Wow jetzt bin ich aber echt ueberrascht, wie viele Leute hier bei mir mitfahren wollen. Das freut mich! Eigentlich dachte ich die Ruecksitzbank des kompakten Vibes wuerde fuer die Mitreisenden ausreichen, aber ich glaube jetzt brauche ich einen Dachgepaecktraeger.
@Heiner, SEA2009, ilnyc & mrh400: Ich hoffe der Bericht hilft Euch ein wenig bei der Planung Eurer Touren. Ich lass mich auch gerne mit Fragen loechern, wenn Ihr welche habt.
@Palo:
GRUEN und nicht zu vergessen
BLAU@michaels-pictures, USA-Traveller, wuender: freut mich Euch als Nordwest-Experten mit an Bord zu haben
@easy going: nun wart man erstmal ab, wie dieser Bericht wird, bevor Du nach mehr rufst
@Angie: jetzt geht es los
Olympic 101Fr. 22.5.2009 In amerikanischen Colleges werden die Kurse dreistellig nummeriert und der erste Kurs in einem Themengebiet, der sich mit Grundlagen beschaeftigt und eine Uebersicht gibt, bekommt stets die Nummer 101, ausserdem haben wir unsere Runde durch die Olympische Halbinsel zum groessten Teil auf dem beruehmten Highway 101 absolviert, so dass sich der Titel "Olympic 101" in doppelter Hinsicht fuer diesen Reisebericht anbietet. Dabei war das mit der Uebersicht gar nicht so klar. Es stand auch im Raum, sich voll auf den Hoh Regenwald zu konzentrieren und dort eine zwei bis drei Tagestour zu den Blue Meadows zu wandern.
Die Entscheidung fiel letztlich vor Ort gegen die Wanderung, da zum einen wegen des langen Memorial Day Weekends der Trail sehr voll war und zum anderen ein nicht unerheblicher Teil noch unter Schnee lag. Da wir schon vorher am Mt. Mitchell und am Larch Mountain mit viel Schnee zu kaempfen hatten, gab das den Ausschlag eine Runde zu fahren und in viele Ecken des Parks mal kurz reinzuschnuppern- 101 eben-, statt an einem Ort viel Zeit zu verbringen.
Ausgangs- und Endpunkt dieser Runde ist Portland. Wir sind mit Auto und Zelt unterwegs. Und wir sind, wie gesagt, nicht die einzigen. Da fuer das Memorial Day Weekend gutes Wetter vorausgesagt ist, macht sich der ganze Nordwesten auf, das erste grosse Sommerwochenende zu geniessen. Und wir mittendrin....
Als alter Stauumfahrer habe ich natuerlich Verkehrsfunk gehoert und "I-5 North very slow from the Banfield to the Interstate Bridge" verheisst nichts Gutes. Vor dem Nadeloehr der nun fast 100 Jahre alten Hubbruecke ueber den Columbia staut sich der Verkehr an diesem Freitag nachmittag offenbar kilometerweit. Aber wozu ist man schlau? Wir fahren auf 99E bis zur letzten Autobahnauffahrt direkt vor dem Fluss. An der Auffahrt gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Die gute: I-5 ist wirklich sehr langsam und wir sind bisher problemlos vorangekommen. Die schlechte: es gibt offenbar eine Menge "schlaue" Leute und so ist die Auffahrt nicht nur slow oder very slow sondern bewegt sich so gut wie gar nicht. Nach einer halben bis dreiviertel Stunde fuer eine knappe halbe Meile sind wir dann schliesslich und endlich doch ueber die Bruecke und von da an geht es besser als befuerchtet. Aber der Verkehrsfunk bleibt erstmal aus! *hmpf*. Bei Centralia verlassen wir den Freeway und fahren auf dem Hwy 12 Richtung Aberdeen. Und wie es der Zufall will, kaum passieren wir das Ortsschild "Aberdeen - Come as you are" laeuft "Something in the Way" im Radio. Na wahrscheinlich spielen die im lokalen Sender von Aberdeen seit 15 Jahren jeden Tag alle Nirvana Alben hoch und runter. Ich vermute uebrigens, dass ich auch angefangen haette Grunge zu spielen, wenn ich in Aberdeen gross geworden waere. Die Stadt ist nicht unbedingt eine Perle.
