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Autor Thema: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009  (Gelesen 21298 mal)

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Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #30 am: 21.02.2010, 20:57 Uhr »

Tag 11: Bring your ID!

Wir lassen unsere kleine Farm, äh Hütte samt Pebbles hinter uns und machen uns auf nach Portland. An einer Tankstelle entdecke ich dieses äußerst informative Schild.


Wir fahren zunächst an Portland vorbei um diesen traumhaft sonnigen Tag in der klimatisierten Kühle der Woodburn Company Stores zu verbringen. Um dem Wetter zumindest einen kleinen Tribut zu zollen, widme ich wenigstens dem Blumenschmuck auf dem Parkplatz 5 Minuten.


In Oregon gibt es keine sales tax, was uns schon gleich zu Beginn in leichte "Billisch-billisch"-Euphorie verfallen lässt. Liegt es an den Folgen der Käsemaccaroni in Ashford, dass wir vor allem bei den Sportklamotten so zuschlagen? Ach was, wenn wir erst mal zu Hause sind, dann werden wir das alles brauchen, weil wir ab dann richtig oft und lange zum Sport gehen!
Herrn Barb kommen diesbezüglich allerdings irgendwann Zweifel und er sitzt nach Abflauen des Shoppingrausches zwischen all seinen Tüten und überlegt, ob er nicht doch was zurückbringen soll...
Iwo, kaufen wir halt noch einen Koffer wie jedes Mal.

Priceline zum Vierten bringt uns in das Hotel Deluxe (69 USD).
Wie hübsch das ist!
Und wie unhübsch wir, als wir dort wie die Flodders mit all unseren Tüten einfallen... Sehr angetan sind wir von Hotel und Zimmer, letzteres ist zwar „European-Style“, sprich ziemlich klein, aber sehr schick und liebevoll eingerichtet.

Ach, süße Unschuld, noch ahnen wir ja nicht, dass uns die schlimmste Nacht dieses Urlaubs bevor steht.

Portland ist ja die Hochburg der Microbreweries und nach dem anstrengenden Shopping-Tag haben wir auch ganz arg Durst! Das Rogue sieht nett aus, wir ordern Burger und zwei Bier. Ach so, Bier gibt’s nur an der Theke, ja dann bestellen wir halt da.
„Can I see your ID?”
Öh, huch, hab ich nicht dabei, aber die Frage kann ja nur ein Witz sein, denn bei aller Eigenliebe wie 21 seh ich ja nun nicht aus. Also Scherz... oder? Hahaha...??
In seinem Gesicht steht „Lach isch, oder was?“
Herr Barb beweist lösungsorientiertes Denken und bietet an zwei Bier auf seinen Perso zu bestellen. Wir halten das für eine tolle Idee, aber der Typ hinter der Theke lässt sich tatsächlich nicht darauf ein. Wie jetzt, aber ich hab Durst!! And I’m from Europe and we drink and smoke all day!!

Doch es hilft alles nichts, auf einer Adrenalinwolke düse ich zurück zum Hotel, schnauze den Typ an der Rezeption an, weil er uns nicht vorgewarnt hat, schnappe mir meinen Perso und jogge zurück in die Kneipe. So, jetzt her mit der Brühe und wehe es schmeckt nicht! Tut es aber und wie der Schweiß langsam trocknet so hebt sich auch meine Laune. In einem weiteren Pub testen wir noch ein bisschen weiter und sind dann reif fürs Bett.

Schon als wir unser Zimmer betreten fällt uns die tierisch laute Musik aus dem Nebenzimmer auf. Madonna und immer derselbe Song! Immer wieder, immer wieder, es dröhnt schon durch den ganzen Flur! Ich stelle mich dem Ungewissen und klopfe an die Tür des Nachbarzimmers – keine Reaktion, selbst auf regelrechtes Hämmern. Daraufhin schalten wir die Rezeption ein, schließlich ist der ganze Flur wach und es ist inzwischen schon fast eins. Doch noch immer keine Reaktion, nur Madonna scheint in Bestform und fängt immer wieder von vorne an. Irgendwann kommt die Polizei, nachdem man sich im Hotel schon Sorgen macht, dass sich der Typ nebenan irgendwas angetan haben könnte. Na prima! Am Ende ist aber tatsächlich Ruhe und nachdem wir uns abgeregt haben, schlafen wir uns irgendwann ein. What a day!



Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #31 am: 24.02.2010, 22:06 Uhr »

Tag 12: Küstennebel

Am Morgen weckt uns... Madonna!
Oh nein, wir packen und verlassen fluchtartig das Hotel.

Nachdem wir den wunderbar sonnigen Tag gestern im Outlet verbracht haben, begrüßen uns heute morgen dunkle Wolken und es ist ziemlich drückend. Nach einem kurzen Bummel durch Portland fahren wir weiter an die Küste. Und jetzt beginnt es auch richtig heftig zu regnen. Schade, denn die Fahrt durch den Wald an die Küste wäre eigentlich sehr hübsch. Nach rund anderthalb Stunden erreichen wir Tillamook – zwar kann man hier eine Käsefabrik besichtigen (Tillamook Cheese gibt es hier in alle Ausprägungen in den Supermärkten), aber wir beschließen nach einem kurzen Stopp in der Touriinf. gleich nach Ocenside weiterzufahren.

Da es immer noch regnet fahren wir direkt zu unserem B&B, dem Thyme and Tide (145 USD). Eigentlich sind wir zu früh dran und Rosemary, unsere britische Gastgeberin, ist zunächst nicht sehr amused. Schließlich bäckt sie doch gerade erst unsere Kekse! Um es kurz zu machen: Dieses Bed & Breakfast ist das Allerbeste, Allerschönste in dem wir je waren! Zunächst waren wir ja etwas enttäuscht, dass es nicht direkt in Oceanside, d.h. an der Bucht, sondern etwas außerhalb liegt, aber alles ist so schön und liebevoll hergerichtet, dass wir uns keine bessere Unterkunft wünschen können! Die beiden sind Gastgeber aus Berufung und haben dieses Haus extra gebaut, nachdem sie ihre Jobs in Südkalifornien an den Nagel gehängt haben.

Unser Bett

Blick auf unsere private Veranda

Trotzdem verlassen wir unser Zimmer um uns die Umgebung anzuschauen. Mit dem Auto geht es dann noch ein bisschen die Küste entlang, zum ersten Leuchtturm dieser Reise am Cape Meares.


Wie im Reisebericht von Mrh400 zu lesen ist, wurde das Lighthouse inzwischen leider von ein paar Spinnern beschädigt, hoffen wir, dass es bald wieder geöffnet werden kann.

Ein kurzer Spaziergang durch den dampfigen Wald führt uns zum Octopus Tree. Klar, es ist feucht und nebelig, aber die Stimmung und Landschaft ist (gerade dadurch) besonders reizvoll.



Zurück nach Oceanside und dann gibt es den ersten Strandspaziergang – barfuß natürlich.
Es ist zwar ziemlich immer noch sehr nebelig, aber zwischendurch blitzt inzwischen immer wieder die Sonne durch und es ist recht warm. Wir laufen sicherlich zwei Stunden am Strand entlang, aber es auch soooo schön hier!

Oceanside




Nach einem netten Schwätzchen mit unseren Gastgebern geht es auf deren Empfehlung zu Schooner’s zum Abendessen. Herr Barb ist von seinem Steak begeistert und mein Fisch ist auch hervorragend.

Danach geht es ganz schnell wieder auf unser schönes Zimmer. Schade, dass wir hier nur eine Nacht bleiben, seufz!
Drum genehmige ich mir trotz des üppigen Abendessens etwas von der original Tillamook Icecream, die für Gäste im Eisfach steht. Lecker! Und eine sehr nette Idee!

Es ist so gemütlich und ruhig, dass
a). mein Mann sofort seelig einschläft,
b). ich tatsächlich zu dem Gedichtband auf dem Nachttisch greife und noch ein paar Shakespeare Sonette lese... :wink:



nordlicht

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #32 am: 25.02.2010, 17:52 Uhr »
Wir laufen sicherlich zwei Stunden am Strand entlang, aber es auch soooo schön hier!
Oceanside gefaellt mir auch wunderbar. Der Strand hinter dem Tunnel ist einfach klasse.

