht aufm Ruby's Inn landen ... irgendwie. Nur so ein Gefühl, aber ich hätt's gern mal wieder "staatlich". So ohne nix. Mit der Zeit fängt man an, es ohne Anschlüsse irgendwie cooler zu finden. Also packen wirs an: Nach dem Frühstück gehe ich rein, um zu spülen und zusammenzupacken. Männe kümmert sich ums Dumpen und Wasser nachfüllen.
Ich stehe an der Spüle und spüre Pelz am Bein ... Tigger-Reflex: Jaja, dat Mädschen wieder (bei uns daheim macht das nur sie!) ... Ääääähhhhh, MO-MENT, ich steh nicht in unserer Küche daheim, wieso spür ich Pelz am Bein??? Aunty Zione steht neben mir, macht "Miau!" und legt sich hin ... Äh, ja, das ist ja nett gemeint, aber wir müssen losfahren ... ohne Katze. Oder vielleicht ... NEIN, nein, nein, Frau Tigger! Hier werden keine fremden Katzen eingepackt! Die bleibt im Zion, da ist sie zu Hause. Schweren Herzens hebe ich Zione aus dem Elmo und kraule sie noch mal durch.
Dann geht es auch schon los. Wir fahren in den Park rein, holen uns eine Tunnel-Permit für RVs (super, einmal beide Spuren stoppen kostet 15 Dollar) und fahren Richtung Ost-Eingang. Die Morgensonne verzaubert die Berge im Zion und macht uns das Herz schwer ... Mann, wat is dat schön hier! Wir kurven die Serpentinen hoch und stehen ziemlich schnell vor dem Tunnel. Eine freundliche Rangerin hält uns an und packt ihr Walkie Talkie aus. Nach nur 2 Minuten geht es auch schon los:
Elmo führt eine kleine Herde PKWs durch den finsteren Tunnel, der by the way aber wirklich so was von FINSTER ist! Unsere Jungs vom ADAC hätten den Tunnel sicherlich sofort auf die rote Liste gesetzt: Kein Licht, keine Fluchtwege, nur Fels und Dunkelheit mit einer gelben Linie in der Mitte. Heilige Sch...! Wir fahren krampfhaft in der Mitte. Jetzt bloß keinen Schlenker machen! Uaaahh. Fast wie Geisterbahn. Geil. Plötzlich Licht am Ende des Tunnels. Geschafft!
Eigentlich war es trotz Hektik geplant, hinter dem Tunnel mal anzuhalten, um eventuell den Canyon Overlook Trail zu machen ... Tja, ich weiß auch nicht, wieso SO VIELE LEUTE so früh wach sein müssen – beide (!!!) Parkplätze sind gestopft voll. Sch ... ade. Nicht ein halbwegs passendes Fleckchen Erde für Elmo. Also schweren Herzens weiter. Den machen wir einfach das nächste Mal. Das wir nicht das letzte Mal im Zion sind, ist uns beiden sonnenklar. Doch jetzt schaun wir mal, was dat Brycie so kann, nä?
Wir kommen gut voran und fahren an der Mt. Carmel Junction hoch Richtung ... WOW! ... Salt Lake City. Ich fühl mich ein bisschen olympisch. Auf dem Highway 89 gibt es nicht wirklich viel zu sehen: viel Farmland mit vielen Rindern, Pferden und sogar Lamas/Alpakas (ich kann ab 100 m Abstand nicht auseinanderhalten). Wir lassen uns einfach durch die Gegend tragen. Dann geht's rechts weg Richtung Bryce Canyon auf den wundervollen Highway 12 ("Scenic" auch schon direkt am Beginn, wir fahren ihn ja nur ein kurzes Stück) und am Red Canyon vorbei. Dort wollen wir übermorgen eventuell noch Halt machen, wenn wir zurückfahren. Herrlich hier. Überall sieht es einfach nur toll aus, wie kann das sein??? Wie machen die das bitte? Kurz vor dem Parkeingang dann der hier:
Hach, gut zu wissen, dass ich hier zur Not auch mal mit meiner Gulfstream her kann ...
Dann Spannung vor den Eingangshäuschen: Na, ham wer noch Platz? .... "VACANCY" Ein tolles Wort! Ich liebe dieses Wort! Hurra! Die Rangerin meint, es gibt noch auf beiden Plätzen freie Sites. Uah, auch noch entscheiden ... Hilfe. Spontan nehmen wir Kurs auf den Sunset Campground. Und wieder entscheiden: Welche Site hättens denn gern? Die sehen alle so nett aus. Wir nehmen die 220, mittendrin zwischen Bäumen und einfach netter Umgebung. Die Sites sind großzügig, aber nicht sonderlich durch Gebüsch oder Hecken getrennt. Wie immer mit Picknicktable und Firepit. Herrlich. Hallo, neues Zuhause!
Vermutlich noch ziemlich fertig von gestern und dem zügigen Aufbruch heute Morgen fällt nun die komplette Anspannung von uns ab und wir fühlen uns irgendwie saumäßig fertig. Also zeit für ein bisschen Werbung: U Hungry? Cup Noodles! Wir pfeifen uns unser erstes Fertiggericht seit Reiseanfang rein. Aber genau für solche Umstände sind die Dinger perfekt. Wir fühlen uns nach ein bisschen Nudelsuppe schon besser. Zeit, uns für die knapp zwei Tage Bryce was schönes zu überlegen ... hier erkennt Tigger die einmalige Chance, endlich ihren Vier-Hufe-Traum wahr werden zu lassen:
"Du, Männe?"
