Donnerstag 10.08.2006
Um sieben Uhr standen wir auf. Mich beschäftigten an diesem Morgen zwei Dinge:
1. Die Frage, wie kommen wir an Wasser?
2. Woher die Motivation für den Rückweg nehmen?
Punkt zwei löste ich schnell, einfach das Ziel, den Trailhead, in max. acht Stunden erreicht zu haben. Zu der Wasserfrage fiel mir nicht viel ein.
Tyrell leckte nach dem Aufstehen die noch vorhandenen Spuren der Steaks von dem Grillrost ab. Anschließend gab es für ihn Trockenfutter und für uns bereitete Lucas das Frühstück zu. Es gab Tee, Eier, Speck und Brot. Ah, für die Teezubereitung braucht man Wasser und Lucas holte einen Kanister Wasser aus dem Bach. Was wir vom Frühstück über ließen, lässt sich anschließend Tyrell schmecken.
Wolfgang und ich waren nach dem Frühstück starklar für den Rückweg. Lucas gab uns je zwei kleine Flaschen gefüllt mit frischen Wasser (woher?). Vier Flaschen würden uns für den Rückweg nicht reichen. Lucas, heute morgen noch wortkarger als gestern, sagte zu uns, wir sollen unterwegs ganz einfach die Flaschen an den Bächen auffüllen. Wir fragten nach Tabletten zum Entkeimen bzw. nach einem Filter. Beides gab es natürlich nicht. In jedem Wanderbuch steht auf der ersten Seite: Niemals Wasser direkt aus einem Fluss oder Bach trinken.
Wir standen an diesem Morgen vor der Wahl: Entweder Dehydration oder uns evtl. Giardia (beaver fever) einzufangen. Wir wählten, wie nicht schwer zu erraten, die zweite Möglichkeit.
Wolfgang und ich liefen los, Lucas folgte uns mit dem ATV und Tyrell um 9.30 Uhr. Heute vergrößerte er die Abstände auf 45 – 60 Minuten, an denen er auf uns wartete. Sah er uns, fuhr er sofort weiter. Mückenspray gabs heute auch keins mehr. Wolfgang zog sein Moskitonetz über, meines befand sich im Seesack.
Ich bekam allmählich einen Zorn. Ich durfte nämlich ins Gelände, Wasser suchen und die Flaschen auffüllen. Teilweise musste ich eine Böschung hinunter, teilweise durch tiefen Matsch.
Bei dem Tagespreis von CAN $400 für den guide, war das Auffüllen der Flaschen nicht im Preis enthalten. Das zu verlangen, wäre von uns wirklich eine Unverschämtheit gewesen
.
Die übrigen Getränke, von denen nur noch das Bier vorhanden war, mussten wir natürlich extra bezahlen.
Vielleicht hätte ich das restliche Bier trinken sollen, dann wäre meine Laune wahrscheinlich besser geworden.
Lucas fuhr sich irgendwann in einem Schlammloch wieder fest. Uns war das mittlerweile vollkommen egal. Wir wollten nur möglichst schnell am Ziel sein.
Nach 3 Stunden und 45 Minuten erreichten wir den Platz, an dem wir gestern die Mittagspause einlegten. Auch heute stand hier eine längere Pause auf dem Plan. Viel aßen wir nicht, der Appetit war uns längst vergangen.
Die Stimmung erreicht den Höhepunkt, als Lucas uns vor dem letzten Sumpfloch
wortlos die Wathosen vor die Füße legte. Wir sagten natürlich auch nichts mehr. Er fuhr wie üblich voraus und wir durften uns selbst einen Weg durch den Sumpf suchen.
