O.k. also länger lass ich mich nun wirklich nicht bitten und während draußen der Schnee (schon wieder) auf das stille Niederösterreich rieselt, denke ich besonders gerne an diesen Tag zurück:
Tag 14: Welcome to my officeOh sunny day!
Werfen Sie ruhig mal einen Blick von unserer Terrasse auf die Bucht von Yachats...
...und auch nochmals auf unsere zu reizende Unterkunft:
Ehrlich, das Ocean Cove Inn kann ich uneingeschränkt empfehlen, 94 USD in der Hochsaison - a gem!
Wobei, eine Einschränkung muss ich doch machen: Ihr dürft da gerne hinfahren, aber wenn wir die nächste Tour nach Oregon machen, dann müsst ihr da weg sein!
So, jetzt erstmal ein Käffchen im Laden nebenan, sonst wird Herr Barb gaaanz unleidlich. Nett ist es in dem Laden, allerdings fällt mir fast der Bagel aus dem Mund, als dort ein Typ mit einem unterirdischen T-Shirt auftaucht. Auf der Vorderseite steht: "Are you looking for a safe place for abortion?" Und auf der Rückseite dann: "Me neither!"
Das regt mich so auf, dass ich mich nur schwer beruhigen kann und meine morgendliche Laune zunächst ziemlich getrübt ist.
Boah, ey!!!
Naja, wir starten zu unserer Tour die Küste runter - heute abend übernachten wir ja nochmals im Ocean Cove Inn, d.h. wir haben einen sonnigen Tag an dieser traumhaften Küste vor uns, mal sehen, welche der zahlreichen Tipps von Ella wir abarbeiten werden. Uns ist klar, heute abend werden wir Bericht erstatten müssen.
Habe ich schon einmal erwähnt, wie schön diese Küste ist?? Go there, got there... äh, no, don't go there!
Überall kann man anhalten und an den Strand gehen, es gibt keine Betonburgen oder Privatstrände.
Na? Herrscht hier eher auf- oder ablandiger Wind?
Unser erster Stopp ist beim Heceta Head Lighthouse.
Mit den Herrschaften auf diesem Foto halten wir übrigens ein kleines Schwätzchen (Oh, you are German!!), bei dem sich herausstellt, dass sie einen Sohn in Wuppertal (oder Wanne-Eickel??) vorzuweisen haben. Macht ja nix
Wir wandern den kurzen Weg zum Lighthouse hinauf. Eigentlich haben wir keine Besichtigungstour geplant, aber als wir die urigen Seebären erleben, die die Führungen machen, entscheiden wir uns doch dem Leuchtturm einen Besuch von Innen abzustatten. Blöd nur, dass wir ausgerechnet bei der einzigen Frau landen, die den Witz einer pensionierten Handarbeitslehrerin hat. Neidvoll hören wir wie die anderen Grüppchen (immer nur ein paar Personen) immer wieder in Gelächter ausbrechen, naja, "trotzdem" ein Foto vom Treppenhaus:
Alora, jetzt aber weiter - wir haben doch keine Zeit!
Wir gondeln weiter die Küste entlang Richtung Florence. Wir wundern uns, warum an einer kleinen Parkbucht so viele Autos stehen und fahren raus, um zu gucken (ja, ja, wir liegen Zuhause auch gerne mit einem Kissen unter den Ellbogen am Fenster...).
Aber ihr wollt ja auch wissen, was es zu sehen gibt, also bin ich mal nicht so:
Grauwale!!
Ja, Waaaahnsinn! Einfach so von der Straße aus! Das passiert uns in Österreich nie!!
Wir machen in bewährter Manier ein paar Filmaufnahmen und reißen uns schließlich los, um weiterzufahren.
Wir erreichen Florence, was sich auch an der zunehmenden Nervosität von Herrn Barb ablesen lässt. Warum?
Nun, in einem schwachen Moment während der Reisevorbereitung habe ich ihm erzählt, dass man dort mit Buggys durch die Dünen gurken kann - für Herrn Barb ein absolutes Urlaubshighlight.
Ich hingegen fahre ja noch nicht mal gerne Fahrrad und stehe dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Zumal Ella erzählt hatte, dass das ziemlich heftig sein soll, aber es gäbe auch eine "educational tour" durch die Dünenlandschaft. Educational - das wär' doch mal was, oder?? Mal so ein bisschen was lernen, über die Natur und so...??
Nee, da beiß ich bei Herrn Barb auf Granit, ohnehin findet heute keine solche Tour mehr statt. Aha, naja, o.k., ich erkenne, dass Diskussionen sinnlos sind und füge mich in mein Schicksal.
Allerdings finde ich es ja schon wenig vertrauenerweckend, dass man zunächst auf einen abgelegenen schlammigen Waldparkplatz fahren muss. Dort sehen wir dann auch schon das Vehikel, das uns soooo viel Spaß bringen soll.
Na, das sieht ja mal... stabil aus...
An diesem Gefährt lehnt ein Typ – von dem würde ich mir noch nicht mal meinen (leeren!) Einkaufswagen fahren lassen, Hilfe!
Aber es hilft alles nichts, ich werde in den Sitz geschnallt und zurre meine sämtlichen Kapuzen um meinen Kopf fest.
Anfänglich geht es relativ gemäßigt los, doch nach kurzer Zeit grabe ich schon meine Nägel in den angetrauten Oberschenkel. Das Schreien lasse ich nach dem ersten Versuch lieber, die erste Sandstrahlung meiner Zähne hat mir gereicht.
Das ist allerdings nur der Anfang, denn schließlich kommen wir an eine Kante und vor uns öffnet sich die Dünenlandschaft. Und jetzt fallen die Worte: „Welcome to my office.“
Der Typ hat einen genialen Gangsta-Rap-Akzent, der mich so beeindruckt, dass ich zwei Tage so spreche (sehr zur Freude von Herrn Barb). Die Tour ist zugegebenermaßen ein Riesenspaß, ich wundere mich nur, dass es nie zu Zusammenstößen zwischen uns und den zahlreichen Motorrädern kommt, die dauernd zwischen den Dünen auftauchen. Am Ende sehen wir noch einen Koyoten.
Weil so brav mitgefahren bin, gibt es zur Belohnung noch ein paar Tide Pools - mein Lieblingszeitvertreib hier, damit könnte ich eigentlich ganze Tage verbringen.
Wie meistens sind wir so gut wie allein, die Sonne senkt sich langsam ins Meer, auf Felsen sonnen sich Robben und wir schießen die nächsten 250 Seestern-Bilder.
Zurück in Yachats genießen wir die Abendsonne mit einem Sundowner auf der Terrasse.
Später auf dem Weg zum Abendessen gibt es noch einen netten Schwatz mit Ella und Reverend Andy, bei dem wir zugeben müssen, nicht alle der vorgegebenen Ziele für diesen Tag abgearbeitet zu haben.
Anschließend unterhalten wir uns noch ein bisschen über Obama und amerikanische Gesundheitspolitik – Politik!! Ich kann’s kaum glauben, wir führen tatsächlich ein interessantes Gespräch über amerikanische Politik – wahrscheinlich ist dieser Abend der Grund, wieso ich nur einen Tag später mit der Äußerung vermeintlich radikaler Ansichten für einen leeren Tisch sorge.
Für heute aber ist die Welt noch in Ordnung.