"Ja, mein Schatz?"
"Was hältst du davon, morgen nicht selber IN den Canyon laufen zu müssen?"
"Klingt prima!"
"Jipiiieeeh, dann lass uns zur Lodge fahren und uns fürs Horse Riding anmelden!"
".... ach, DAS meinst du mit nicht selber laufen ..."
Naja, ihr wisst ja, was jetzt kommt:
"Okokokok, dann lass uns für morgen eine Tour buchen ..."
Wir packen also unsere Rucksäcke und haben für heute folgenden Plan: Ab zur Lodge und für die Hottietour anmelden, dann mit dem Shuttle zum Bryce Point und den Rim Trail ablaufen, bis wir nimmer mögen. An der Lodge angekommen, bin ich von diesem Gebäude mehr als begeistert: Wunderschön old school! So stell ich mir immer Urlaub in den amerikanischen bergen vor: Viel dunkles Holz, tiefgezogenes Dach, uriges Ambiente, alles etwas verwinkelt ... herrlich! Wir erspähen den Horse Trip Desk mit stilechtem Graubart-Cowboy dahinter. Der hat für uns leider pseudoschlechte Nachrichten: Wir können für morgen 11 Uhr nur auf die Warteliste, sind da aber die ersten! So, dann wünsche ich mal total uneigennützig zwei Menschen auf der Liste über uns für morgen die fette Scheißerei an den Hals ... tschuldigung ... Dat Tiggerschen findet es zwar nur halb gut, nur auf der Warteliste zu stehen, aber da ich vor meinem inneren Auge bereits zu Hottie des Bryces Innerstes erkundige und ich mir nur Sachen vorstellen kann, die dann auch wirklich passieren, bin ich fast ein bisschen beruhigt – das MUSS einfach morgen klappen! Schon allein, weil Männe sich weigert, "schon wieder so viel zu wandern" ... und wenn das nicht klappt, kriege ich den sicher nicht dazu, nach unten zu trapschen und das wäre doch mehr als schade drum.
Wir stellen auf dem Weg zum Bryce Point fest, dass das Shuttlesystem im Canyon halb one way funktioniert – also fahren wir von der Lodge erstmal zum Visitor Center und von da aus zum Bryce Point. ein bisschen von hinten durch die Schulter, aber so isses nun mal. Am Bryce Point angekommen pocht mein Herz ein bisschen: Ob das gleich wirklich so irre fantastulös aussieht wie auf den Bildern der Leute, die hier ....
WOAH!
Wir starren völlig geflashed auf all die Hoodoos und Grottos, Türmchen und Bögen ... abartige Figuren erscheinen vor dem inneren Auge ... da, eine Gruppe Steinmönche, die in den Ferne starren ... ... ein Tempel wie in Tibet ... nur aus Stein ....
Wir spazieren entspannt am Rim entlang und genießen die sich immer veränderte Sichtweise auf das Steinspektakulum im Felsbecken unter uns. Die von Menschenhand gemachte chinesische Steinarmee ist echt ein Furz im Weltall dagegen (ähm, sorry dafür, aber so isses nun mal, nä?)! Wir haben mittlerweile eine leichte Bewölkung am Himmel, die immer wieder Sonnenflecken über das Labyrinth unter uns zaubert. Echt magisch. Am Inspiration Point hocken wir uns auf einen Baumstamm und chillen ein bisschen. Der Marsch von gestern steckt uns noch in den Knochen, so dass wir um die entspannte Streckenführung des Rim Trails sehr, sehr glücklich sind. Also schön entspannt: Tigger, die auf Felsen starren ...
Trotz Müdigkeit sind wir uns bei all diesen Ausblicken einig, dass wir morgen runter müssen: auf zwei Beinen oder vier Hufen. Egal wie.
Wir trapschen noch bis zum Sunset Point – von hier aus geht es quasi direkt zurück zu Elmo. Wir sind ziemlich fertig. So viele Eindrücke. Das muss sich erstmal setzen. Am Klohäuschen erfahre ich, dass vorgestern ein Mountain Lion am Campground gesichtet wurde ... uiuiui, auf so ein Großkatzie live und in Echt hätte ich ja ziemlich Bock. Also starre ich bis zum Einbruch der totalen Dunkelheit immer brav auf den Hügel hinter uns ... vielleicht mag ja ein Katzie vorbei gucken, hm? Leider nein, was ich ziemlich schade finde. Aber rumlaufen und eins suchen trau ich mich dann auch nicht. Das wars dann auch hier mit den "USA Big Five" ... mäh. Unsere neuen Nachbarn rechter Hand kommen aus Frankfurt, wir teilen uns für diesen Abend den Firepit und das Feuerholz, so bleibts länger warm und hell, als wenn jeder sein eigenes Lagerfeuer macht. Hier im Bryce wird es nachts doch schon deutlich kühler als zuvor auf unserer Reise, ich pack zum ersten Mal die dickere Trekkinghose aus. Bei netten Gesprächen und Bierchen lassen wir einen erneut absolut fantastischen Tag hinter uns. Hier ist es einfach herrlich!
Menu of the Day:
Bryce-BBQ-Burger mit Grillgemüse und Chopped Salad.
Cookies zum Nachtisch.
Tunnel-Fee: 15 Dollar
Campsite (2 Nächte): 30 Dollar
Tanken: 87 Dollar
Von Hotties träumen: unbezahlbar!