Auch dir, "Southwest", ein herzliches Willkommen!
02.08.2019, Yoho NP, „Wildlife“, Massentourismus und EinsamkeitInsgesamt sind wir nur 8 Gäste in unserem Blockhaus mitten im Wald.
Als wir morgens aus unserem Zimmer kommen, merken wir sofort: Das wird "the best breakfast ever!" Mit einer Hingabe bereiten es zwei nette Damen vor und sind bemüht, uns nach Kräften zu verwöhnen. Auf Wunsch werden heiße Pancakes mit frischen Erdbeeren und Schlagsahne gereicht. Es stehen Gläser mit einer Mischung aus Joghurt, Körnern, Nüssen und Früchten bereit. Weiter gibt es mehrere Sorten Brot, selbstgemachte Marmelade, selbstgebackenen Kuchen, ein paar süße Verführungen, Müsli, Früchte und und und ...
Während alle anderen Gäste im Foyer frühstücken, nutzen wir die Gelegenheit und setzen uns auf die eingangsseitige Terrasse. Die Waldluft hat noch ihre morgendliche Frische, die Sonne ist gerade hinter dem Berg aufgegangen und ihre Strahlen hüllen alles in ein warmes, weiches Licht. Ringsum ist nichts als Stille, nur Vogelgezwitscher hört man hier und da. Später bemerken wir ein zartes Summen, ein Kolibri fliegt über unsere Köpfe hinweg zur Tränke und schwirrt wieder davon. Im Paradies kann es nicht viel schöner sein.
Es wird ein sehr ausgiebiges Frühstück. Ich könnte noch eine ganze Weile weiter schwärmen …
Uta drückt das in wenigen Worten aus: „Es ist hier einfach zum Heulen schön!“
Heute wollen wir uns als erstes „Wildlife“ ansehen. Die Anführungsstriche habe ich verwendet, weil die Tiere doch nicht ganz so wild sind. Es gibt hier in der Nähe einen Bauern mit einer Bisonherde, die „Rocky Mountain Buffalo Ranch“. Da fahren wir jetzt hin.
Täglich um 10.15 Uhr hält er oder einer seiner Mitarbeiter einen Vortrag über die Bisons im Allgemeinen und seine Herde im Besonderen. Heute ist ein junger Mann aus Spanien an der Reihe. Da er kein Muttersprachler ist, verwendet er einfachere Worte, so dass wir beide nahezu alles verstehen.
Besonders hellhörig werde ich, als er über die „Gefährlichkeit der Frauen“ (… der Bisons) spricht. Es geht darum, von wem eine größere Gefahr ausgeht, dem Bullen oder den Kühen, wenn man sich einer Herde nähert. Der Bulle ist der Stärkste, das weiß er und ist daher tiefenentspannt. Seine Frauen dagegen müssen täglich ihren Rang in der Gruppe behaupten. Das macht sie etwas nervös und angespannt. So kann es dann schon einmal passieren, dass man von einer Bison-Dame „angemacht“ wird, wenn man der Herde zu nahe kommt.
Nach dem ersten Teil des Vortrags gehen wir auf einen Holzsteg, von wo aus man die Tiere gut beobachten kann. Heute sind es zufällig besonders viele Besucher (ca. 20 Personen), so dass es etwas eng wird und man beim Fotografieren Rücksicht nehmen muss.
Später gibt es noch ein paar Vorführungen, einschließlich der Lektion „Wie mache ich Feuer ohne Streichhölzer?“ (… nein, nicht mit dem Feuerzeug). Alles ist recht interessant und kurzweilig.
Für uns hat sich der Vormittag gelohnt!
Als nächstes wollen wir die Perle des Yoho NP besichtigen, den Emerald Lake. Dazu müssen wir ein ganzes Stück fahren.
Inzwischen ist es früher Nachmittag und damit für eine solche Sehenswürdigkeit eigentlich zu spät.
Warum?
Der Emerald Lake ist gleichermaßen schön wie überlaufen. Als wir ankommen, ist der Parkplatz natürlich rappelvoll. So beginnen wir vom Lake weg, eine Lücke zu suchen, wo wir am Straßenrand parken können. Nach einem knappen Kilometer (!) werden wir fündig und haben dabei noch Glück. Die Schlange der abgestellten Autos reicht noch viel weiter …
Alternativ gäbe es da den Lake O’Hara, der etwas kleiner ist. Dort hat man durch eine Zugangsbeschränkung die Idylle erhalten. Um die Tickets für das Shuttle dorthin muss man sich zuvor im Internet bemühen. Es gibt nur sehr wenige. Wir haben auf den Versuch verzichtet, weil wir gelesen haben, dass das Nachbartal bei Bären sehr beliebt und daher für Wanderer gesperrt ist.