In Aberdeen geht es dann auf dem 101 nach Norden. Wer auf dieser Strecke in die Olympische Halbinsel hineinfaehrt, braucht viel Vertrauen in seinen Reisefuehrer bzw. seine Reisevorbereitungen. Statt der uralten Regenwaelder von denen die Buecher schwaermen, faehrt man durch einen Clearcut nach dem anderen. Nicht einmal ein verschaemter Streifen von Baeumen als Sichtschutz direkt an der Strasse, der in vielen anderen Ecken der Staaten ueblich ist, wird hier stehen gelassen. Man faehrt durch eine Mondlandschaft nach der anderen und ich ueberlege mit etwas schlechtem Gewissen, wo der schwedische Raumausstatter meines Vertrauens wohl das Holz fuer mein Ivar her hat. Vielleicht sollte ich mich mal ueber Holzzertifikate jenseits von "Kein Tropenholz" schlau zu machen.
Im letzten Tageslicht erreichen wir suedlich von Kalaloch die Kueste. Leider verhindert eine Wolkenbank draussen ueber dem Meer einen effektvollen Sonnenuntergang. Die Speicherkarte in der Kamera ist dafuer sicherlich dankbar. Ich haette sie wahrscheinlich ohne Sinn und Verstand bis zum Anschlag mit kitschigen Bildern in orange und rot gefuellt und das wo sich Palo doch so auf die Farbe gruen statt rot gefreut hat.
Auch wenn es schon spaet ist und wir eigentlich zusehen muessen, dass wir zum Campingplatz kommen, kann jemand der an der Kueste gross geworden ist, nicht einfach so an den ersten Straenden des Olympic NP vorbeifahren. Wir machen einen kurzen Halt in Kalaloch und spazieren im Abendrot ueber den mit riesigen Staemmen Treibholz bedeckten Strand. In der Lodge lassen wir uns auch gleich den aktuellen Tidenkalender geben, um die weiteren Strandbesuche ein wenig planen zu koennen.
Eigentlich soll es dann aber direkt zum Campingplatz gehen, aber den Ruby Beach kann man doch nicht verpassen, oder? Auch wenn es schon ziemlich dunkel wird, halten wir hier noch an und gehen den kurzen Trail runter zum Strand. Ich kann mich dann nur schwer wieder losreissen, ich liebe diese rauen Pazifikstraende.
Wir kommen dann im Dunkeln am Hard Rain Cafe Campingplatz an. Da saemtliche reservierbaren staatlichen Campingplaetze wegen des Feiertagswochenendes schon seit Ewigkeiten ausgebucht waren und ich mir keine Illusionen ueber unseren First Come-Teil bei den First Come First Served Campingplaetzen gemacht habe, habe ich das Internet bemueht und schliesslich einen kleinen privaten Campingplatz direkt an der Strasse zum Hoh Regenwald gefunden. Ein Anruf ergab, dass noch Plaetze zu haben waren und auch eine eventuelle spaete Ankunft sei kein Problem, wir sollten uns einfach irgendwo hinstellen und am naechsten Morgen dann bezahlen. Na wunderbar!
Im Licht der Autoscheinwerfer finden wir einen schoenen Platz fuer unser Zelt direkt neben einem grossen Wohnmobil, das schon fast antiquarisch ist und um das eine ganze Kollektion von allen moeglichen Gefaehrten vom Fahrrad ueber Quads bis zu Pick-Up Trucks herum steht. Als wir unser Zelt aufbauen, bellt erst der Hund des Nachbarn und dann kommt das Herrchen und bietet uns seine Hilfe beim Zeltaufbau an. Damit kommen wir gut alleine klar, aber vielen Dank! Nett und hilfsbereit, wie die Amerikaner ja haeufig sind.
Es wird ziemlich spaet als wir dann endlich in unsere Schlafsaecke kriechen.