Tag 9 – Donnerstag, 20. September 2012
Strecke: Valley of Fire State Park // Seven Sisters // Cabins // Zion National Park // Lower, Middle & Upper Emerald Pools
Gefahrene Meilen: 135 Meilen
Zuhause: Zion Canyon Campground & RV Park vor dem Parkeingang
Wetter: Natürlich Sonne. So langsam wirds selbst uns unheimlich. Reisende Engel hin oder her ...
Nach einer wunderbar ruhigen Nacht (klar, nach so viel Trapscherei!) wache ich ziemlich früh auf. Die Sonne geht grade auf, allerdings noch zu schwach, um ordentlich die Steine rot zu färben. Deswegen lasse ich Sonnenaufgang Sonnenaufgang sein und kuschele mich noch mal ein bisschen in meine Decke ein. Lang hält es uns aber nicht mehr im Bett. Wir frühstücken vor nach wie vor unglaublicher Kulisse und fangen danach mit dem üblichen Wegpack-und-Weiterfahren-Ritual an. Ich bin ein bisschen froh, dass wir beim nächsten Stop mal wieder zwei Übernachtungen am Stück haben ... allerdings gibt es noch ein kleines Problem: Wir haben für den Zion NP keine Campsite vorgebucht. Das heißt, wir sind auf die First Come first Serve-Plätze angewiesen und hoffen, im Park unterzukommen. Irgendwie. Das wird schon, wir sind ja die tollen und deshalb ... jaja ...
Doch erstmal klappern wir noch ein paar kleine Viewpoints im VoF ab – da wären zuerst die Seven Sisters ...
Hier eine davon:
This one is looking very ugly:
Mittlerweile ist alles schon wieder schön rot und die Sonne schon ziemlich am Brutzeln. Wir gönnen uns noch einen Blick auf die Cabins:
Übrigens sehr interessant! Die kleinen Steinhüttchen aus den Steinen der Umgebung gebaut bildeten quasi das erste "Motel" im Valley of Fire. Viel ist natürlich nicht mehr übrig, aber man kann sich das ganz schick vorstellen, so mit verziertem Kamin, Blick auf die Weite und ... Männe davor:
Beim Elephant Rock haben wir dann wieder so ein Fire-Wave-Erlebnis: Wir finden die weiterführenden Stöckchen nicht und deshalb auch keinen Elefanten ... nächstes mal dann. Ein bisschen rennt uns jetzt auch die Zeit weg! Wir wollen nach Möglichkeit nicht ZU spät am Zion ankommen, denn immerhin haben wir noch keine Campsite am Start und viele Plätze gibts auf dem Watchman und South Campground auch nicht gerade.
Und da ist es dann so weit: Nachdem dat kleine Tigger ja schon eine kurze Strecke Elmo gefahren ist (von Fast Bodie bis auf die Interstate zurück), bin ich heute mal dran! Klein-Tigger fährt mal schön vom Elephant Rock im Valley of Fire einen gefühlten 7,5-Tonner bis zum Zion! Hey, das wird ma lustig, oder? Nachdem ich den Sitz in sämtliche Minimalpositionen gebracht habe (ganz hoch und fast ganz nach vorn), kann sie losgehen, die wilde Fahrt. Wie wild die Fahrt dann am Schluss ist, offenbart sich erst in unserem nächsten Zuhause ...
Nach etwas Eingewöhnung, was Beschleunigung, Bremsverhalten und Kurvenlage (bescheiden, geht, bescheiden) anbelangt, sind wir auch ziemlich schnell wieder auf der Interstate 15 angelangt und fahren erstmal ziemlich lang auf ihr. Unterwegs gibts nicht viel, außer nette und für uns Deutsche eher absonderliche Straßenführungen ...
