Dienstag, 30. August 2011
Im Gegensatz zu gestern wurden wir heute wieder von der Sonne geweckt und auch die Temperatur war schon angenehm.
Während des Frühstücks erklärte uns Jennifer, heute würden wir eine „mare band with their foals“ (eine Gruppe Stuten mit ihren Fohlen) von einer Weide zur anderen treiben!! ENDLICH! Das war’s ja, was uns schlussendlich bewogen hatte, auf die Dryhead Ranch zu kommen.
„Rand“ und „Conegar“ waren heute wieder unsere Reitpferde.
Jake war schon frühmorgens mit dem Pickup und dem Auflieger losgefahren, um Heu zu machen bzw. die Heuballen zu holen. Somit waren wir sechs Reiter, welche sich um 09.00h auf den Weg machten, die Pferde erst mal zu finden. Bei einer knapp 5,000 acres (20 km2) grossen „pasture“ mit Hügeln, Büschen und kleinen Canyons gar nicht so einfach.
Unterwegs kamen wir an einem leeren Wassertank vorbei. Schnell hatte Sky gefunden, wo der Defekt war: ein Verbindungsstück der Wasserleitung hatte sich gelöst und das Wasser versickerte im Boden. Zum Glück hatte Sky immer etwas Werkzeug am Sattel festgeschnallt und konnte den kleinen Defekt schnell reparieren.
Nach etwas zweieinhalb Stunden hatten wir die Pferde entdeckt. Gut getarnt standen sie im Schatten von ein paar Bäumen und Büschen.
Jetzt erklärte uns Sky das weitere Vorgehen. Jennifer, Joanne und Al „schleichen“ sich in einem grossen Bogen von hinten an und scheuchen die Herde langsam los.
Er selbst wird mit Marlis und mir warten, bis sich die Pferde uns nähern. Dann werden wir versuchen, im spitzen Winkel auf sie zuzureiten und uns vielleicht 100 m vor sie zu setzen.
Sky gab uns noch ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg:
- circa 10 Meter im Schritt vor den Pferden reiten
- wenn sie uns überholen wollen, mit der Stimme und mit seitlichem Arme schwenken versuchen, sie zu bremsen
- wenn das nichts nützt und wir trotzdem überholt werden, nicht in ein Rennen gehen (das wir sowieso verlieren würden), sondern einfach warten, bis die Gruppe sich wieder erholt und abgebremst hat und alles von vorne beginnen
Nach einigen Minuten sahen wir, dass die drei Treiber das Wäldchen von hinten erreicht hatten und versuchten, die Pferde in unsere Richtung zu bringen. Das war anscheinend gar nicht so einfach, klappte dann aber doch.
Wir anderen drei trabten dann los und wir konnten uns vor die Herde setzen und im „walk“ weiterreiten. Mit langsamen Armbewegungen und mit Zurufen gelang es uns wirklich, die Tiere abzubremsen.
mit vereinten Kräften...
Immer wieder versuchten einzelne Pferde, seitlich auszubrechen oder uns zu überholen, was wir aber zu verhindern wussten. Einzelne „Ausbrecher“, ob Mama oder Fohlen, beachteten wir gar nicht: sie folgten uns immer wieder und suchten die Nähe der Gruppe. Wichtig war auch, das die Treiber am Schluss des „horse drive“ die Pferde in Bewegung hielten.
die Staubfresser...
Al in action
Um halb eins hatten wir die ganze Bande auf der Ranch und dort wurden sie in einen „corral“ getrieben, wo sie bis nach unserem Mittagessen bleiben sollten.
Um 15.00 h sollte es weitergehen: erst die Pferde in die Freiheit einer anderen Weide entlassen, dann gleichzeitig noch Kühe suchen. Leider wurde vorerst nichts daraus. Jake kam mit den Heuballen angefahren und wollte diese zusammen mit Sky noch abladen: einen in einem „round pen“, die anderen vor einem anderen. Das war gar nicht einfach und sie brauchten 30 Minuten dazu (wobei mit etwas mehr Planen/Durchdenken im voraus wäre es auch schneller und einfacher gegangen…..
Dann aber ging’s los und nach dem ersten Gate trafen wir auf einige der Gästepferde, welche heute „frei“ hatten und uns einige Zeit hartnäckig folgte. Dann wurde es ihnen anscheinend doch noch langweilig und sie traben davon.
Die folgenden anderthalb Stunden versuchten wir erfolglos, Kühe zu finden. Die „Viecher“ waren aber spurlos verschwunden. Das Gelände war auch eher „suboptimal“
viel „sagebrush“ (Wüsten-Beifuss), welcher in Buschform mehr als einen Meter hoch wird und sehr intensiv duftet oder Gräser und andere Büsche, welche einen Reiter fast unsichtbar verschwinden liessen.
wer findet die Kuh? Hat gar keine!
hier auch nicht...
hier schon gar nicht
Als kleines Trostpflaster sahen wir wenigstens ein halbes Dutzend „turkeys“ (gobble, gobble…). Da aber noch kein „thanksgiving“ in Sicht war, liessen wir sie unbehelligt.
Als wir schon auf dem Rückweg waren und einen kleinen Bach überqueren wollten, warnte uns Sky vor einer Klapperschlange, welche uns den Weg versperrte. Als erstes hatte übrigens das Pferd von Sky den „rattler“ bemerkt….
Wir mussten zurückbleiben und die Hunde zurückrufen und Sky löste den „hobble“ (Fussfessel für Pferde, mit der sie nur ganz kleine Schritte machen und sich somit nicht weit fortbewegen können…) vom Sattel und tötete damit die Schlange…
„Kill or get killed“ lautet das Gesetz hier draussen.
Als Sky die „Rassel“ mit 9 Ringen hochhielt und fragte, ob ich sie behalten möchte, sagte ich natürlich nicht nein…
rattler alive...
dead rattler...
souvenir..
Zurück auf der Ranch wurden die Pferde getränkt, abgesattelt und „entlassen“. Dann gingen wir selber zur Tränke: Kaffee ( war schon, wie immer, bereit) für Marlis und mich und Limo für die anderen.
Danach duschen, Zigaretten- und Kaffeepause auf der Veranda des „cookhouse“ bis zum Nachtessen, nachher noch wie gewohnt gegenseitig Fotos mit Joanne austauschen bzw. auf dem PC speichern und wieder zurück in unsere „cabin“. Noch ein paar Minuten lesen und dann Nachtruhe.