Freitag 04.08.2006
Das continentale Frühstück war im Übernachtungspreis eingeschlossen. Deshalb entfiel heute (und auch die nächsten beide Tage) die Suche nach einem Frühstücksrestaurant.
Heute stand der Harding Icefield Trail auf dem Programm. Es war bewölkt, aber zum Glück trocken. Der Weg startet direkt an den Trailheads zum Exit Gletscher. Die gesamte Strecke beträgt vier Meilen, mit einer Höhendifferenz von 1000 m. Bis zur Meile 1.5 war dieser Weg das perfekte Kraftausdauertraining. Und nach der Kraftausdauer kam die Kondition an die Reihe. Außer dass der Weg sehr steil war, gings im unteren Teil über Felsen, die doch sehr hoch waren. Der Boden und auch die Felsen waren wegen des Regens noch naß, was den Aufstieg und vor allen Dingen den späteren Abstieg erschwerte. Zum Glück hatten wir unsere Wanderstöcke dabei, die bei diesem Weg eifrig zum Einsatz kamen. Nach diesen ätzenden Felspassagen im Wald wechselte nach 1.5 Meilen die Umgebung und wir befanden uns auf einer hochalpinen Wiese. Daran änderte sich für den Rest des Weges auch nichts mehr. Als wir am Anfang dieses „Wiesentrails“ waren, konnten wir tief unten ein Bären sehen. Allerdings nicht nur den Bären, auch der Weg war sehr gut einzusehen. Der Bär hielt sich ziemlich nahe am Weg auf. Nur leider kamen im diesem Moment keine Wanderer daher getappst.
Mich hätte sehr interessiert, wie nahe wir am Bären vorbei gelaufen sind.
Je näher wir an das Icefield kamen, um so kälter wurde es. Obwohl wir schwitzten zogen wir bald die dicken Wanderjacken an. Bei Meile 3.8, am Aussichtspunkt Lower Cliffs sah man die gewaltigen Schnee- und Eismassen aus der Nähe.
Wir legten hier ein kurze Foto- und Mittagspause ein. Für einen längeren Aufenthalt war es hier zu windig und vor allen Dingen zu kühl. Innerhalb weniger Minuten hatten wir eiskalte Hände. Wir gingen den Trail nicht bis zum zweiten Aussichtspunkt weiter oben, dem Upper Cliffs Point, denn es fing an zu regnen.
Ein Auszug aus der der Trailbeschreibung:
Be prepared for storms, high winds, intense sunlight and sudden temperature changes – the weather can be unpredictable.
Dies war das erste Mal, dass mir bewußt wurde, wie schnell man sich unterkühlen kann. Eine Gefahr die man nicht unterschätzen sollte.
Wir hatten es nun etwas eilig, in tiefere Lagen zu kommen.Mit jedem Meter, den wir uns vom Eisfeld entfernten, wurde es wärmer und der Wind wurde geringer, leider nicht der Regen
Auf dem Rückweg sahen wir einige Leute, die nicht die optimale Wanderkleidung trugen. Zwei Wanderer trugen Motorradklamotten, einer kam uns mit kurzärmeligen Hemd und mit kurzer Hose entgegen. Viele hatten Jeans, Turnschuhe und die typischen US-Plastikregenumhänge an. Mit einer nassen Jeans hätte ich oben nicht am Gletscherrand stehen wollen. Ebenso unangenehm sind meine Meinung nach diese Plastikcapes. Von außen bleibt man zwar trocken, aber von innen..... und dann oben bei diesem Wind und der Kälte.....
Vor Unterkühlung wird in sehr vielen Trailbeschreibungen gewarnt. Dachte immer, da muß es schon mächtig kalt sein, damit das passiert. Es trifft aber schneller ein als man glaubt.
Als wir unten ankamen, legten wir eine kurze Essenspause ein bevor wir zum Ididaride Kennel fuhren. Auf eigene Faust konnte der Kennel nicht besucht werden, wir mußten an einer Tour teilnehmen ($ 25). Zum Glück entstand keine Wartezeit, wir durften uns einer Gruppe anschließen, die zwei Minuten vorher gestartet war. Im Kennel von Mitch leben 100 Rennhunde, pro Jahr gibt es dreißig Puppies, die teilweise verkauft werden. Pro Tag kostet das Essen für einen Hund $ 0.85.
Mitch Seavey hat vier Söhne, Dallas, Danny, Tyrell und Conway.
Dallas (19) nahm 2005 zum ersten Mal am Iditarod teil. Er wurde einen Tag vor dem Start des Rennens 18 und somit jüngster Teilnehmer aller Zeit am Iditarod. Weiterhin war er der erste, der im selben Jahr am Jr. Iditarod und am Iditarod teilnahm.
Danny (23) nahm 2001 zum ersten Mal teil und beendete das Rennen insgesamt schon dreimal.
Tyrells (20) erstes Iditarod Rennen fand im Jahr 2003 statt. Wie alt Conway ist und ob er schon teilnahm weiß ich nicht.
Und selbst ein Filmstar wohnt hier im Kennel. Uns wurde ein Hund vorgestellt, der „Buck“ im Film EIGHT BELOW spielte.
Leider haben wir diesen Film bisher nicht gesehen.
Einer der Lead Dogs von Mitch, Tread, ist seit dem Frühjahr in Rente. Er war im März 2006 nochmals im Team, welches den achten Platz belegte. Im Jahr 2004 bekamen er und sein Lead-Partner Zebra den „Golden Harness“-Preis überreicht (vielleicht wäre ein guter Kauknochen doch besser gewesen ?).
Wir konnten/durften natürlich noch zu den Puppies. Mit einem schloß ich gleich dicke Freundschaft. Seine Lieblingsbeschäftigung war es, meine Schnürsenkel von den Wanderschuhen aufzuziehen und an diesen langen Bändern zu zurren. Als ich mich bückte, um die Schnürsenkel wieder zu verknoten, fand er schnell heraus, dass sich unten an meiner Wanderjacke auch Bänder befinden, an denen man super ziehen konnte.
Viel zu schnell war die Tour vorbei, wir wären gerne noch geblieben.
Als wir zurück ins Hotel fuhren, lag im Hafen von Seward ein kleines Kreuzfahrtschiff der Holland – America Linie, die Stratendam.
Zum Abendessen fuhren wir wie schon gestern ins Resurrection Roadhouse. Die Chilli Suppe und der frische Lachs aus dem Resurrection River schmeckten hervorragend.
Nach dem Dinner gings zurück ins Hotel, wir stellten das Auto ab und alsbald befanden wir uns auf dem kurzen Fußweg in die Yukon Bar. Genau wie gestern saß der Mann an der Theke und der Hund lag wieder auf dem Brokatkissen.