Allerdings das Schooner Restaurant kannte ich noch nicht. Das werde ich mir merken, vielen Dank!

Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #33 am: 25.02.2010, 20:24 Uhr »
Jetzt hab' ich sicherheitshalber noch mal genau geschaut: es heißt The Schooner und ist eigentlich in Netarts, bzw. Netarts Bay. Es war teilweise ein bisschen provisorisch, weil sie wohl ein paar Pläne hatten umzubauen, aber nicht ganz fertig waren. Die Atmosphäre war so ein bisschen alternativ, das Essen sehr gut.

Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #34 am: 25.02.2010, 21:00 Uhr »

Tag 13: Tidepools


Strahlender Sonnerschein! Der Blick von unserer kleinen Terrasse übers Meer ist traumhaft.

Zum Frühstück geht es runter zu Rosemary und Peter, wo ein ausgesprochen leckeres Granola auf uns wartet. Mit dem zweiten Gang, Eier-Spargelsalat auf Toast, kommt Herr Barb nicht so gut zurecht, aber das hat nichts mit der Qualität zu tun.
Wir schwatzen noch eine ganze Weile - ja, hier hätten wir es noch länger ausgehalten. Schwere Herzen brechen wir auf, die Küste hinunter bis Yachats.

Doch der strahlende Sonnenschein und die wunderschöne Küste versöhnen uns sehr schnell.
Erster Strandspaziergang-Stopp am Cape Kiwanda Beach.

Unvermeidliche Verhaltensregeln...

Kein Dreck auf der Linse, sondern Drachen.


Ganz ehrlich, wer von euch möchte hier nicht spazierengehen???
Ich war ja gestern schon begeistert von der Küste und Natur, aber heute bei diesem Wetter - hier müsste man ein Beachhouse haben! Das Schöne ist, dass die Küste relativ unverbaut ist, keine Hochhäuser o.ä.

Wir erwägen kurz einen Leuchtturm zu kaufen, wissen allerdings nicht, wie wir diesen ins Handgepäck bekommen sollen und verzichten daher.


Depoe Bay, ein winziges Kaff, bekannt aus „Einer flog übers Kuckucksnest“. Hier starten etliche Boote zum Whale watching, aber es ist nicht viel mehr als eine Durchgangsstraße mit ein paar Häusern rechts und links.


Nächster Stopp, nächstes Lighthouse: Yaquina Head.




Unterhalb vom Lighthouse gibt es tolle Tide Pools, noch nie haben wir so viele Seesterne gesehen. Das Herumklettern zwischen den verschiedenen kleinen Teichen macht richtig Spaß!



Pelikane...

Am Nachmittag kommen wir in Yachats an und beziehen unser wunderhübsches Zimmer mit dem Namen „Sunset“ im Ocean Cove Inn. Nur vier Zimmer mit einer traumhaften Veranda davor und einem sehr guten Preis-Leistung-Verhältnis: USD 94. Schon das telefonische Buchen bei Ella war witzig: Oh, you are from Austria! How lovely! I've been there, I remember the sound of churchbells all day! Hold on, precious, let me check your room.“


Blick von der Veranda zur blauen Stunde.


Auf dem Weg zum Abendessen erleben wir einen wunderbaren Sonnenuntergang.


Den Abend beschließen wir in der Kneipe nebenan mit Live Musik.
Also hier isses auch schön!








Utah

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #35 am: 01.03.2010, 17:40 Uhr »
Hallo!
 
Ein toller Reisebericht, dein Schreibstil gefällt mir unheimlich gut!
Weiter so!
 
:applaus:
Viele Grüße
Utah



Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben.

USAflo

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #36 am: 02.03.2010, 10:21 Uhr »
Moin!

Schöne Route, schön geschrieben, da bin ich auch noch dabei!
 :groove:

Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html

Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #37 am: 05.03.2010, 21:48 Uhr »
Huch!  :oops:
Das ist nett, danke!! Vor lauter Schreck hab' ich gleich mal aufgehört zu schreiben...
Nee, eine Mischung aus Jobstress und Skifahren hat mich gerade etwas abgehalten, aber zum Wochenende geht's jetzt weiter mit der sunny Oregon Coast.