Ich fahr so vor mich hin ... und irgendwie fährt sich Elmo ganz nice. So nice, dass ich oft wieder etwas weniger aufs Gaspedal treten muss - ich bin ziemlich flott unterwegs. Das sieht man dann auch der Tankuhr an, die ebenso zügig wir wir nach Nord-Osten rauschen nach unten rauscht. Äh, ja. *schäm*
Nachdem wir dann kurz mal Arizona-Luft geschnuppert hatten, kommen wir kurz vor St. George endlich in Utah an – und verlieren eine Stunde. Denken wir. Oder wie war das jetzt? Ja? Mountain Time? Doer Mountain Time Sommerzeit??? Egal, erstmal weiter. Ist auch wurscht, so ne Stunde hin oder her ... hinter St. George und dem kleinen Örtchen Washington (ohne White House) geht es dann endlich runter von der Interstate, durch diverse Käffer und an zu verkaufenden Ranches vorbei (oh, ja, lass uns eine kaufen und ich muss niiiieeee wieder Pixelschubsen, büdde, büdde!). Dann endlich folgendes:
Hurra! Welcome to Zion Country!
Für alle, die noch nich da waren: In und um den Zion National Park drumrum sind die Straßen rot asphaltiert ...
In Springdale verlieben wir uns spontan in dieses super schnuckelige Städtchen. Klar, sehr touristisch, aber dafür auch so ein bisschen schicker und irgendwie knuffig. Tolle Holzhäuser, allet schön bepflanzt und dahinter die Felsen mit dem schönen Farbverlauf von Rot nach Weiß. HIER könnte ich mir es echt vorstellen zu leben! Ist. Das. Toll. Direkt vor dem Supermarkt finden wir einen Parkplatz für Elmo und kaufen für die nächsten Tage ein. Auch der Supermarkt ist herrlich. Plastiktüten kosten extra (!), aber Pappkisten darf man sich kostenlos mitnehmen. Die Tafel Ritter Sport Schokolade (!) kostet 5 Dollar! Hey, Apotheke! Aber uns isses wurscht, et is ja Urlaub. Nur die Schoki nehmen wir nicht mit - Schwachfug, das braucht hier auch keine Sau! Fleisch wird gekauft, das kann man wenigstens grillen. Und Bier. Und diverses dazu.
Dann übernimmt Männe wieder das Steuer – ich mag nicht mit dem Ding einparken müssen. Schon gar nich rückwärts. Also aufm Campground und so.
Doch am Parkeingang die herbe Enttäuschung – Campgrounds full. Alle beide. Bis oben hin. Sch ... ade. Der freundliche Ranger sagt uns, dass nur wenige Meter die Straße zurück ein privater Campground mit RV Plätzen ist und wir doch da mal schauen sollen, die müssten noch Platz haben. Zudem hält dort direkt vor dem Eingang der Shuttle Bus für den Park, also "Go for it!" Gut, dann Kehrtwendung und nix wie hin. Dort sieht es zwar auch ziemlich voll aus (Was wollen die alle hier?), aber wir bekommen noch einen Platz. Keinen Top-Super-Toll-Platz am Fluss mehr, aber es ist trotzdem ok. Wir stehen direkt am Übergang zu den Zeltplätzen, so dass bei uns zumindest erstmal nicht viel los ist. Wir machen es uns also gemütlich: Leveln, Slide out raus, kurzes Vesper. Und dann mal nen Plan, was wir heute im Zion noch so anstellen können. Und was morgen.
Nach einem kurzen Blick in den Info-Flyer und unser nettes Buch "Short Hikes" soll es folgendermaßen die nächsten Tage laufen:
HEUTE – Schön mit den Shuttle bis zu den Emerald Pools und dann schauen, bis zu welchem wir laufen.
MORGEN – Weeping Rock und Hidden Canyon. Angels Landing flößt uns beim Durchlesen doch zu großen Respekt ein: siehe Tiggers Höhenangst und Männes Unfitheit. Zudem werden wir im Anschluss noch mal bis zum Riverside Walk fahren und den ganz entspannt bis zur Flussüberquerung machen.
ÜBERMORGEN: Durch den Tunnel raus, gucken, ob Platz am Canyon Overlook Trail ist und den vielleicht noch machen. Und dann is gut.
