Dienstag, 01.08.2006
Um sechs Uhr klingelte der Wecker. Zuerst packten wir unsere Sachen, die für den Ausflug auf die Silver Salmon Creek Lodge benötigten, in die Seesäcke. Wir würden die folgende Nacht auf dieser Lodge bleiben d.h. wir checkten nach dem Frühstück aus dem Lands End Resort aus und deshalb räumten wir die Koffer mit unseren restlichen Utensilien zusammen. Diese deponierten wir im hoteleigenen Gepäckraum. Nach soviel Arbeit am frühen Morgen stand als nächster Punkt Frühstück auf dem Plan. Im Restaurant des Hotels war es um diese Zeit noch sehr ruhig. Wir bekamen einen Tisch am Fenster mit direktem Blick auf das Meer. Eine Otter (die gleiche wie gestern abend?) konnten wir an diesem Morgen auch schon beobachten. Allerdings wurde die Ruhe zum Sonnenaufgang gestört, denn die Boote die zum Angeln fuhren, liefen aus. Und das waren in der Tat sehr viele Boote. Die spanische Armada wäre von Anzahl her weit unterlegen gewesen.
Viel Zeit zum Trödeln blieb an diesem Morgen nicht. Das Frühstück ließ lange auf sich warten, wir mussten noch auschecken, das Auto laden und um 9 Uhr startete unser Flug zur Silver Salmon Creek Lodge.
Das Wetter zum Fliegen war sehr gut und Patrick, der finnische Pilot, brachte uns sicher in 40 Minuten zur Lodge. Viel zu sehen gab es auf dem Flug nicht, wir flogen die meiste Zeit über das Cook Inlet. Die Lodge liegt im Lake Clark National Park, auf der westlichen Seite des Inlets. Der Strand diente als Landepiste.
Wolfgang und ich waren die einzigen Gäste, die an diesem Tag anreisten. Eine Angestellte der Lodge (den Name habe ich leider vergessen) holte uns im ATV mit Anhänger ab. Alle Transporte und Ausflüge auf der Lodge unternahmen wir mit dem ATV, das einzige Fortbewegungsmittel hier.
Schon nach einigen Metern sahen wir zwei Braunbären. Es handelte sich um Geschwister, die das erste oder zwei Jahr ohne Mutter unterwegs sind. Viele Bärengeschwister bleiben in den ersten Jahren noch zusammen.
Sie werden erst später zu Einzelgängern. Einer der Bären humpelte. Es handelte sich um eine frische Verletzung, denn für unseren guide war das Humpeln neu und die guides auf der Lodge kennen die Bären ziemlich genau.
An der Lodge angekommen, brachten wir das Gepäck in unser Zimmer,
packten schnell aus, bekamen Gummistiefel für die Ausflüge angepasst und schon gings weiter zur Bärenbeobachtung. Lange Zeit verbrachten wir auf einer Grasfläche in der Nähe eines alten Bärs, der sich durch unsere Anwesenheit beim Essen nicht stören ließ.
Lachse gab es im Fluss zur Zeit noch nicht viele und die Bären ernährten sich deshalb vegetarisch. Wir konnten beobachten, dass sich am Flussufer zwei Bären zu nahe kamen und es gab Zoff. Erst als einer den anderen verjagt hatte, trat wieder Ruhe ein.
Verließen wir beim Stopp das ATV, entfernte der guide die Sitzbank und legte sie umgekehrt (Sitzfläche zum Boden hin) unter das Fahrzeug. Das kam uns doch etwas ungewöhnlich vor, aber die Erklärung ließ nicht lange auf sich warten: Bären kauen unwahrscheinlich gerne auf diesem weichen Material herum.
Mittlerweile knurrte unserer Magen und wir fuhren zurück zur Lodge zum Mittagessen. Das Essen, zubereitet von der Tochter des Hauses, bestand aus Chili und hausgemachten Tortillas. Nach einer kurzen Pause ging es in die zweite Runde Bärengucken. Am Flussufer grasten einige. Wir konnten so nahe an die Bären heran gehen, dass man sie rülpsen hörte. (KEIN WITZ)
Im Vergleich zur Morgentour war es am Nachmittag recht kühl. Ich war froh, als unser guide nach einer Stunde sagte, wir fahren zurück zur Lodge. Der Besitzer David und seine Frau Joanne würden uns heute mittag begleiten. Wir nutzen die Gelegenheit und holten uns noch einen Pulli.
David fuhr das ATV, seine Frau Joanne nahm hinter ihm Platz und wir im Anhänger.