Mig

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #38 am: 06.03.2010, 00:28 Uhr »
klasse! ich fahre auch mit und bin begeistert von den Fotos und der Art des Schreibens!!!
ich freue mich auf die nächsten Tage  :D

Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #39 am: 06.03.2010, 19:31 Uhr »
O.k. also länger lass ich mich nun wirklich nicht bitten und während draußen der Schnee (schon wieder) auf das stille Niederösterreich rieselt, denke ich besonders gerne an diesen Tag zurück:


Tag 14: Welcome to my office

Oh sunny day!  :sun:

Werfen Sie ruhig mal einen Blick von unserer Terrasse auf die Bucht von Yachats...


...und auch nochmals auf unsere zu reizende Unterkunft:


Ehrlich, das Ocean Cove Inn kann ich uneingeschränkt empfehlen, 94 USD in der Hochsaison - a gem!
Wobei, eine Einschränkung muss ich doch machen: Ihr dürft da gerne hinfahren, aber wenn wir die nächste Tour nach Oregon machen, dann müsst ihr da weg sein!

So, jetzt erstmal ein Käffchen im Laden nebenan, sonst wird Herr Barb gaaanz unleidlich. Nett ist es in dem Laden, allerdings fällt mir fast der Bagel aus dem Mund, als dort ein Typ mit einem unterirdischen T-Shirt auftaucht. Auf der Vorderseite steht: "Are you looking for a safe place for abortion?" Und auf der Rückseite dann: "Me neither!"
Das regt mich so auf, dass ich mich nur schwer beruhigen kann und meine morgendliche Laune zunächst ziemlich getrübt ist.
Boah, ey!!!  :koch:

Naja, wir starten zu unserer Tour die Küste runter - heute abend übernachten wir ja nochmals im Ocean Cove Inn, d.h. wir haben einen sonnigen Tag an dieser traumhaften Küste vor uns, mal sehen, welche der zahlreichen Tipps von Ella wir abarbeiten werden. Uns ist klar, heute abend werden wir Bericht erstatten müssen.

Habe ich schon einmal erwähnt, wie schön diese Küste ist?? Go there, got there... äh, no, don't go there!
Überall kann man anhalten und an den Strand gehen, es gibt keine Betonburgen oder Privatstrände.



Na? Herrscht hier eher auf- oder ablandiger Wind?



Unser erster Stopp ist beim Heceta Head Lighthouse.


Mit den Herrschaften auf diesem Foto halten wir übrigens ein kleines Schwätzchen (Oh, you are German!!), bei dem sich herausstellt, dass sie einen Sohn in Wuppertal (oder Wanne-Eickel??) vorzuweisen haben. Macht ja nix  :D

Wir wandern den kurzen Weg zum Lighthouse hinauf. Eigentlich haben wir keine Besichtigungstour geplant, aber als wir die urigen Seebären erleben, die die Führungen machen, entscheiden wir uns doch dem Leuchtturm einen Besuch von Innen abzustatten. Blöd nur, dass wir ausgerechnet bei der einzigen Frau landen, die den Witz einer pensionierten Handarbeitslehrerin hat. Neidvoll hören wir wie die anderen Grüppchen (immer nur ein paar Personen) immer wieder in Gelächter ausbrechen, naja, "trotzdem" ein Foto vom Treppenhaus:


Alora, jetzt aber weiter - wir haben doch keine Zeit!
Wir gondeln weiter die Küste entlang Richtung Florence. Wir wundern uns, warum an einer kleinen Parkbucht so viele Autos stehen und fahren raus, um zu gucken (ja, ja, wir liegen Zuhause auch gerne mit einem Kissen unter den Ellbogen am Fenster...).
Aber ihr wollt ja auch wissen, was es zu sehen gibt, also bin ich mal nicht so:
Grauwale!!  :shock: :D