Also schnell die Rucksäcke gepackt, den Elmo abgeschlossen und los zum Shuttle.
Das mit den Shuttle ist so: Wenn man innerhalb von Springdale zusteigt, wird man vor dem Parkeingang wieder rausgeschmissen, geht durch den Eingang (Annual Pass da, Hallo, Toll, Viel Spaß, danke!) und setzt sich am Visitor Center wieder in den weiterfahrenden Shuttlebus. Also nicht verwirrt sein, man muss umsteigen. Wir waren kurz verwirrt, und das stand uns offenbar so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass der Busfahrer uns grinsend aufklärte. Jetzt raff ich auch die unterschiedliche Markierung der Linie ... ähm. Tolle Idee! Also das mit den Shuttle schon im Kaff davor! Auch die Busse sind top. Und man bekommt dann im zweiten Shuttle vom Band total toll erzählt, was im Zion wo, wann, wieso und warum und überhaupt – Learning by sitting! Die Amis wieder. Aber sehr gut erzählt und so spannend, dass wir beinahe vergessen, an der Zion Lodge auszusteigen. Die sieht übrigens mehr als toll aus. Muss schön sein, hier zu übernachten. So mittendrin. Hier in diesem Park stimmt bis jetzt einfach alles! Das Flair haut mich nach wie vor um! Ick bin verliebt ...
Achtung: Bi(e)ber Fieber
:
Wir trapschen Richtung Brücke und zum Trailhead zu den Emerald Pools. Da dann mitten im Virgin River:
Lustig, Männe ist kurz der Meinung, dat Ding wäre aus Plastik und Deko. Bis er den Kopf dreht und uns anschaut. Der feine Herr ist sogar mit Familie da, hinter der Brücke stehen Mama plus zwei Kids im Gebüsch und mampfen Blätter. Das erzeugt einen kleinen Menschenauflauf, von dem sich die Viecher aber nicht ablenken lassen. Das kennen die wahrscheinlich schon. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns mal um eine konkrete Uhrzeit zu bemühen ... äh, wegen dieser leichten Time-Travelling-Verwirrung. Prima, unsere Mobiltelefone sind schon auf Utah-Time. Wir jetzt auch. Der Trail bis zum Lower Pool ist sehr gut zu laufen, da asphaltiert und relativ angenehm in der Steigung. Entsprechend viel ist allerdings auch los. Ansonsten muss ich aber sagen: sau schön! Und ziemlich feucht. Ein klassischer Hanging Garden tröpfelt von oben den Weg rutschig und ein kleiner Wasserfall ergießt sich in den Pool (der leider nich so wahnsinnig "emerald" mäßig aussieht, was sicherlich an Jahreszeit und Tageszeit liegt). Wunderschön, wir sind begeistert:
Da staunt auch dat Männe:
Und Tigger freut sich:
Und weil das jetzt alles so schnell ging, gehen wir erstmal weiter – zum Middle Pool. Da wird es dann auch gleich schwieriger mit dem Weg. Stufen im Fels, Geröll und dezentes Gestolpere. Der Middle Pool ist nicht ganz so beeindruckend (was aber auch daran liegt, dass der im Moment nicht so voll ist, dass Wasser über die Kante fließt), zeigt aber sau schöne Spiegelungen des Panoramas drumrum. Vor allem, weil das Licht langsam echt schnuckelig wird:
Und weil das jetzt auch ziemlich schnell ging, denken wir uns: Hawa, dann halt noch zum Upper Pool! Wieder wirds etwas schwieriger in Sachen Trail, aber nicht unmachbar. Leuten mit wirklichen Gebrechen würde ich aber das letzte Stück über die Felsen und Baumstämme nicht zumuten, ein bisschen kraxeln muss man schon ... belohnt wird man hier aber mit einer Art "Ruhepo(o)l". Die bombastische Stille hier oben (keiner quatscht mehr, alle flüstern) fühlt sich fast schon heilig an. Wir sind zu siebt: 2 weitere Paar-Grüppchen und ein Mädel lesend auf nem Fels. Wir setzen uns und genießen diese entspannte Stille. Ganz ruhig liegt der Pool da, leider auch nur mäßig grün, dafür wieder mit Spiegelung:
Ziemlich rabiat werden wir Sieben dann allerdings von einer Gruppe Osteuropäer aus dieser Zauberstimmung rausgerissen. Wie ein wirklich unschöner Wirbelsturm fallen sie extrem lautstark am Pool ein, Quäken rum, machen alberne Victoryzeichen-Bilder, platschen im Pool rum (nein! Die Spiegelung! Ihr Deppen!!!) und verschwinden nach 5 Minuten wieder. Inklusive einer zurückgelassenen Gartorade-Flasche. Hi-hi-hilfe! Was für Idioten!