So erfreuen wir uns nun (zusammen mit „1000“ anderen Besuchern) am Emerald Lake. Auf dem Rundwanderweg verläuft sich der Besucherstrom. Nur in der Nähe des Parkplatzes muss man schon einmal ein paar Personen beiseite schieben, wenn man den See sehen möchte.
Trotz allem ist er durchaus einen Besuch wert. Wer es sich leisten kann und will, kann auch in der gleichnamigen Lodge übernachten. Dafür muss man nur weit im Voraus buchen.
Gerade als wir unsere Runde beendet haben, fängt es kräftig an zu regnen. Kein Problem, wir haben Regenkleidung dabei.
Jetzt schnell zum Auto! … da war doch was mit dem Parkplatz?
Auch kein Problem: Einer von uns stellt sich unter und „Harry holt schon mal den Wagen“.
Auf dem Rückweg nehmen wir natürlich auch die Natural Bridge mit. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen. Während die Brücke lange Zeit frei ist (der Bereich ist eigentlich abgesperrt), finden sich später ein paar Verrückte, die nicht nur darüber laufen, sondern auch im Slot herumklettern.
So langsam wird es Abend und wir treten den Heimweg an. Nahe Golden hatte ich mir aus einem anderen Reisebericht noch ein Highlight notiert, die „Mount 7 Launch Site“. Nein, wir wollen heute nicht ins All fliegen, sondern nur zu einem Startplatz für Gleitschirmflieger. Eine Schotterstraße führt über scheinbar endlose Serpentinen auf ein Bergplateau, das gefühlte 1000 m oberhalb von Golden liegt.
Die Aussicht von hier oben ist gigantisch. Auf unserer persönlichen WOW-Scala liegt sie gleichauf mit dem Emerald Lake. Während sich am See die Besucher gegenseitig auf den Füßen stehen, sind wir hier oben mit uns und der Natur allein.
Herrlich!
Eigentlich hatten wir vor, mindestens eine Stunde zu bleiben, um die Abenddämmerung zu genießen. Aber leider, leider ziehen dunkle Wolken auf, es fängt an zu nieseln und in der Ferne hört man Donnergrollen.
Wir haben keine Wahl ..., schade!
Wer in der Nähe von Golden übernachtet, sollte unbedingt einen Morgen oder einen Abend für diesen Berg einplanen. Es lohnt sich!
Das Abendessen in Golden gestaltet sich heute (Freitag) etwas schwierig, da viele Restaurants längere Wartezeiten haben. Schließlich finden wir Platz im Island Restaurant, wo es uns ganz gut schmeckt.
Zurück in der Moberly Lodge lassen wir die Erlebnisse des Tages bei einem Glas Rotwein Revue passieren.
Mit dem Gedanken an ein tolles Frühstück am nächsten Morgen schlafen wir ein.
Morgen erwartet uns der dritthöchste Wasserfall Kanadas und ein Ort mit Besuchermassen „wie auf Malle“.
Tipps für Planer
(Ich habe übrigens mit niemandem einen Werbevertrag und bekomme auch sonst keinerlei Provision.)
- Moberly Lodge:
„best breakfast ever“
- Rocky Mountain Buffalo Ranch
empfehlenswert
- Emerald Lake
sehr empfehlenswert
Achtung Besuchermassen, daher möglichst früh kommen
- Natural Bridge
empfehlenswert
auf dem Weg zum Emerald Lake mitnehmen (danach!) oder als Zwischenstopp, wenn man auf dem Trans-Kanada-Highway durch den Yoho NP fährt
- Mount 7 Launch Site bei Golden (Startplatz für Gleitschirmflieger)
tolle Sunsrise- oder Sunset-Location
Achtung, 14 km zum Teil steile Serpentinen auf Schotter
SUV mit 2WD ist bei trockenem Wetter ok, PKW reicht wahrscheinlich auch, WoMo ist kritisch, Sportwagen geht eher nicht
- Island Restaurant in Golden
empfehlenswert