Ja, Waaaahnsinn! Einfach so von der Straße aus! Das passiert uns in Österreich nie!!
Wir machen in bewährter Manier ein paar Filmaufnahmen und reißen uns schließlich los, um weiterzufahren.
Wir erreichen Florence, was sich auch an der zunehmenden Nervosität von Herrn Barb ablesen lässt. Warum?
Nun, in einem schwachen Moment während der Reisevorbereitung habe ich ihm erzählt, dass man dort mit Buggys durch die Dünen gurken kann - für Herrn Barb ein absolutes Urlaubshighlight.
Ich hingegen fahre ja noch nicht mal gerne Fahrrad und stehe dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Zumal Ella erzählt hatte, dass das ziemlich heftig sein soll, aber es gäbe auch eine "educational tour" durch die Dünenlandschaft. Educational - das wär' doch mal was, oder?? Mal so ein bisschen was lernen, über die Natur und so...??   

Nee, da beiß ich bei Herrn Barb auf Granit, ohnehin findet heute keine solche Tour mehr statt. Aha, naja, o.k., ich erkenne, dass Diskussionen sinnlos sind und füge mich in mein Schicksal.

Allerdings finde ich es ja schon wenig vertrauenerweckend, dass man zunächst auf einen abgelegenen schlammigen Waldparkplatz fahren muss. Dort sehen wir dann auch schon das Vehikel, das uns soooo viel Spaß bringen soll.
Na, das sieht ja mal... stabil aus... :?

 
An diesem Gefährt lehnt ein Typ – von dem würde ich mir noch nicht mal meinen (leeren!) Einkaufswagen fahren lassen, Hilfe!
Aber es hilft alles nichts, ich werde in den Sitz geschnallt  und zurre meine sämtlichen Kapuzen um meinen Kopf fest.


Anfänglich geht es relativ gemäßigt los, doch nach kurzer Zeit grabe ich schon meine Nägel in den angetrauten Oberschenkel. Das Schreien lasse ich nach dem ersten Versuch lieber, die erste Sandstrahlung meiner Zähne hat mir gereicht.
Das ist allerdings nur der Anfang, denn schließlich kommen wir an eine Kante und vor uns öffnet sich die Dünenlandschaft. Und jetzt fallen die Worte: „Welcome to my office.“


Der Typ hat einen genialen Gangsta-Rap-Akzent, der mich so beeindruckt, dass ich zwei Tage so spreche (sehr zur Freude von Herrn Barb). Die Tour ist zugegebenermaßen ein Riesenspaß, ich wundere mich nur, dass es nie zu Zusammenstößen zwischen uns und den zahlreichen Motorrädern kommt, die dauernd zwischen den Dünen auftauchen. Am Ende sehen wir noch einen Koyoten.

Weil so brav mitgefahren bin, gibt es zur Belohnung noch ein paar Tide Pools - mein Lieblingszeitvertreib hier, damit könnte ich eigentlich ganze Tage verbringen.


Wie meistens sind wir so gut wie allein, die Sonne senkt sich langsam ins Meer, auf Felsen sonnen sich Robben und wir schießen die nächsten 250 Seestern-Bilder.


Zurück in Yachats genießen wir die Abendsonne mit einem Sundowner auf der Terrasse.
Später auf dem Weg zum Abendessen gibt es noch einen netten Schwatz mit Ella und Reverend Andy, bei dem wir zugeben müssen, nicht alle der vorgegebenen Ziele für diesen Tag abgearbeitet zu haben.


Anschließend unterhalten wir uns noch ein bisschen über Obama und amerikanische Gesundheitspolitik – Politik!! Ich kann’s kaum glauben, wir führen tatsächlich ein interessantes Gespräch über amerikanische Politik – wahrscheinlich ist dieser Abend der Grund, wieso ich nur einen Tag später mit der Äußerung vermeintlich radikaler Ansichten für einen leeren Tisch sorge.

Für heute aber ist die Welt noch in Ordnung.  :D

Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #40 am: 06.03.2010, 19:36 Uhr »
P.s. Was ich noch sagen wollte:

Mig, sehr nett, dass du die Fotos magst, ich traue mich hier ja kaum was einzustellen, weil hier so viele so tolle Fotos machen, da sind meine ja eher Muddi-unn-Vaddi-auf-Urlaub-Style...
Wenn's im Mai nach Florida geht, muss auf jeden Fall unsere erste richtige Kamera her, nur leider haben wir keine Ahnung von Spiegelreflex u.ä.
Schaun mer mal...