Ich mein, es muss ja keiner muckmäuschenstill rumsitzen, aber so ein bisschen Gespür für die Stimmung? Zu viel verlangt, ich weiß. Mit etwas Wut im Bauch bleiben wir noch ein wenig. Hachja. Die Felsen werden röter und tröten zum Aufbruch. Wir machen uns auf den Weg zurück – von der Stille in den sich bald einfindenden Lärm am Lower Pool. Wenn jemand von euch da ist, wünsche ich euch wenig Leute da oben. Es ist so friedlich dann ...
Wahnsinns-Wand:
Übrigens: Falls ihr auch Bücher habt, in denen der Emerald Pool Trail als "Loop" gekennzeichnet ist: Das geht nimmer. Irgendwann in 2010 hat es einen Teil des Loops weggespült und man muss so wieder zurück, wie man hingelaufen ist. Ich hab den Weg gesucht, aber eben nicht gefunden. Später dann hab ich es im Web gelesen ... schade. Wäre sicherlich auch ziemlich fein gewesen.
Unten wieder angekommen, hüpfen wir in den Shuttle und lassen uns zurücktragen. Zurück am Elmo:
"Du, Schatz?"
"Ja?"
"Wieso haben wir hinten rechts eigentlich keine Radkappe drauf?"
"Häh?"
"Wieso ..."
"Hab ich schon verstanden! Wat weiß denn ich? Wo soll die denn hin sein? War da überhaupt eine drauf? Wir haben Radkappen?"
OK-OK-OK. Noch mal genau gucken. Vorne links Radkappe: Check. Hinten links Radkappe: Check. Vorne rechts Radkappe: Check. Hinten rechts ... nüschte. Nur rostige Stahlfelge.
Oha. Schnell mal auf der Kamera nach Bildern von Elmos rechter Seite VOR dem Eintreffen im Zion geguckt. Vielleicht war die schon vorher ...
Mist. Im Valley of Fire haben wir die Radkappe noch ... und überall davor auch. Leider.
*schäm* Bei meiner High-Speed-ick-will-noch-ne-Campsite-im-Zion-kriegen-Raserei muss ich wohl eine Radkappe verloren haben. Juhu. Su-per. Und jetzt?
Scheiß drauf, braucht eh keine Sau. Spannend wirds dann erst bei der Abgabe. Hoffentlich kostet die nich so viel. Ist ja schon ganz schön groß, so ein Elmo-Bling-Bling-Schuh.
Nicht weiter beunruhigt machen wir uns ans Abendessen, heute aus der Pfanne:
Menu of the Day
Marinierte King Prawns mit Mix-Gemüse (Karotten, Brokkoli, Zuckerschoten und Blumenkohl) und Tomaten-Salsa-Sour-Cream-Sauce
Dazu Bier und Ben&Jerrys Schoko-Peanut-Butter-Eis zum Nachtisch.
Wir genießen den entspannten Platz, sinnieren über den schönen Tag heute – trotz Fahrerei und ohne Platz im Park – und spielen ein paar Runden Domino.
Camper-Idylle am Abend.Campsite: 78 Dollar (2 Nächte Full Hook Up)
Supermarkt: 102 Dollar
Tanken: 40 Dollar nachgetankt
Chromradkappe für Elmo: hoffentlich NICHT unbezahlbar.