Sonntag, 30.07.2006
In der Nacht regnete es. Mit dem Jetlag kämpften wir immer noch und deshalb standen wir an diesem Tage ziemlich früh auf. Zum Glück gab es im Restaurant des Millennium Hotels „Flying Machine“ schon Frühstück. Gut gestärkt begaben wir uns auf die erste Etappe unserer Rundfahrt.
Keine Strasse in Amerika sind wir bisher so oft gefahren wie den Seward Highway. Ein kurzer Auszug aus der Milepost zu Meile 107 dieser Strasse:
Windy Corner Scenic Viewpoint. Watch for Dall sheep and mountain goats near the road.
Und zuverlässig sahen wir genau hier zwei Dallschafe hoch in den Felsen. Und jedes Mal, wenn wir hier fahren, sind diese Kletterkünstler hier zu sehen.
Von der Höhe des Tidenhubes (größer 27 ft) und vom Stand des Mondes war der heutige Tag ein guter Zeitpunkt für eine „bore tide“ im Turnagain Arm. In der Anchorage Daily News (ausnahmsweise nicht die online Ausgabe, sondern das gute alte Papierwerk) stand keine Meldung, dass heute ein Tag für die „perfekte Welle“ sei.
Wir waren außerdem zwei Stunden vor Einsetzen der Flug am Beobachtungspunkt dem Beluga Point, der Wind blies stark und lud nicht dazu ein, sich längere Zeit im Freien aufzuhalten. Deshalb fuhren wir nach einem kurzen Stopp weiter. Die Stichstraße zum Portage Gletscher ließen wir links liegen, ein Besuch war auf dem Rückweg geplant.
An der Tern Lake Junction bogen wir auf den Sterling Highway Richtung Homer ab.
16 Meilen nach dieser Kreuzung führt eine zwei Meilen lange Straße zum Russian River Trailhead und dem dazugehörigen Campingplatz. Auf dem Parkplatz des Trailheads standen nur zwei Autos, der Weg war nicht stark frequentiert. Der Eintritt in diesen Park betrug 8 Dollar.
Wir liefen zunächst zwei Meilen bis zu den Russian River Falls. Kurz vor den kleinen Wasserfällen gabelt sich der Weg. Die linke Abzweigung führt zu den Wasserfällen und einer Fischleiter. Angeln ist hier verboten. Im Wasser sahen wir keine Lachse und wo keine Lachse sind, sind auf der Kenai Halbinsel keine Bären. Der Weg, der rechts abgeht, führt zum Fluss. Hier darf geangelt werden. Links und rechts des Weges wuchs dichtes Gebüsch und der Weg war sehr schmal. Ich überlegte mir, wo geht man am besten hin, wenn man hier einem Bären begegnet. Eine geeignete Lösung fand ich nicht und benötigte sie zum Glück auch nicht.
Bis zum Lower Russian Lake läuft man eine weitere Meile. In diesem Gebiet sahen wir viele Beerensträucher mit reifen Früchten (hauptsächlich Johannisbeeren) und noch sehr viel Bärenmist.
Gleich am Anfang des Weges stand eine Hinweistafel, dass hier ein Stück Wiese/Wald vor Jahren abgebrannt und dann mit Espen neu aufgeforstet wurde. Elche lieben die Zweige von jungen Espen. Obwohl sich die Elche in diesem Gebiet wie im Schlaraffenland fühlen müssten, sahen wir in dieser Gegend leider keinen einzigen Elch. Erst kurz bevor wir den Lower Russian Lake erreichten, sahen wir unten am Waldesrand ganz kurz einen Elch. Der bemerkte uns allerdings sofort und zog sich in Sekundenschnelle wieder in den Wald zurück. Nix wars mit einem Bild.
Um die Mittagszeit kamen wir wieder am Auto an und fuhren zum Campingplatz. Dort fanden wir mit Müh und Not einen Parkplatz. Es war Sonntag, Lachssaison und hunderte Leute angelten. Über Treppen ging es hinab zum Fluss. Dort waren einige Stege, die direkt in den Fluss führten. Auf einem Steg standen zwei Beamte von der „Fish and Game Behörde“.“Fish and Game“ Leute, Lachse, Angler, da können Bären nicht weit entfernt sein. Kurz geschaut und schon sahen wir an dem gegenüberliegenden Ufer zwei Bärenohren aus dem Gebüsch ragen. Dem Schwarzbären war es am Fluss zu voll zum Fischen und er blieb in seinem Versteck.
Seit diesem Jahr gibt es hier für die Angler neue Regeln. Alle Ausrüstungs-gegenstände dürfen nur auf Armeslänge von der Person entfernt sein. Kommt ein Bär muss man in kürzester Zeit alles zusammenpacken können. Eine weitere Regel: kommt ein Bär, soll man seinen Fisch nicht dem Bären überlassen. Na ja, kommt meiner Meinung nach sehr auf die Situation an, ob ich diese Regel befolgen würde.
Auf dem Campingplatz durfte wegen der vielen Bären in dieser Gegend auch nicht gezeltet werden, erlaubt waren zu diesem Zeitpunkt nur Wohnwagen und Wohnmobile. Die Fischsäuberungstische standen im Fluss. Somit bleibt kein Fischabfall am Land liegen, der die Bären zusätzlich anlockt, sondern die Reste werden gleich weggeschwemmt.
Nach Meile 21 auf dem Sterling Highway (nach der Tern Lake Junction) fuhren wir auf die Silak Lake Road. Diese Straße verläuft parallel zum Sterling Highway und
führt nach 20 Meilen wieder auf den Highway zurück. Ich würde diese Fahrt nicht unbedingt als spektakulär bezeichnen. Es gibt in diesem Gebiet sehr viele Seen und sehr viele Wanderwege.
Wir übernachteten im Best Western in Soldotna, dem King Salmon Hotel. Obwohl das Hotel ziemlich leer war, bekamen wir ein Zimmer im ersten Stock und wir mussten das Gepäck nach oben schleppen.
An Tieren sahen wir heute einen Schwarzbären, eine Ptarmigan Familie und zwei Hörnchen. Die Ptarmigan Familie und ein Hörnchen sahen wir auf der heutigen Wanderung. Das andere Hörnchen leistete uns beim Lunch auf dem Campingplatz Gesellschaft.
In Soldotna gab es keine große Auswahl an Restaurants. Wir gingen zum Abendessen zu Mykels, einem Steakhaus im Soldotna Inn.