Angie

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #41 am: 06.03.2010, 19:59 Uhr »

Hallo Barb,

Mig, sehr nett, dass du die Fotos magst, ich traue mich hier ja kaum was einzustellen, weil hier so viele so tolle Fotos machen, da sind meine ja eher Muddi-unn-Vaddi-auf-Urlaub-Style...

ich bin zwar, wie unschwer zu erkennen ist :wink:, nicht Mig, muss jetzt aber meinen Senf dazu geben: Lass dich bloß nicht verunsichern, Fotos einzustellen, mir gefallen sie nämlich ebenfalls. Nicht jeder hat DIE Kamera schlechthin und nicht jeder hat DIE Fotoerfahrung und auf das kommt es in einem Reisebericht nicht ausnahmslos drauf an.
Mir gefällt dein Schreibstil, mir gefallen deine Fotos und auch wenn ich nicht ständig im Thread etwas schreibe, lese ich doch "heimlich" :wink: mit. Das hast du jetzt gerade wahrscheinlich bemerkt :lol:

Also: Weiter so!


LG, Angie

Viele Grüße,
Angie

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Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #42 am: 06.03.2010, 20:36 Uhr »
Danke!

Aber es ist schon beeindruckend, was man hier so zu sehen kriegt. Auf der anderen Seite macht das natürlich auch Lust sich mehr mit der Fotografie zu beschäftigen. Auf unserem New York-Trip zu Silvester hatten wir unser Technik-Budget schon ausgeschöpft (B&H lässt grüßen), aber das nächste Mal starten wir ja wieder ganz jungfräulich bei Null...

Es wird übrigens Zeit, dass es Mai ist - so langsam hab ich den Winter echt satt. Dummerweise hat's ja gerade wieder geschneit.

Barb

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #43 am: 07.03.2010, 17:54 Uhr »

Community tables

Gott sei Dank, ich hatte die Sonne schon sooo satt!!!


Nachdem Andy noch ein paar Abschiedsfotos von uns geschossen hat, geht es auf die Straße. Heute verlassen wir die Küste und fahren in das Landesinnere. Übernachtet wird in Steamboat am North Umpqua River, aber dazu später.
Vorerst geht es noch ein Stück die Küste hinunter wie gestern, wobei das Wetter schnell aufklart.


In Florence machen wir einen Stopp – wir sind ja grundsätzliche Vorbucher, drum stimmt es uns auch etwas bedenklich, dass wir für unsere letzten zwei Nächte in San Francisco noch keine Unterkunft haben. Es steht also eine Priceline-Einlage an, dummerweise müssen bei dieser Gelegenheit feststellen, dass das gute alte Internet-Café offenkundig ausgedient hat. „But we have WIFI!“ Ja, super, aber das bringt uns ja nix ohne Laptop! Wir sind also auf die Public Libraries angewiesen. Während ich dort einen weiteren Versuch starte, wagt sich Herr Barb zum örtlichen Barbershop. Für 5 Dollar gibt’s dort eine ordentliche Bartschur, so geht es dann also gut gestylt, aber leider noch immer ohne Hotel weiter.

Bei Reedsport verlassen wir die Küste und fahren auf der 38 ins Landesinnere. Tony, unser Gastgeber im Thyme and Tide, hatte uns den Tipp gegeben, das entlang dieser Straße Wapitis zu sehen seien und tatsächlich sind wir wenig dort:


Und sehen das:




Gemütlich durchqueren wir dann wenig aufregende Ortschaften, weswegen uns schon solche Örtlichkeiten zu Fotostopps verleiten. Ob das die Filiale des Salzburger Kaffeehauses ist??


Weiter geht es auf der 138, die uns schließlich zum Umpqua River führt. Unter Anglern ist dieser Fluß vor allem für diesen Fisch bekannt:


Wieder erleben wir eine ganz andere Landschaft, schön ist es hier am Fluß. 