Ok, ich wusste vom Hinweg, von dieser Stelle bis zum Ziel durften wir noch 1,5 Stunden laufen. Ich verlor jegliches Zeitgefühl und fragte nach Ablauf dieser Zeit bei Lucas nach, wie lange wir zum Trailhead noch laufen müssen. Die Antwort ließ mich fast aus den Schuhen kippen. Ging allerdings nicht, denn die Matsch-Schlammkruste an Schuhen und den Klamotten hielt mich davon ab. Er teilte uns knallhart mit, wir wären sehr langsam unterwegs und er rechne, dass wir bestimmt noch eine Stunde laufen müssen. Ob man so Gäste motiviert, die an zwei Tagen 50 km durch schweres Gelände gelaufen sind, wage ich zu bezweifeln. Wolfgangs Beine und Füße taten sehr weh, er war ziemlich kaputt. Ich war noch etwas frischer und mein Hals wurde dicker und dicker. Ich war dem Platzen nahe. Die Wut und Enttäuschung war das Einzige, was mich noch aufrecht hielt!
Als wir nach ziemlich genau acht Stunden am Auto eintrafen, brachte Lucas kein Wort über die Lippen. Uns war es egal, wir hatten das Ziel erreicht. Das ATV wurde aufgeladen, das Gepäck verstaut und schweigen fuhren wir zur Dalton Trail Lodge zurück.
Landschaftlich bot der Weg null Reize und Tiere sahen wir keine. Den Preis für den guide, fanden wir hinsichtlich dessen, was er tat, eindeutig zu hoch.
Normalerweise wäre zu erwarten gewesen, dass Thomas/Trix/Hardy uns von diesem Ausflug wegen Unbegehbarkeit des Weges abraten.
Aber CAN$ 800 in der Kasse haben oder nicht...... [/size]
Als Gegenbeispiel sei die Silver Salmon Creek Lodge genannt, die guides und die Besitzer taten ihr Bestes, sie boten einen hervorragenden Service. [/u]
Außer auf der Dalton Trail Lodge erlebten wir vor Jahren auf der Tanque Verde Ranch in Tucson ebenfalls total unfreundliche guides. Ob es bei beiden Lodges damit zusammenhängt, dass vorwiegend europäisches Publikum dort absteigt?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass Amerikaner oder Kanadier sich eine solche Behandlung gefallen lassen würden.
Und über mich selbst ärgerte ich mich auch. Warum brach ich die Wanderung am ersten Tag, nachdem wir uns auf dem alten ATV-Trail durchs Gebüsch schlagen mussten, nicht einfach ab?
Später zu Hause schaute ich auf der Homepage der Dalton Trail Lodge nach und stellte fest, dass die dort abgebildete Cabin am Frederick Lake nicht die Blockhütte ist, in der wir übernachteten!!![/i]
Während ich diese Zeilen der letzten beiden Tage schrieb, musste ich manchmal lächeln. An diesem Mittwoch und Donnerstag war es uns nicht zum Lachen zumute.
Soviel zu der Wanderung zum Frederick Lake, ich werde später noch ein paar Mal darauf zurückkommen.
An unserem Lake House angekommen, knallten wir die total dreckigen und matschverkrusteten Seesäcke, Schuhe und Klamotten ins Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche gönnten wir uns vor dem Abendessen eine Ruhepause.
Zum Abendessen gab es Entenbrust, Schweinelende, Reis, Blumenkohl, Sauce Hollandaise und als Nachtisch Apfelstrudel. Während des Essens kam Thomas mit dem morgigen Aktivitätenplan zu uns an den Tisch. Wir ließen alle beiden vorgemerkten Ausflüge von dieser Liste nehmen.
Sowohl der Ausflug ins Alsek Valley, Zitat der Homepage:
Alsek Valley
Another exciting trip follows the Dezadeash River into the Alsek valley. This is the only major river valley flowing from the Yukon to the Pacific and our favorite spot to watch grizzly and dall sheep.
als auch zum Mush Lake, Zitat von der Homepage:
Mush Lake Trail
Mush Lake trail follows an old mining road for 21.6 km through a wide forested valley. Abundant wild flowers and a variety of wildlife are the main attractions of this hike. This is an ideal 3 day trip. We have a motor boat on Mush Lake and a canoe on Bates Lake to explore the area.
konnten uns gestohlen bleiben.
Bemerkenswerter Weise fragte weder Thomas, Trix noch Hardy wie der Zustand des Weges gewesen sei und welchen Tieren wir begegnet sind.