Nach kurzer Fahrzeit erfolgte der erste Halt. Eine Bärenmutter mit ihren drei 1.5 Jahre alten kids stand neben dem Weg auf einer großen Grasfläche. Sie bemerkten uns, aber alle vier grasten ganz eifrig weiter. Dabei liefen sie näher an uns heran. Und als Heranwachsender muss man doch irgendwann mal austesten, in wie weit man schon den Menschen Furcht einjagen kann. Einer der drei Jungen lief immer weiter auf uns zu. Als er ziemlich nahe vor uns stand, stellte er sich auf die Hinterbeine d.h. er war neugierig. Einmal passte ihm nicht, dass wir hier standen, andererseits hatte er wohl auch ein wenig Angst vor uns.
Uns ist es bis heute unerklärlich, dass dieses Bild verwackelt ist
Die Geschwister und die Bärenmutter interessierte das Getue des „juvenile“ nicht. Wir zogen uns etwas zurück und stellten uns hinter den Anhänger. Das war dann wohl ok für den kleinen „Fauchbär“, das Kräftemessen war beendet und er beruhigte sich wieder. Nach geraumer Zeit ging die Familie über den Weg und zog sich in den Wald zurück.
David zeigte uns einige Lieblingsgräser und –beeren der Bären. Goose tongue ist ein Gras, welches Menschen auch essen können. Oftmals würde es in der Lodge als Salat oder Gemüse serviert. Weiterhin die Salmonberry, die für uns wie eine sehr große Himbeere, mit Bärenaugen betrachtet, wie Lachskaviar aussieht.
Hier leben auf einem Gebiet von fünf Meilen 80 Bären, die täglich 10 – 15 kg Gras essen.
Weiter ging die Fahrt, wir sahen aber die nächste Stunde keinen Bären mehr. David bog an den Strand ab. Auf den Felsen konnten wir eine Seelöwenkolonie beobachten. Die Rückfahrt führte uns am Strand entlang. Es war sehr kalt und windig.
Kurz vor der Lodge sahen wir eine Bärenmutter mit ihrem Nachwuchs, der ein halbes Jahr alt war. Dieser „Babybär“ hatte sich mit einem Stachelschwein angelegt. Rund um seine Schnauze steckten überall Stachel.
Alle waren zum Glück schon abgebrochen. Dieser kleine Bär tat uns sehr leid, das müssen schlimme Schmerzen für ihn gewesen sein. Andererseits sah er absolut witzig aus, wie eine lebende Comicfigur. Ja, so ein kleiner Bär hat es nicht leicht und es war für ihn bestimmt eine Lektion fürs Leben. Und die Mutter litt bestimmt auch, denn der kleine Stachelbär wurde noch gesäugt!
Vor dem Abendessen ruhten wir uns aus. Von unserem Zimmer im ersten Stock der Lodge genossen wir die Aussicht auf die Umgebung und die Bären. Die Zimmer befanden sich im Haupthaus. Auf dem Gelände befanden sich noch Cabins, in denen man auch wohnen konnte. Unser Zimmer war sehr sauber, aber einfach eingerichtet, Bad und Toilette gab es zentral.
Der Haushund, ein Yorkshire namens Chewy lebt in der Wildnis, normalerweise ein Paradies für Hunde, wären da nur nicht die Bären und Falken, für die ein kleiner Hund eine gute Beute darstellt. Deshalb durfte er nie unangeleint ins Freie. Er besuchte uns im Zimmer, legte sich sofort aufs Bett und fühlte sich merkbar wohl. Während des Essens durfte er natürlich nicht im Zimmer bleiben. Als Wolfgang ihn leicht angestoßen hat, was der Aufforderung gleich kam, das Bett zu verlassen, wurde er sauer. Irgendwie schafften wir es dann doch, ihn aus dem Zimmer zu befördern.
Zum Dinner gab es neben Heilbutt einen Lachs, den ein Ehepaar aus Naples an diesem Tag geangelt hatte. Und der schmeckte hervorragend. Als Beilagen wurde Reis, Brokkoli, Tomaten und Salat serviert. Als Dessert gab es einen selbstgebackenen Kuchen.
Während des Essens fing es an zu regnen. Vom Diningroom beobachten wir während des Essens zwei Bären, die der Lodge immer näher kamen. Als wir später nach draußen gingen, saß einer von ihnen neben einer unbewohnten Cabin auf einem Baumstumpf, pflückte sich Heidelbeeren und aß in aller Gemütsruhe. Seinen Kumpel konnten wir nicht direkt sehen. Weiter hinten im Gebüsch wackelten die Äste trotz Windstille allerdings verdächtig stark...........................
Wegen des schlechten Wetters war es gegen 21 Uhr schon ziemlich duster und wir konnten leider keine Fotos machen. Wir gönnten uns einen Schlummerdrink und gingen anschließend ins Bett. Irgendwann wurde ich durch Stimme und Händeklatschen wach. Mittlerweile war es stockfinster, Nachttischlampe gab es nicht, der Lichtschalter war neben der Tür und unsere Taschenlampe lag nicht in meiner Reichweite. Also blieb ich liegen und schlief sofort wieder ein.