Schließlich kommen wir an unserer Unterkunft für heute nacht an, dem Steamboat Inn. Der Laden ist Mitglied bei den „Unique Inns“. Die Preise sind allerdings auch unique, mit 215 USD ist dies definitiv unser teuerster Stopp. Allerdings müssen wir zugeben, unsere Cabin ist die Wucht. Und es hätten auch mehr Leute hier Platz, unser „Pech“, dass wir nur zu zweit sind.


Die Stromversorgung ist auch auf dem neuesten Stand.


Obwohl Herr Barb eigentlich lieber ein bisschen auf der Hütte abhängen möchte, nötige ich ihn noch zu einem Spaziergang am Fluß entlang. Ich gehöre ja eher zur ungeduldigen Fraktion, hier allerdings kommt mir Fliegenfischen als sehr erstrebenswerte Sportart vor.




Als wir zurückkommen stehen Rehe in unserem Garten, seufz! Noch ein bisschen chillen in der Cabin, bevor es zum Fine Dining ins Steamboat Inn geht:

At the dinner hour, guests gather in the library to sip an aperitif, enjoy the evening's hors d'oeuvres and exchange views of what made their day special at Steamboat Inn.”

Ah ja! Wir sind zunächst schwer beeindruckt wie voll die Gäste ihre Weingläser füllen – hat’s noch die Prohibition in Oregon??

Nach ein bisschen gepflegtem Small talk, geht es in den Diningroom und an den Community table. Ich erinnere mich nicht mehr an alle, ein paar mittelalte Ehepaare, u.a. die Bürgermeisterin von Bandon mit Gatten und ein recht cooles Künstlerpärchen aus Las Vegas. Diese beiden sind dann auch die Einzigen, die es bis nach dem Dessert bei uns am Tisch aushalten. Ich weiß nicht, irgendwie ist mir dieser Abend offenkundig etwas entglitten, dabei hatte ich es doch gar nicht böse gemeint! Echt, wir waren halt die einzigen Europäer und da ging es eben darum, wie es uns hier so gefällt („Wonderful!“) und was hier anders sei als in good old Europe. Ich mein, SIE haben doch gefragt. Und ich fand es lustig, die Geschichte aus Portland und dem strengen Barkeeper zu erzählen. O.k., ich konnte mir dabei nicht verkneifen anzumerken, dass ich das ein bisschen übertrieben finde. Herr Barb meint, ich hätte nicht sagen brauchen, dass ich lieber eine Flasche Bier als eine Waffe trage. Aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Insgesamt gehen unsere Meinungen über diesen Abend sowieso etwas auseinander. Ich bin der festen Überzeugung ein ganz normales Gespräch geführt zu haben. Zwischen Suppe und Hauptgang kann man doch mal die Unterschiede zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus erörtern, oder? Öhm ja, fand wohl nur ich und der durchgeknallte Künstler. Unsere anderen Tischnachbarn hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon verabschiedet. Also sehr früh... :oops:

Herr Barb hat mich dann auch mal lieber eingepackt und in die abgeschiedene Cabin verfrachtet.
Man wird doch mal was sagen dürfen...

Angie

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Re: Northwest von oben nach unten: Seattle bis SFO im September 2009
« Antwort #44 am: 07.03.2010, 21:00 Uhr »
Herr Barb meint, ich hätte nicht sagen brauchen, dass ich lieber eine Flasche Bier als eine Waffe trage.

Zwischen Suppe und Hauptgang kann man doch mal die Unterschiede zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus erörtern, oder? Öhm ja, fand wohl nur ich und der durchgeknallte Künstler. Unsere anderen Tischnachbarn hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon verabschiedet. Also sehr früh... :oops:

Herr Barb hat mich dann auch mal lieber eingepackt und in die abgeschiedene Cabin verfrachtet.
Man wird doch mal was sagen dürfen...

:lachroll: :lachroll: Ich schmeiß' mich weg :lachroll:
An diesem Abend wäre ich gerne eine kleine Fliege im linken oberen Eck gewesen :lachroll:
Ehrlich - schon lange nicht mehr so gelacht :lol: :lol:

Viele Grüße,
Angie

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