Die Diskussion über das Tempolimit ist ja ganz interessant - führt aber doch ein wenig weit ab vom eigentlichen Thema.
Pro Jahr werden in den USA ca. 10.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren durch Schusswaffen verletzt, davon ca. 7.000 so schwer, dass sie ins Krankenhaus müssen und dort in vielen Fällen an den erlittenen Verletzungen sterben, in 3.000 Fällen erübrigt sich die Notaufnahme weil die Kinder bereits ihren Verletzungen erlegen sind.
Was die Verletzten angeht: Das sind pro Tag(!) ca. 20 Fälle.
Als Ursache sind hauptsächlich Verletzung aufgrund eines tätlichen Angriffs (ca. 2/3) und Unfälle (ca. 1/3). Die Zahlen hinsichtlich der Unfälle sind allerdings nur bedingt belastbar da häufig Verletzungen mit Schusswaffen gar nicht als "Unfall" aufgenommen wird - hier ein recht interessanter (wenn auch sehr langer) Artikel der NY Times:
http://www.nytimes.com/2013/09/29/us/children-and-guns-the-hidden-toll.html?hp&_r=1Unterm Strich geht man dort davon aus, dass die Zahlen über Unfälle mit Schusswaffen im Schnitt sogar um 50% zu niedrig ausgewiesen werden, da von behördlicher Seite nicht immer sauber dokumentiert wird.
Selbst wenn man jetzt mal davon ausgeht, dass die Wahrheit sich irgendwo in der Mitte bewegt führt das trotzdem zu der Erkenntnis:
Bei tödlichen Unfällen mit Kindern in den USA ist die Schusswaffe die Ursache Nummer 1 - weit vor Stürzen, Vergiftungen und sogar vor dem Straßenverkehr.
Insofern taugt es doppelt nicht hier andere (nicht minder tragische) Unfälle mit tödlichem Ausgang heranzuziehen oder zu versuchen zwischen "unnötigen" und "akzeptablen" Opfern differenzieren zu wollen.
Jeder tödliche Unfall der hätte verhindert werden können ist unnötig, auch Unfälle im Straßenverkehr sind nicht "akzeptabel".
ABER - Warum solche Vergleiche hier jeglicher Basis entbehren: In jedem anderen Bereich werden Unfälle untersucht und es wird versucht diese in der Zukunft zu verhindern. (Einführung von Gurtpflicht, Pflicht zur Nutzung von Kindersitzen, Sicherheitsstandards für Spielplätze etc. pp.). Natürlich kann man auch dadurch das Risiko nicht auf 0 bringen, aber wenigstens werden Konsequenzen gezogen.
Nur im Bereich des Waffenbesitzes wird nichts unternommen oder es handelt sich um Feigenblätter ohne Wirkung. Was nützen halbherzige Vorschriften über den "sicheren" Umgang und der Lagerung von Schusswaffen in Haushalten wenn diese nicht kontrolliert werden? Fahre ich ohne Gurt und werde erwischt bekomme ich ein Ticket, habe ich keinen Kindersitz dabei bekomme ich ein Ticket und die Weiterfahrt wird untersagt bis ein Kindersitz da ist.
Wenn aber niemand in die Haushalt geht um die "sichere" Lagerung der Waffen zu kontrollieren (eine flächendeckende regelmäßige Überprüfung ist bei der Vielzahl der Waffen eh vollkommen utopisch) - wie wahrscheinlich ist es, dass man sich an solche Vorschriften hält? Die Opferzahlen sprechen hier ja eine eindeutige Sprache.
Die Waffenlobby verweigert sich vielmehr jeglichem Dialog wie man hier mehr Sicherheit schaffen könnte - allein mit dem Argument, dass man sich ja nicht bevormunden lassen wolle. Möglichkeiten gäbe es - man muss ja nur mal in Richtung "Smart Gun" schauen. Aber auch hier: Keine sachliche Auseinandersetzung, vielmehr werden Verkäufer solcher Waffen mit Beschimpfungen und Todesdrohungen überhäuft. Hersteller werden allein für Forschungsprojekte in diesem Bereich von der NRA boykottiert. Weil man ja darin eine Bedrohung des 2ten Zusatzartikels sieht?
Für mich keine sehr differenzierte Betrachtungsweise - zumal ich gerne mal wissen würde wie viele Leute in den USA sich pro Jahr tatsächlich dagegen wehren müssen, dass der König von England bei ihnen einfällt um ihnen ihr Hab und Gut wegzunehmen.
Insofern scheint es vielmehr für die NRA und Co. "akzeptabel" zu sein wenn jährlich mehrere tausend Kinder bei Unfällen mit Schusswaffen ihr Leben verlieren - ist halt der Preis der Freiheit...